Eigentlich heißt sie Charlotte Emma Aitchison - aber alle Welt kennt sie unter ihrem Künstlernamen Charli xcx. Die 32-jährige Britin hat es nicht nur geschafft, im zurückliegenden Sommer das Wort "brat" durch ihr gleichnamiges Album weltweit populär werden zu lassen, sie hat auch die von ihr favorisierte amerikanische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris als "brat" (auf Deutsch: "Göre", Anm. d. Redaktion) gefeiert und damit eine riesige Social-Media-Welle losgetreten. Damit ist sie zwar vielleicht nicht die kommerziell erfolgreichste Künstlerin dieses Jahres, aber zumindest eine der einflussreichsten, wenn nicht sogar, die einflussreichste.
Alles anders und trotzdem gleich
Ihr neues Album, das in der Nacht zum Freitag, 11.10. erschien, ist eigentlich kein komplett neues. Es ist ein Remix-Album von "BRAT" und trägt den wunderbar griffigen Titel "Brat and it's completely different but also still brat". Ein neues Album zu veröffentlichen, das eigentlich keines ist, könnte man für abgehoben halten. Es könnte aber auch Ausdruck von Charlis englischem und teils bissigem Humor sein. Vielleicht ein Seitenhieb auf Taylor Swift, die alle paar Wochen eine neue Version ihres Albums "The Tortured Poets Department" veröffentlicht, auf dem bis auf zwei neue Songs alles gleich ist, um möglichst lange in den Charts zu bleiben.
Charli xcx macht hier genau das, was sie selbst lustig findet. Diese Narrenfreiheit hat sie sich hart erkämpft. In langen Diskussionen mit ihrer Plattenfirma, denen sie mit "BRAT" ein Albumkonzept präsentiert hat, das bewusst nichts für die Massen, eher für die eigenen Fans ist, ohne durchstrukturierte Radiosingles und Co - und der Erfolgt hat ihr recht gegeben.
Beeindruckende Gästeliste
Das Album ist musikalisch sehr ähnlich zum Original - also recht aufgedreht. Es ist sehr Club-tauglich, schielt mit einer gewissen Nostalgie aber auch auf die Zeit um 2008, als man sich im Internet noch illegal House-Remixe von französischen DJs runtergeladen hat. "Bloghouse" nannte sich das Genre, an das hier musikalisch angeknüpft wird. Alles durchaus ein bisschen "retro", aber ohne zu weit in die Vergangenheit zu verweisen. Das Besondere ist, dass jeder Song mit neuen Gästen versehen wurde. Und diese Gästeliste ist mit Stars wie Billie Eilish, Troye Sivan, Bon Iver, Ariana Grande oder Robyn, ziemlich beeindruckend. Es gibt sogar ein kleines Feature von Dua Lipa, das aber nicht explizit genannt wird. Dort spricht sie am Anfang des Titels "Talk Talk" kurz spanisch.
Gewohnt ehrlich
Auch inhaltlich ist das Album sehr ehrlich. In "I think about it all the time" thematisiert sie beispielsweise ihre Gedanken zum Thema Kinderkriegen. Sie möchte einerseits alles beruflich auf eine Karte setzen, weil es eben grade enorm gut läuft, andererseits hat sie Angst, den richtigen Augenblick zur Gründung einer Familie zu verpassen. Ebenso gibt es ehrliche Momente in anderen Songs, in denen sie sich mit Unsicherheit, Schuldgefühlen, Neid und Eifersucht und solchen auch "unpopulären" Gefühlen auseinandersetzt - und das holt ihre Fans wie gewohnt gut ab. Also letztendlich alles wie immer und doch irgendwie anders.
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