Zwei israelische Zivilisten sind nach Angaben der israelischen Regierung am Sonntag bei einem "terroristischen palästinensischen Angriff" getötet worden. Der Vorfall ereignete sich in der Stadt Huwara, im Norden des Westjordanlandes. Bei den beiden Opfern soll es sich um zwei Israelis handeln – Bewohner einer nahegelegenen Siedlung.
Angreifer rammt Auto und schießt
Den ersten Berichten zufolge, habe ein Angreifer das Auto der beiden Männer gerammt, das Feuer eröffnet und sei danach geflohen. Die beiden Opfer wurden ins Krankenhaus gebracht, erlagen aber dort ihren schweren Verletzungen. Augenzeugen zufolge soll der Schütze ein T-Shirt mit dem Zeichen einer lokalen Terrorzelle getragen haben. Nach Angaben der Regionalverwaltung Schomron, welche die israelischen Siedlungen in dem Gebiet verwaltet, handelte es sich bei den Getöteten um zwei 20 und 22 Jahre alte Brüder aus der nahegelegenen Siedlung Har Bracha.
Gewaltspirale in Nahost hält an
In der Gegend hatte es in der Vergangenheit schon des Öfteren Angriffe mit Schusswaffen gegeben. Viele Siedler auf dem Weg in Siedlungen im Norden des Westjordanlandes fahren durch Huwara. Die Stadt liegt in der Nähe von Nablus, wo am vergangenen Mittwoch bei einem israelischen Militäreinsatz zwölf Palästinenser getötet und mehr als 100 verletzt worden waren. Es war der blutigste israelische Armeeeinsatz im Westjordanland seit 2005. Der Einsatz galt drei mutmaßlichen Terroristen, die sich in einem Gebäude in der Innenstadt verschanzt hatten. Dabei waren die israelischen Einsatzkräfte auf massive Gegenwehr gestoßen.
Westjordanland von Israel völkerrechtswidrig besetzt
Insgesamt sind bei israelischen Militäreinsätzen und in Folge von Anschlägen seit Jahresbeginn schon über 60 Palästinenser getötet worden. 13 Menschen starben im gleichen Zeitraum in Folge palästinensischer Terroranschläge. Nablus und der Ort des heutigen Anschlags liegen im Westjordanland, das Israel völkerrechtswidrig besetzt hält. Israel hingegen spricht von "umstrittenen Gebieten".
Vertreter Israels und der Palästinenser beraten in Jordanien
Nach der jüngsten Zunahme tödlicher Gewalt im Nahost-Konflikt wollen Vertreter der Palästinenser und Israels die Lage durch vertrauensbildende Maßnahmen stabilisieren. Die Vertreter einigten sich bei einem Treffen in der jordanischen Hafenstadt Akaba am Sonntag auf einen "direkten Dialog", wie die jordanische Staatsagentur Petra berichtete. Es war mutmaßlich das erste direkte Treffen dieser Art im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern seit Jahren. An den Gesprächen nahmen auch Regierungsvertreter der USA, Jordaniens und Ägyptens teil. Ein weiteres Treffen wurde für kommenden Monat im ägyptischen Scharm el Scheich angesetzt.
Israelis und Palästinenser wollten "einseitige Maßnahmen" für drei bis sechs Monate aussetzen, hieß es ohne weitere Details. Israel verpflichtete sich, vier Monate lang keine Diskussionen über den Bau neuer Siedlungen im Westjordanland zu führen und sechs Monate lang keine neuen Siedlungs-Außenposten zu genehmigen.
Ein israelischer Regierungsvertreter sagte zugleich, Israel halte an der Entscheidung fest, neun nicht genehmigte Siedlungen zu legalisieren. Israel wolle aber in den kommenden Monaten keine weiteren Entscheidungen über Siedlungsausbau treffen.
Das Treffen kam rund drei Wochen vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan. In vergangenen Jahren hatten die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern in dieser Zeit zugenommen.
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