Valentin ist 16, ein Schüler aus München und leidenschaftlicher Skifahrer. Er hat eine Saisonkarte für die Skigebiete am Brauneck, Spitzingsee und Sudelfeld und fährt so oft wie möglich raus – mit Bahn und Bus. Das aber ist nicht immer einfach.
Mit Bus und Bahn zum Skifahren: "Anstrengend"
Vor allem die Rückfahrt sei zum Beispiel in Lenggries und Spitzingsee krass. "Da geht's dann zu wie auf dem Teufelsrad", sagt der Schüler, "alle versuchen irgendwie in den Bus zu kommen und niemand achtet mehr auf die anderen Mitmenschen." Die wenigsten wollten auf den nächsten Bus warten, weil der erst in einer halben Stunde fährt und sie dann ihren Zug zurück nach München verpassen würden.
Sein Fazit zur öffentlichen Anreise: "Es ist anstrengend, aber man kann es machen." Aber der 16-Jährige fragt sich, ob er sich das mit 45 noch antun würde – zum Bahnhof zu fahren, dann mit Bahn und Bus zum Skigebiet. Er würde wahrscheinlich auch aufs Auto umsteigen, wenn er eins hätte. "Das ist einfach noch die bessere Alternative." Es wäre aber nur die komfortablere Alternative.
Alpinskitourismus: Negative CO2-Bilanz
Denn neben Lärm, Abgasen und Stau für die Einheimischen trägt der Autoverkehr auch den Hauptanteil zur schlechten CO2-Bilanz des Alpinskitourismus bei. Die Probleme kennen auch die Liftbetreiber.
Teilweise fordern sie auch bessere Verbindungen ein, wie Henrik Volpert, Vorstand der Oberstdorfer Bergbahn. Die Bahnverbindung nach Oberstdorf sei extrem unattraktiv. "Deswegen brauchen wir eine elektrifizierte Eisenbahnverbindung mit einer regelmäßigen Taktung aus den großen Ballungsräumen - nicht nur aus Kempten oder Immenstadt heraus, sondern weiter aus Memmingen und Co", sagt Volpert. "Und das wäre die Zukunft für den Nahverkehr im Allgäu."
Kein Platz für Skier in Bus und Bahn
Nach der kurzen Boom-Phase des 9-Euro-Tickets stehen beim öffentlichen Nahverkehr längst die alten Probleme auf der Tagesordnung: Tarifdschungel, fehlende Taktung, umständliche Umsteigeaktionen, zu wenig Platz im Zug, wo die Skier oft in die Gepäckablage müssen.
Um aber wirklich mehr Menschen zum Umsteigen zu bewegen, wären auch die Skigebiete gefordert, erklärt der Sprecher der Alpenschutzkommission Cipra, Uwe Roth, an einem einfachen Beispiel: "Wenn man zum Beispiel mehr Schließfächer hätte in den Skigebieten, dass die Menschen da ihre Wechselklamotten oder ihre Thermoskanne reinpacken können." Auch günstige Leihausrüstung vor Ort würde die klimafreundliche Anreise unterstützen.
Kombitickets helfen nur teilweise
Die Deutsche Bahn und der Verband der Seilbahnen verweisen auf attraktive Kombitickets, die es beispielsweise von München aus zu den Skigebieten in Garmisch-Partenkirchen, nach Lenggries, zum Spitzingsee und Bayrischzell gibt.
Aber wehe, jemand will im Alpenvorland öffentlich zum Beispiel von Bad Tölz nach Garmisch. "Da bin ich drei bis dreieinhalb Stunden unterwegs", sagt Uwe Roth von der Alpenschutzkommission, "das ist absurd".
Möglichkeiten nicht ausgeschöpft
Der seit drei Jahren vom Verkehrsministerium versprochene Queralpenbus hängt nach neuesten Informationen aus dem Ministerium weiterhin in der Planungsphase bei den Landkreisen fest. Für das Allgäu werden einzelne Vorhaben zwischen Immenstadt und Oberstdorf angekündigt, wie barrierefreie Bahnhöfe. Auf eine grundlegende Verbesserung von Bahn und Bus wird das Allgäu aber wohl noch länger warten. Die Möglichkeiten, den Wintersporttourismus natur- und klimafreundlicher zu machen, sind längst nicht ausgeschöpft.
Informationen für die Bahnanreise zu den Skiorten in Bayern und den Alpen gibt es zum Beispiel hier: www.winterrail.eu und https://bahnland-bayern.de/.
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