So ein Konzert hat es vermutlich noch nie gegeben. Knapp 300 Musikerinnen und Musiker nehmen gleich auf der Bühne im Münchner Showpalast Platz. Mehr als 200 davon sind Laien, Blasmusikanten aus ganz Bayern. Hinzu kommen Profimusiker aus dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO).
Sind die Finger schnell genug? Sitzen die Einsätze? Sind die Mitmusiker, die 40 Meter entfernt sitzen, noch gut zu hören? Die Aufregung bei den Blasmusikern ist groß. Aber einer strahlt Zuversicht aus und verspricht, sie alle gut durch das Konzert zu führen: Dirigent Sir Simon Rattle. "Niemand hat jemals in so einer großen Gruppe gespielt. Und dass das funktioniert, ist ein kleines Wunder", sagt er.
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Konzertabend mit Uraufführung
Mehr als 1.600 Zuschauer im Publikum erleben dieses kleine Wunder live im Showpalast in München. Die Ulrichsbläser aus dem niederbayerischen Büchlberg, die Blaskapelle aus dem oberbayerischen Möckenlohe, das Jugendblasorchester Marktoberdorf und die Brass Band Unterallgäu aus Schwaben werden mit dem BRSO zu einem großen Klangkörper. Die Musikgruppen reagieren aufeinander - gerade in dem Werk von Lorenz Dangel, der extra für diese Besetzung das Stück "Phon" komponiert hat. Er spielt damit, dass die Ensembles weit auseinander sitzen und lässt so die Musik durch den Raum wandern und kreiseln.
Musiker denken schon an Hoagascht-Revival
Die Musiker sind danach euphorisch: "Das war einfach gigantisch", "Es war anstrengend, aber es war ein geiles Erlebnis", "Gänsehaut", "Ich habs total genossen, nicht mal auf meiner Hochzeit hab ich so viel gelacht", erzählen Musiker aus den verschiedenen Regionen. Sie wollen auch über den Hoagascht hinaus in Kontakt bleiben, sagt Josef Maderer, Dirigent der Ulrichsbläser Büchlberg. "Ich habe schon mit den anderen Dirigenten gesprochen, ob wir nicht irgendwo im Bayerischen Ländle ein Hoagascht-Revival organisieren." Und auch Simon Rattle findet: "Es ist eine große Familie. Und ich habe das Gefühl, dass das eine Familie sein könnte, die immer weiterwächst."
Musikgruppen leisten wichtigen gesellschaftlichen Beitrag
Für Katja Wildermuth, Intendantin des Bayerischen Rundfunks, vereinigt der Symphonische Hoagascht das Beste, was Bayern und der BR zu bieten haben: Hochkultur und Tradition. "Die Blasmusik-Ensembles leisten einen wichtigen Dienst für unsere Gesellschaft. Sie bringen Leute zusammen, weg von ihren Bildschirmen, hin zum gemeinsamen Musizieren und zur gelebten Kultur."
Das Publikum applaudiert und bejubelt die Musiker nach dem Konzert – viele haben Verwandte in den mitmachenden Blasmusikgruppen, aber auch Fans des BRSO konnten Karten ergattern. “Es war fantastisch, berührend und spannend”, sagt eine Zuhörerin. Andere bewundern, wie gut sich die Musiker und der Dirigent trotz der Menge zurechtfinden. Bei einem sind sich alle Interviewten einig: Eine derartige Verbindung von Klassik und bayerischer Blasmusik hat noch niemand erlebt.
Die Idee kam vom Sir selbst
Seit 2023 leitet Sir Simon Rattle, einer der gefragtesten Dirigenten der Welt, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO). Und gleich zu Beginn sagte Rattle, dass er Bayern kennenlernen möchte. Das geht nicht ohne Blasmusik. Und so ist aus der kleinen Idee ein großes Projekt geworden: der Symphonische Hoagascht. Blaskapellen aus Bayern sollen mit dem BRSO musizieren. Sich kennenlernen, gegenseitig besuchen, gemeinsam proben und am Schluss zusammen auftreten. Beim großen Hoagascht-Konzert spielen sie Stücke aus beiden Welten: symphonische Musik und bayerische Blasmusik. Mehr als 100 Ensembles hatten sich beworben. Letztlich wurden vier Blaskapellen ausgewählt.
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