Nach den erneuten russischen Raketenangriffen auf die Ukraine haben vor der Bayerischen Staatskanzlei in München etwa 200 Menschen gegen den Angriffskrieg demonstriert. Die Teilnehmer sangen Lieder und hielten Vorträge, hatten Ukraine-Flaggen und Transparente dabei.
Die Demonstrantinnen und Demonstranten zeigten sich entsetzt von dem Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew. Einige hielten Bilder von verletzten Kindern in den Händen.
"Wir schauen nicht weg"
Viele Teilnehmer waren mit ihren Kindern zu der Kundgebung gekommen. Eine Demonstrantin erklärte, es sei nach dem Angriff zu Protestaktionen in Toronto, Alicante, Berlin und Hamburg gekommen. Und auch in München sei es wichtig zu zeigen, "wir schauen nicht weg", so die Teilnehmerin. Mehrere Demonstranten wiesen auf die große Bedeutung des Kinderkrankenhauses, vor allem im Bereich der Krebstherapie, hin. Auch von einem Angriff auf die ukrainische Zukunft war die Rede.
Münchner OB Reiter bietet Hilfe an
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte Kiew nach dem Angriff seine Unterstützung zu. In einem Schreiben an Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko habe er zugesichert, dass die städtische München Klinik bereitstehe, um erkrankte Kinder aufzunehmen und sie medizinisch zu versorgen. "Diese abscheuliche Tat, die unschuldige und schwerkranke Kinder und ihre Familien getroffen hat, erfüllt uns mit tiefer Trauer und großer Wut", heißt es. Um den betroffenen Kindern so schnell wie möglich helfen zu können, habe man die Münchner Klinik bereits in dem deutschlandweiten Netzwerk als Unterstützungskrankenhaus gemeldet.
Auch UN-Sicherheitsrat beschäftigt sich mit Attacke
Die UN haben inzwischen bestätigt, dass es sich "sehr wahrscheinlich" um eine russische Attacke handelt. Videoaufnahmen zeigten, dass die Ochmatdyt-Kinderklinik "direkt" von einem in Russland gestarteten Marschflugkörper vom Typ CH-101 getroffen worden sei, sagte die Leiterin der UN-Mission zur Beobachtung der Menschenrechte in der Ukraine, Danielle Bell. Es handele sich um "einen der ungeheuerlichsten Angriffe" seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022.
Mitglieder des Weltsicherheitsrates verurteilten Moskaus Vorgehen scharf. Die britische Botschafterin Barbara Woodward erklärte, Russlands Verhalten sei "eine Schande für den Sicherheitsrat und insbesondere für den Vorsitz der Präsidentschaft." Frankreichs Vertreter Nicolas de Rivière sprach von einem "weiteren Eintrag und eine Liste von Kriegsverbrechen", für die Russland zur Verantwortung gezogen werden müsse. China äußerte sich zurückhaltender.
Der Direktor des angegriffenen Kinderkrankenhauses, Wolodymyr Schownir, sprach ebenfalls zum Weltsicherheitsrat und beschrieb den Moment des Einschlags und der Explosion in der Klinik als "wirkliche Hölle".
Faeser verurteilt Angriff
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat den russischen Luftangriff scharf verurteilt. "Der Raketenangriff auf eine Kinderklinik ist ein furchtbares Kriegsverbrechen, das erneut zeigt, mit welch unfassbarer Unmenschlichkeit Putin seinen Krieg gegen die Ukraine führt", erklärte sie in einer Mitteilung mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Insgesamt 1.116 schwer verwundete, verletzte und kranke Ukrainerinnen und Ukrainer seien inzwischen nach Deutschland evakuiert worden. "Viele Opfer haben Gliedmaßen verloren, sie haben Schuss- und Explosionsverletzungen. Sie bekommen in Deutschland die bestmögliche medizinische Behandlung." Auch Kinder mit furchtbaren Kriegsverletzungen seien nach Deutschland gebracht worden. Weitere Evakuierungen stünden unmittelbar bevor, so Faeser.
Video: Entsetzen nach Angriff auf Kinderklinik in Kiew
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