Seit 2020 ist die Ethnologin Carola Lentz Präsidentin des Goethe-Instituts – und hat in diesem Rahmen auch mit Geldnöten zu kämpfen. Seitdem sie dort sei, sei "eigentlich permanent Krise", hatte die 69-Jährige bereits im vergangenen Dezember im Interview gegenüber dem BR gesagt.
Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist zwar festgehalten, dass die Ampel die Arbeit wichtiger "Mittler, insbesondere das Goethe-Institut ... stärken" wolle. Aber das erlauben die klammen Kassen kaum. "Wir müssen Federn lassen und haben jetzt eben dieses Zukunftskonzept entwickelt", hatte Lentz damals gesagt. "Damit wir nicht irgendwie wild streichen, sondern sehr geordnet nach Kriterien überlegen: Was ist zentral, was müssen wir umbauen, auch wie müssen wir die Zentrale verändern?"
Steigende Kosten, weniger Mittel
Der Finanzrahmen des Goethe-Instituts befinde sich auf dem Niveau von 2017, hatte Lentz im damaligen BR-Interview geäußert - im Vergleich zu 2018 habe man jedoch auch eine Kostensteigerung von ungefähr 30 Prozent: Energiekosten, steigende Gehälter, inflationäre Entwicklungen. Und die seien an anderen Standorten des Instituts oft weitaus dramatischer als in Deutschland: "Nehmen Sie Ägypten: über 100 Prozent Inflation. Das heißt: Wir sind nominal auf dem Stand von 2018 und können somit ein Drittel weniger machen, und d.h., wir wollen da umschieben."
Das Geld nützte nichts, so Lentz, wenn es nur in Liegenschaften, die Mieten, in Energiekosten oder Verwaltungsgehältern gebunden sei. "Wir brauchen die Gelder auch, um Programm machen zu können". Auch sagte Lentz, dass sie davon ausgehe, dass sich die finanzielle Situation in den kommenden zwei bis drei Jahren nicht entspannen werde.
Angewiesen auf externe Sponsoren
Der Etat des Goethe-Instituts beläuft sich momentan auf 432 Millionen Euro, schrumpft aber. Die Institute, so Lentz gegenüber dem BR, seien in immer stärkerem Maße auf die Unterstützung externer Geldgeber angewiesen: Die Siemens Stiftung und die Stiftung Mercator etwa gehörten dazu, die Förderung von außerhalb mache inzwischen zehn Prozent ihres Budgets aus. "Wir streben an, diese Anteile auch mindestens konstant zu halten, wenn nicht zu erhöhen, weil anders können wir nicht mehr arbeiten."
Scharfe Kritik an Schließungen
Scharf kritisiert worden war Lentz in den vergangenen Monaten dafür, dass sie mehrere traditionsreiche Institute in Italien und Frankreich schließen ließ und den Schwerpunkt der Arbeit von Europa weg verlagerte - z.B. nach Zentralasien. Ralf Beste, der Leiter der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, äußert angesichts ihres Verzichts auf eine zweite Amtsperiode, Lentz habe das Goethe-Institut "in einer Zeit von großen Umbrüchen und multiplen Krisen umsichtig geführt". Den von ihr eingeleiteten Transformationsprozess indes müssen nun andere weiterführen.
Die im November 2024 nach Ablauf ihrer ersten Amtszeit aus dem Amt scheidende Präsidentin Lentz lässt sich mit den Worten zitieren, sie wolle sich zukünftig wieder ihrer Arbeit als Ethnologin widmen: "Angesichts zahlreicher geopolitischer Verwerfungen und den daraus erwachsenden Herausforderungen für das Goethe-Institut" sei "eine verantwortungsvolle Amtsführung mit den zeitlichen Anforderungen einer Forschungstätigkeit nicht vereinbar."
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