Am Abend wurde die 76. Frankfurter Buchmesse eröffnet. "Bücher brauchen Freiheit und Demokratie – wie die Demokratie Bücher braucht", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bei dem mehr als zweistündigen Festakt.
"Je mehr wir lesen, lernen und vor allem wissen, desto bedeutungsloser wird die Angst, wird das Ressentiment und umso leidenschaftlicher unsere Lust am Neuen, am Unbekannten", sagte die Grünen-Politikerin. "Das macht Literatur zu einem Mittel gegen die schlichten Wahrheiten des Populismus, gegen Vereinfachungen, Verkürzungen und Verdrehungen, gegen Fake News, Hass und Hetze."
Gastland ist in diesem Jahr Italien
Ehrengast ist in diesem Jahr Italien. Im Vorfeld war es dort zum Streit über die Autorinnen und Autoren gekommen, die das Land in Frankfurt vertreten sollten. Italiens Kulturminister Alessandro Giuli sagte bei der Eröffnungsfeier, er verteidige "die unantastbare Freiheit der Meinungsäußerung in jeder Form" – auch wenn das zu Dissens führe, "auch wenn es der Regierung, der ich angehöre, schaden könnte".
Nicht alle der 90 Autorinnen und Autoren, die in die Mainmetropole kommen, sind Teil der offiziellen Delegation: Einige reisen auf Einladung ihres Verlags an. "Den Gastlandauftritt bestimmt das Gastland, den bestreitet das Gastland und da haben wir tatsächlich auch als Ausrichter nichts zu sagen", betonte die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs.
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) lobte den regierungskritischen Schriftsteller Roberto Saviano und den Mafia-Ermittler Giovanni Falcone als Vorbilder. Savianos jüngstes Buch handelt von Falcone. Die größte Gefahr für die Demokratie sei "diese verdammte Gleichgültigkeit", so Rhein. Weder Falcone noch Saviano seien solche Gleichgültigen.
Wirtschaftlich steht die Buchbranche aktuell gut da
Zur Buchmesse wurden auch Branchendaten bekanntgegeben: In den ersten drei Quartalen 2024 habe sich der Umsatz der Buchbranche leicht über dem Vorjahr und damit auf einem stabilen Niveau bewegt: "Das müssen uns andere Branchen erst mal nachmachen", sagte die Vorsteherin. Erfreulich sei, dass junge Leserinnen sich für Bücher begeisterten.
Die Messe hat daher in diesem Jahr dem Genre "New Adult" viel Raum in einer eigenen Halle eingeräumt. "Wir greifen neue Entwicklungen des Marktes auf", erläuterte Buchmesse-Direktor Juergen Boos. Dort habe die Messe "eher den Charakter einer Convention". Es werde "dieser Leselust, diesem Fandom" eine Bühne gegeben, sagte er. So gehe es etwa um das Signieren oder um Selfies mit den Autorinnen oder Autoren.
Mit Informationen von dpa und KNA
Im Video: Buchhändlerin Katrin Schmidt zu neuen Lesetrends
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