Von einem "einzigartigen Kulturbauvorhaben" und einer "geschichtsträchtigen Entscheidung" ist die Rede. Die Kongresshalle, ein ehemaliger Nazi-Bau in Nürnberg, soll ein Hotspot für die Kultur werden. Das Projekt erhält national und international Aufmerksamkeit. Es geht um die Frage, wie Deutschland, allen voran Nürnberg, einst Stadt der NS-Reichsparteitage, mit seinem braunen Erbe und den baulichen Hinterlassenschaften umgeht.
Trotz Kostensteigerung – Stadt will Großprojekt stemmen
Die Kosten für das Mega-Projekt: rund 300 Millionen Euro. Ein Großteil wird über Fördergelder finanziert. Rund 86 Millionen Euro muss die Stadt stemmen. Dem stimmte der Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwochnachmittag mit großer Mehrheit zu. Die Kosten sind dabei deutlich gestiegen. Ursprünglich hatte die Stadt eine Obergrenze für das Projekt eingezogen. Bei 211 Millionen Euro Gesamtkosten hätte Schluss sein sollen, so die Kritik in der Stadtratssitzung.
Die Baukosten seien durch die Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine aber enorm angestiegen, gibt wiederum Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich zu bedenken. Dennoch im Vergleich zu anderen Kulturprojekten dieser Größe seien die Kosten ein Schnäppchen, so Ulrich. Das Münchner Konzerthaus etwa sprengt jeden Rahmen.
Es wird grün im Innenhof der Kongresshalle
Geplant ist, dass das Nürnberger Staatstheater in die Kongresshalle einzieht, solange das Opernhaus in der Innenstadt saniert wird. "Wir sind unglaublich erleichtert. Jetzt haben wir Planungssicherheit", sagt der Intendant des Staatstheaters Jens-Daniel Herzog. Da der Rundbau nicht genügend Platz für die Bühne samt Orchestergraben und Zuschauerraum bietet, wird ein Extra-Bau im Innenhof der Kongresshalle errichtet. Wie dieser aussehen wird, ist nun ebenfalls klar.
Durchgesetzt hat sich ein Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros LRO. Auffällig ist die begrünte Fassade, die je nach Jahreszeit anders aussehen wird. "Wir wollten bewusst keine sich selbst inszenierende Architektur, wichtig war eine Spielstätte, die sich in den Bestand untergeordnet einfügt. Das gelingt mit dem intensiv begrünten Projekt hervorragend", sagt Baureferent Ulrich. Die Architektur versteckt sich quasi hinter der grünen Haut, so Ulrich und tritt nicht in Konkurrenz mit der Kongresshalle.
Stadt will internationale Künstler anlocken
Außerdem sind in der Kongresshalle Ateliers, Proberäume und Ausstellungsräume für die Freie Kunstszene in Nürnberg vorgesehen. Die Stadt erwartet aber auch, dass der Ort internationale Künstler anziehen wird. Zusammen mit dem Bund und Freistaat soll eine Stiftung ins Leben gerufen werden, um die Räume für die Freie Szene zu managen.
2028 sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein und die Kultur in den ehemaligen Nazi-Bau ziehen. Der Ergänzungsbau muss dann 25 Jahre genutzt werden. Das war eine Bedingung für Fördergelder. So werde die Kongresshalle auch nach der Rückkehr des Staatstheaters ins Opernhaus in der Innenstadt ein Ort für Kunst und Kultur bleiben, verspricht Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner.
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