Statue von Maria mit schwangerem Bauch und aufgestellten Beinen.
Bildrechte: Ulrich Kehrer/Diözese Linz
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So sah die Statue von Esther Strauß vor dem vandalistischen Angriff aus.

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Enthauptung von Marienstatue in Österreich – Religiöses Motiv?

Enthauptung von Marienstatue in Österreich – Religiöses Motiv?

In Österreich haben im Linzer Dom Unbekannte eine Marienstatue geköpft. Die Künstlerin sieht darin einen Angriff auf den weiblichen Körper. Der Staatsschutz ermittelt. Spuren weisen ins reaktionär-katholische Milieu.

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Auch Jesus wurde unter Schmerzen geboren. Das Kleid der Mutter Gottes ist hochgerutscht, der schwangere Bauch entblößt und die Beine breit aufgestellt. Die Tiroler Künstlerin Esther Strauß hat Maria als gebärende Frau inszeniert. Die Statue wurde im Linzer Mariendom ausgestellt.

Doch Anfang Juli wurde sie von Unbekannten zerstört. Ihr Kopf wurde abgesägt. In Österreich ermittelt jetzt der Staatsschutz, in einer Telegram-Gruppe ist ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Die Spuren weisen ins katholische-reaktionäre Milieu.

Bekennerschreiben aus katholische-reaktionärem Milieu

In einer österreichischen Telegram-Gruppe "Katholischer Widerstand" hat sich eine Person unter dem Pseudonym "Held von Linz" zu der Tat bekannt. Die Statue sei blasphemisch und beschädige das Ansehen Marias. "So wie die Gottesmutter in Liebe alles für uns tut, so müssen wir ohne zu zögern alles für sie tun. Das beginnt bei Gebeten und endet, wenn nötig, mit unserem Leben", schreibt der mutmaßliche Täter. Zunächst habe er den Rumpf der schwangeren Statue absägen wollen. Um nicht erwischt zu werden, habe er sich aber für die schnellere Variante entschieden und den Kopf abgesägt.

Leerstelle in der Kunst: Statue zeigt Geburt Jesu

Die Statue habe bildsprachlich eine Lücke in der so bekannten Weihnachtsgeschichte geschlossen, so verstehen es die Ausstellungsmacher: Die hochschwangere Maria und ihr Verlobter Josef suchen in Betlehem eine Herberge und finden nur einen Stall. Dort bringt Maria Jesus zur Welt. Kurze Zeit später präsentiert Maria ihren Sohn den Heiligen Drei Königen. Von der Herbergssuche bis zum Besuch der Könige geht es in der Erzählung sehr schnell. Die Statue mit dem Titel "crowning" hat nun den physischen Akt der Geburt Jesu in den Mittelpunkt gestellt. Zu sehen war die Statue im Rahmen der Veranstaltungsreihe "DonnaStage", in der Themen rund um Frauenrollen, Familienbilder und Geschlechtergerechtigkeit diskutiert werden.

Indem die Künstlerin den Moment der Geburt darstellt, erweitere sie den Blick auf die Mutter Jesu, erklärt Kunsthistorikerin Anna Minta auf Bayern 2. Sie ist Professorin an der Katholischen Privatuniversität Linz und hat die Veranstaltungsreihe DonnaStage mitinitiiert. Ihr sei bislang keine künstlerische Arbeit bekannt, in der Maria als gebärende Frau in den Fokus rückt. Die Geburt durch einen Menschen sei auch theologisch bedeutsam. "Es ist essenziell, auch für das religiöse Verständnis, dass Christus Menschenkind und Gottessohn ist", sagt Minta.

Applaus von reaktionär-katholischem Aktivisten

Applaus bekommt der mutmaßliche Zerstörer des Kunstwerks, der selbsternannte "Held von Linz", von einer nicht unbekannten Figur aus dem ultrakonservativen katholischen Milieu in Österreich. "Was hier passiert ist, war bitter notwendig und an den Unbekannten folgende Worte: Vielen Dank. Deo Gratias!", sagt Alexander Tschugguel in einer Videobotschaft in der Telegram-Gruppe "Katholischer Widerstand". "Diese Statue war kein Kunstwerk, sondern eine Verächtlichmachung der Mutter Gottes."

Tschugguel hatte 2019 während der Amazonas-Synode im Vatikan fünf Statuen aus einer römischen Kirche gestohlen und sie in den Tiber geworfen. Die Statuen stellten die Inka-Fruchtbarkeitsgöttin Pachamama dar und waren anlässlich der Synode ausgestellt worden. Tschugguel bezeichnete sie in einem YouTube-Video als "Götzen". Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, das zu Rechtsextremismus in Vergangenheit und Gegenwart forscht, attestiert Tschugguel eine Nähe zu rechtsextremen Kreisen.

In der Telegram-Gruppe "Katholischer Widerstand" finden sich zahlreiche Diskussionen, die Abtreibungen, das Recht gleichgeschlechtlicher Paare zu heiraten oder eine diversere Sexualaufklärung polemisch kritisieren.

Petition gegen die Statue

Vor der Tat in Linz hatte die Plattform CitizenGo, die im Internet zur Verteidigung christlicher Werte aufruft, gegen die gebärende Marienstatue protestiert. "Die feministisch-heidnische Skulptur der gebärenden Gottesmutter sofort aus dem Linzer Dom entfernen!", heißt es in einer Petition, die an den Linzer Bischof und Dompfarrer adressiert war. Die Betreiber der Plattform hatten bereits im März gegen ein ihrer Meinung nach "satanisches" Kunstwerk im Wiener Stephansdom protestiert. Zur Fastenzeit hatte der Künstler Gottfried Helnwein violette Tücher aufgehängt, auf denen Totenschädel zu sehen waren. Nach einer Petition der Plattform CitizenGo wurde die Installation frühzeitig wieder abgehängt.

Zerstörtes Kunstwerk: Symbol für Gewalt gegen Frauen

Die Verantwortlichen der Ausstellung sind nach dem Akt von Vandalismus bestürzt. "Es war uns bewusst, dass wir mit dieser Installation auch Diskussionen hervorrufen. Wenn wir damit religiöse Gefühle von Menschen verletzt haben, tut uns das leid, aber diesen Gewaltakt der Zerstörung verurteile ich aufs Schärfste", schreibt Johann Hintermaier, Bischofsvikar für Bildung, Kunst und Kultur, in einer Stellungnahme.

Für die Künstlerin Esther Strauß ist die Zerstörung ein Symbol patriarchaler Macht. "Diese Gewalt ist für mich ein Ausdruck davon, dass es immer noch Menschen gibt, die das Recht von Frauen an ihrem eigenen Körper infrage stellen. Dem müssen wir ganz entschieden entgegentreten", so Strauß schriftlich.

Die zerstörte Statue werde aktuell nicht ausgestellt, sagt Kunsthistorikerin Anna Minta. "Wir wollen der Zerstörung und diesem Akt der Gewalt gegenüber einem Frauenkörper keinen Raum geben", erklärt sie. Der Ausstellungsraum werde nicht geräumt, aber auch nicht mehr geöffnet. "Wir wollen nicht, dass diese Bilder präsent sind."

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