In einem kleinen Nebenzimmer im zweiten Stock des weltberühmten Albrecht-Dürer-Hauses (externer Link) verwandelt sich Karin Mayer mehrmals in der Woche in Agnes. Weiße Bluse und Haube, blauer Faltenrock und kurzes Strick-Bolero. In nur wenigen Minuten wird aus der 51-jährigen Nürnbergerin Agnes Dürer die Frau des berühmten Malers. Und die ist bereit für die erste Führung des Tages.
"Schwupps bin ich 500 Jahre älter, fühle mich aber immer noch ganz jung und fit!" Karin Mayer, Agnes-Darstellerin
Eine Stunde Agnes Dürer
Im Foyer wartet bereits die Besuchergruppe. Aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Thüringen sind die Dürer-Interessierten dieses Mal gekommen. Bereit, sich rund eine Stunde lang von Agnes durch das Haus und damit das Werk und Leben Albrecht Dürers führen zu lassen.
Karin Mayer fühlt sich bereits seit neun Jahren wohl in der Rolle der Agnes Dürer. Durchaus eine bewundernswerte Frau im modernen Sinne sei das gewesen, quasi schon damals eine Art Managerin, die die Kunst ihres Mannes gut vermarktete. Die Führungen von "Agnes" sind anschaulich, voller Anekdoten, immer in Bewegung. 51 Euro brutto gebe es pro Führung. Das Geld allein ist für Agnes-Darstellerin Karin Mayer allerdings nicht wirklich der Antrieb. Sie liebt einfach die Interaktion mit dem Publikum. Eintönig oder langweilig sei der Job nie. Die Inhalte sind überwiegend vorgegeben. Gleichzeitig habe Karin Mayer aber auch viel über Dürer gelesen, Dokumentationen geguckt und sich immer an aktuellen Forschungen orientiert.
"Jede Führung ist anders. Mal Vereine, mal Kinder. Das ist das Spannende!" Karin Mayer, Agnes-Darstellerin
Zehn neue "Agnese" gesucht
Aktuell gibt es zwölf "Agnes-Darstellerinnen" im Haus. Mehr wären besser, sagt die Leiterin des Albrecht-Dürer-Hauses, Christine Demele. Die Führungen seien sehr beliebt. Der Bedarf könne in Hochzeiten oft gar nicht gedeckt werden. Daher sucht das Haus nach neuen "Agnesen". Aufgeschlossen, geschichtsinteressiert und kommunikativ sollten potenzielle Bewerberinnen sein. Erste Anfragen seien bereits eingegangen, die gilt es jetzt zu sondieren. Weitere seien herzlich willkommen. Am besten direkt per Kontaktformular an das Albrecht-Dürer-Haus.
"Idealerweise sind Agnes-Bewerberinnen auch ein wenig in Albrecht verliebt!" Christine Demele, Leiterin Albrecht-Dürer-Haus
Karin Mayer zieht nach neun Jahren "Agnes" auf jeden Fall eine positive Bilanz und will weitermachen. Sie freut sich auf neue Kolleginnen. Die ein oder andere wird sie dann sicherlich auch einarbeiten dürfen.
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