Ein Buchladen in Ebersberg mit vielen Büchern und Spiegel-Bestsellern, im Hintergrund eine Leseecke
Bildrechte: BR / Tanja Gronde
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Beratung ist Trumpf: Buchladen am Ort – hier in Ebersberg.

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Mit Stammkunden, TikTok und NewRomance: Wie Buchläden überleben

Mit Stammkunden, TikTok und NewRomance: Wie Buchläden überleben

Am 16. Oktober beginnt die Frankfurter Buchmesse. Verlage präsentieren sich, Autoren und Autorinnen stellen sich vor. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Buchläden, nicht nur in Bayern. Was können die Läden dagegen tun?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Auf der Frankfurter Buchmesse, die am 16. Oktober beginnt, wird dem Buch der rote Teppich ausgerollt. Aber: Waren es 2019 noch rund 500 Buchläden in Bayern, sind es, Stand 2022, knapp 70 Läden weniger, gibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels auf Nachfrage bekannt; er ist Veranstalter der Buchmesse.

Die Gründe: Zum einen hören immer mehr Inhaber altersbedingt auf, zum anderen gehen die Umsätze im Einzelhandel zurück, auch im Buchhandel. Denn die Online-Konkurrenz sei groß, so Klaus Fuereder, Münchner Buchhändler und Vorsitzender des Landesverbands Bayern im Börsenverein:  "Mittlerweile muss man auch auf TikTok sein und Instagram und eine eigene Webseite haben. Das ist viel mehr Herausforderung als früher."

Mit TikTok-Video Laden gerettet

Johann Struck hat eine Durststrecke hinter sich. Der Buchhändler musste zwei seiner drei Läden schließen. Und um den letzten in Bad Aibling stand es auch nicht gut. Da entschloss er sich, auf TikTok die Wahrheit zu teilen: "Ich habe gesagt: 'Leute, wenn dieser Buchladen so weiterläuft wie bisher, dann müssen wir in drei Wochen schließen!' Und das hat die Leute aufgeweckt." Deutschlandweit bestellten die Menschen Bücher, für einige Wochen, dann war auch diese Solidaritätswelle abgeebbt. Aber Struck ist dennoch mit dem jetzigen Stand zufrieden. Das Schulbuchgeschäft war erfolgreich, Weihnachten kommt auch noch.

Ohne Stammkundschaft geht es nicht

Die Stammkundschaft ist das, was dem Buchhandel vor Ort den Umsatz bringt. Diese Kunden schätzten die Beratung und den persönlichen Kontakt, sagt Gabriele Grim, Buchhändlerin und Besitzerin des "Blätterwerks" in Karlsfeld bei Dachau. Die Kunden kämen mit Links von digitalen Plattformen und würden dann vor Ort bestellen. Hinzu komme: Fachsimpeln, Austausch und Empfehlungen. Man kennt sich in Karlsfeld, und das schätzt Gabriele Grim, als die schöne Seite an dem Job.

Babyboomer geben Läden auf

Die andere ist die Selbstständigkeit der Einzelhändler, die aber auch Einzelkämpfer sind – mit einer Mischung aus Idealismus und Selbstaufgabe. Nach 16 Jahren war Gabriele Grim klar: Sie will nicht mehr weitermachen. "Ich kam aus dem Urlaub und hab gemerkt, ich will nicht mehr in meinen Job."

Die 54-Jährige hätte den Laden auch geschlossen, aber hatte Glück. Ihre Mitarbeiterin wird nächstes Jahr das "Blätterwerk" übernehmen. Gabriele Grim wird dann etwas anderes machen. Allerdings gibt es Buchhändler, die noch nicht sicher sind, ob sie Nachfolger finden. Da viele Läden in den 80er- und 90er-Jahren eröffnet worden sind, so der Börsenverein, bleibt das Thema "Nachfolge" eine Herausforderung der nächsten Jahre. Und: Auch die junge Generation in die Buchläden zu locken. "New Romance" ist ein neuer Trend, Liebesgeschichten junger Erwachsener als Ergänzung zu Fantasy und Science-Fiction.

Mutige Neugründungen

Der Buchhandel ist, genauso wie der Einzelhandel generell, unter Druck. Die Kundschaft gehe ins Internet, so der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Bayern. Neugründungen gebe es, allerdings eher in Großstädten. Und die Konzepte ändern sich: hin zum "Lesen PLUS" – mit Events, Lesungen und Café. Buchläden gehen auch gezielt in Wohnviertel mit Familien, auch weil Kinderbuch und Krimi immer noch am besten laufen, sagen die Branchenkenner.

Buchhändler – und Influencer!

Johannes Rieder hat den Schritt gewagt und Anfang Oktober einen Laden mit Schwerpunkt Kinderbuch für die Familien im Prinz-Eugen-Park im Münchner Stadtteil Bogenhausen eröffnet. Er kennt die Branche, da er mit seiner Schwester einen Kinderbuchverlag hat. Er glaubt daran, dass Buchläden Begegnungsorte sind, in denen Gespräche stattfinden und man Neues entdecken kann: "So wie Urlaub machen", sagt Johannes Rieder lachend. Genau genommen ist er Buchhändler und Influencer, denn: Die inhabergeführten Läden übernehmen laut Börsenverein auch die Aufgabe, Lesen zu fördern und für Literatur zu begeistern.

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