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Trickst er? Wladimir Putin im Kreml

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"Donald raucht am Spielfeldrand": Setzt Putin auf Sieg?

"Donald raucht am Spielfeldrand": Setzt Putin auf Sieg?

US-Präsident Donald Trump argwöhnt, der Kreml "verschleppe" die Waffenstillstandsverhandlungen absichtlich. Russische Propagandisten hoffen ausdrücklich auf eine Verzögerungstaktik: "Putins Strategie ist vernünftig, wenn es denn eine solche ist."

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Könnte sein, dass sie alles hinauszögern", vermutete Donald Trump in einem Interview mit dem US-Sender "Newsmax", was Russlands Einstellung zu den Waffenstillstandsverhandlungen betrifft. Er sei sich allerdings diesbezüglich "nicht sicher". Zwar fielen in der Ukraine keine amerikanischen Soldaten, so Trump, aber der Konflikt sei ihm gleichwohl nicht egal: "Ich sehe die Bilder von den Schlachtfeldern und möchte sie eigentlich ausblenden. Überall dort sind Arme, Beine und Köpfe verstreut. Die Waffen sind albern. Drohnen sind jetzt eine große Sache. Ich will einfach nur, dass das aufhört."

"Putins Strategie ist vernünftig"

Moskauer Propagandisten wären offenbar erleichtert, wenn Putin tatsächlich auf eine Verzögerungstaktik setzt, wie viele vermuten: "Es macht absolut Sinn. Putins Strategie ist vernünftig, wenn es denn eine solche ist", schrieb der kremlnahe Politologe Sergei Markow. Er hielt einen Waffenstillstand im Schwarzen Meer ohnehin für "sinnlos", weil dort sowieso weitgehend Normalität herrsche und die Ukraine gar keine Marine mehr habe.

Nationalist Igor Skurlatow (524.000 Follower) schimpfte, die russischen Unterhändler, die in die saudi-arabische Hauptstadt Riad gereist seien ("alle über 70"), hätten gar keine Vollmachten gehabt, die "Spezialoperation" als solche zu diskutieren. Es sei "abscheulich und falsch" von "Verhandlungen" zu sprechen.

"Sie verarschen uns"

Der Kreml tappe permanent in die "Fallen" von Trump "wie in Kuhfladen": "Manchmal aus Unerfahrenheit und manchmal aus rasender, absichtlicher Lust an schizophrener Ekstase. Auf jeden Fall ist der Gesamteindruck vulgär und ekelhaft. Sie verarschen uns." Trump sei zwar weder Franklin D. Roosevelt, noch Ronald Reagan, aber auch er versuche, den Kreml mit "billigen Taschenspielertricks für Trottel" übers Ohr zu hauen.

Ironischerweise kritisierte auch der ukrainische Kommentator Alexei Kopytko das vorgerückte Alter der russischen Unterhändler Gregori Karasin (75 Jahre) und Sergei Beseda (70 Jahre). Er zählte sie wie Putin (72) und dessen Außenminister Sergei Lawrow (75) zum "Club der bösen Großväter" und bezweifelte, dass sie Interesse an den Details eines Waffenstillstands haben: "Mit der Front haben sie nichts zu tun. Aber mit der Aufteilung fremder Gebiete kennen sie sich aus."

Beobachter Andrei Nikulin verwies darauf, dass Trump wie üblich von einem sehr wohlmeinenden, konservativen Journalisten befragt worden sei: "Selbst in diesem Umfeld herrscht das Gefühl vor, dass es Russland ist, das die Zügel in der Hand hält, nicht die Ukraine."

Verweis auf Napoleons 100 Tage

Für die propagandistische Nachrichtenagentur RIA Nowosti beschwor Alexander Jakowenko den "Sieg über den Westen", die Geschichte sei auf Seiten Russlands, es breche jetzt die "Zeit der russischen Zivilisation" an. Die Lage der Ukraine verglich er mit der von Napoleon, der nach seiner ersten Absetzung und Verbannung auf die Insel Elba abermals für 100 Tage die Macht an sich riss und erst bei Waterloo endgültig besiegt wurde.

"Ein besiegtes Land, ein gescheiterter Staat, muss handfeste Garantien dafür geben, dass seine Politiker und Streitkräfte nicht im Handumdrehen ihre Ansicht ändern und erneut eine Bedrohung für ihre Nachbarn und den gesamten Kontinent darstellen", so Jakowenko.

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Der kremlkritische Polit-Blogger Anatoli Nesmijan (121.000 Fans) hatte wie Trump den Eindruck, dass sich die Waffenstillstandsgespräche in die Länge ziehen: "Der Kriegszustand ist für die Führung sowohl Russlands als auch der Ukraine zur Gewohnheit und vorteilhaft geworden. Sie wissen nicht wirklich, was sie mit einem friedlichen Staat anfangen sollen. Die Rückkehr zum friedlichen Leben ist ein sehr ernstes Problem, auf das weder Moskau noch Kiew vorbereitet sind. Daher die offensichtlichen Bedenken. Daher hat Frieden für niemanden Priorität."

"Bis heute keine Klarheit"

Ein weiterer russischer Blogger meinte achselzuckend: "In unserem Herzen wünschen wir uns wirklich den Frieden. Aber das Gehirn mag nicht an einfache, positive Lösungen glauben."

Kolumnist Dmitri Drise vom Wirtschaftsblatt "Kommersant" bilanzierte: "Einerseits ist es sicherlich positiv, dass [bei den Gesprächen in Riad] Vereinbarungen getroffen wurden, wenn auch in unterschiedlich interpretierter Form. Gleichzeitig lassen zahlreiche Details erhebliche Zweifel am endgültigen Erfolg aufkommen. Es muss festgestellt werden, dass in der Hauptfrage – der Schaffung von Frieden – bis heute keine Klarheit herrscht."

"Donald nervös am Spielfeldrand"

Politologe Georgi Bovt spottete: "Wie die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, sagte , seien die Ukraine und Russland 'einem umfassenden Waffenstillstand näher als je zuvor'. Ich frage mich, ob sie in Moskau und Kiew davon wissen?"

Russische Leser stellten fest, dass die Beziehung zwischen dem Kreml und Trump anscheinend schon wieder erkaltet sei: "Donald raucht nervös am Spielfeldrand. Es stellt sich heraus, dass es auf der Welt noch härtere Verhandler gibt als ihn."

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