Christian Schiffer und Janina Rook.
Bildrechte: BR/Raphael Kast
Audiobeitrag

Wollen in 5 Tagen ein Krimi-Hörspiel schreiben: Christian Schiffer und Janina Rook.

Audiobeitrag
> Kultur >

Ein Krimi-Hörspiel in fünf Tagen schreiben: Kann das klappen?

Ein Krimi-Hörspiel in fünf Tagen schreiben: Kann das klappen?

Ob man dank Künstlicher Intelligenz in Windeseile spannende Geschichten verfassen kann, will ein neuer Podcast des Bayerischen Rundfunks testen. Hier erzählt Host Christian Schiffer, wie das Experiment für ihn gelaufen ist.

Über dieses Thema berichtet: radioDoku am .

An Tag vier kriecht sie langsam in mir hoch, die Panik: Jetzt rächt es sich also, dass wir so viel Zeit verplempert haben, mit Smalltalk und rumblödeln. Jetzt ist mir plötzlich klar, dass die Kluft zwischen dem, was wir wissen, und dem, was wir schaffen müssen, tiefer ist als der Marianengraben. Wir, das sind die Comedian Janina Rook und ich, Christian Schiffer, Netzexperte beim BR.

An einem Montag hatte uns der BR eine Aufgabe gegeben: Schreibt das Drehbuch für ein Krimi-Hörspiel! Ihr habt fünf Tage Zeit! Seit Sisyphos seinen Felsbrocken den Berg hinaufrollte, stand niemand mehr vor einer so unlösbaren Aufgabe, schon allein, weil wir beide nicht die geringste Ahnung haben, wie man das macht, also ein Krimi-Hörspiel schreiben.

Hilfe von Krimi-Profis – und KI

Immerhin zwei Dinge hat uns der BR zur Seite gestellt: Jeden Tag kommt ein Krimi-Experte vorbei und gibt uns Tipps. Darunter etwa der Literaturwissenschaftsprofessor Stefan Neuhaus, die Drehbuchautorin Anne-Marie Keßel, der BR-Kollege und Host von "Der KI Podcast" Gregor Schmalzried oder Volker Klüpfel, einer der Autoren der Kluftinger-Krimis. Außerdem dürfen wir Künstliche Intelligenz benutzen. Streng genommen versuchen sich also drei Autoren an der Krimi-Challenge: Zwei aus Fleisch und Blut und eine aus Nullen und Einsen.

Was ist ein Retro-Krimihörspiel?

Die aus Fleisch und Blut haben sich eingehört in das Genre. Am Ende soll ein Krimi-Hörspiel im Stile alter Radio-Krimis aus den 50er- und 60er-Jahren stehen. Die damaligen Produktionen klingen roh und verraucht, durchtränkt mit der Aura vergangener Zeiten, als in den Funkhäusern noch der Geruch von Zigaretten in der Luft hing und die Aschenbecher in den holzvertäfelten Aufnahme-Studios überquollen. Die Radio-Krimis der damaligen Zeit waren tatsächlich "Straßenfeger". Wenn die prägnanten Erzählstimmen aus den Empfangsgeräten ertönten, legten Angestellte den Hammer weg und Anwälte die Akten und versammelten sich mit ihren Familien rund um ihre Röhrenradios.

Kenne Deinen Mörder!

Jetzt an Tag 4 unserer Challenge sitzen wir also da, vor uns zwei Flipcharts, auf denen bunte Karten angepinnt sind, auf denen in fetter Edding-Schrift "Figuren", "Ermittler*in" oder "Mörder*in" steht. Vor allem über letztere haben wir uns den Kopf zerbrochen. Es klingt noch in uns nach, wie der Erfolgsautor Volker Klüpfel uns eingebläut hat, dass es beim Krimi-Schreiben kaum etwas Wichtigeres gäbe, als seinen Mörder zu kennen. Und so zerbrechen wir uns stundenlang den Kopf darüber, wer unser Mörder ist, warum er zum Mörder geworden ist und wie genau er seinen Mord durchführt. Wir haben uns Nebenfiguren ausgedacht, falsche Fährten gelegt und dabei leider auch Logiklöcher produziert, die wir nun irgendwie zuschütten müssen, während die Zeit unerbittlich verrinnt.

ChatGPT? Ein stoischer Praktikant

Dass zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon irgendwas fertig ist, verdanken wir tatsächlich auch der KI. Denn die Künstliche Intelligenz schreibt eigentlich weitestgehend Quatsch, aber zugleich ziemlich viel davon – und manches ist dann doch nützlich. ChatGPT ist, das sagt uns Gregor Schmalzried gleich zu Beginn, wie ein unendlich fleißiger, engagierter und stoischer Praktikant, der auf Knopfdruck Zusammenfassungen erstellt, sich Namen ausdenkt oder ganze Szenen und Dialoge schreibt. Das hilft, denn es ist immer besser wenigstens irgendwas in einem Dokument stehen zu haben. Ein weißes Blatt Papier hingegen kann Autoren gnadenlos einschüchtern und jeden Mut rauben.

Echter Krimi oder "experimentelle Radiokunst"?

Jetzt entscheidet sich also, ob wir etwas abgeben und wenn ja, was... Wird es ein fertiges Hörspieldrehbuch mit allem Zipp und Zapp? Oder doch eher ein Dokument, das an meine Seminararbeiten an der Uni erinnert? Irgendwie zusammengestöpselt, in Arial, Schriftgröße 14 und mit ganz viel Rand? Kurz gesagt: Wird es etwas sein, das der BR wirklich ausstrahlen kann? Oder wird es etwas, das bestenfalls als "experimentelle Radiokunst" durchgeht? Eines ist klar: Unser Weg zum fertigen Drehbuch ist so verworren wie unser Krimiplot, aber das Endergebnis wird zeigen, dass manchmal die ungewöhnlichsten Wege zu den bemerkenswertesten Geschichten führen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!