Happy ist er, dass ABBA in den 70ern groß wurden, sagt Björn Ulvaeus. Es war das Goldene Zeitalter des Copyrights, sagt er: "Wir verkauften unsere Musik erst auf Vinyl, dann auf Musikkassetten, dann kamen CDs und jetzt die Streamingportale."
Bei der WIPO in Genf, der Weltorganisation für geistiges Eigentum, hat Ulvaeus das neue Online-Portal "Clip" vorgestellt. Eine Service-Plattform für Musikerinnen und Musiker – damit sie auch in den weniger goldenen Zeiten von heute klarkommen – und Geld verdienen. "Clip" steht für "Creators learn intellectual Property" – Autoren lernen geistiges Eigentum. Das sei eine sehr wichtige Sache, sagt Björn Ulvaeus, "denn zum Songwriter-Dasein gehört es heute wesentlich dazu, auch Unternehmer zu sein. Du musst Deine Rechte kennen und wissen, wie Du durchkommst."
"Lass deine Verträge von Profis checken"
Songwriting, Mixing, Marketing – Lizenzen, Coverversionen, Distribution sind Stichwörter auf der Webseite – in Videos gibt es zudem Tipps von erfahrenen Musikerinnen. "Lass deine Verträge von Profis checken", ist so ein Praxis-Tipp von Poundo, einer Afro-Pop-Künstlerin, die in Genf auch dafür sorgte, dass beim Launch der Website das geistige Eigentum nicht völlig vergeistigt präsentiert wurde.
Trotz Partystimmung ist klar: Das neue "Clip"-Projekt für Urheberrechtsfragen wird schon bald ein Update brauchen. Sehr bald nämlich werden die Streamingportale mit Musik geflutet werden, die nicht von Menschen, sondern von KI, von Künstlicher Intelligenz kreiert wird. Alles werde nun möglich, sagt Björn von ABBA, und scheint zu schwanken zwischen Faszination und Grauen: "Eine Liebesballade im Stil von ABBA, gesungen von Frank Sinatra, aber mit Sinfonieorchester – das kann so ein Auftrag an die KI sein. Solche Aufträge können kompliziert und lang sein, sodass es am Ende unmöglich ist nachzuverfolgen, wovon der generierte Song beeinflusst wurde."
Songwriter sein, war früher einfacher, findet Ulvaeus
Und wer als Urheber dafür Geld bekommen muss. Denn die Künstliche Intelligenz wird mit sehr viel Musik trainiert und gefüttert. Genau da – beim Input der KI –, meint Ulvaeus, müsse die Honorierung auch stattfinden. "All das wird im Moment in der Musikbranche diskutiert – und es ist keine Lösung in Sicht. Der Gesetzgeber ist wie immer hintendran. Also muss die Musikindustrie selbst die Führung übernehmen. Das wird in den kommenden Monaten geschehen. Es muss eine Lösung gefunden werden, um die, deren Werk von der KI benutzt wird, zu honorieren."
Er habe einfach Glück gehabt, sagt Björn Ulvaeus noch, in den 70ern sei es schon sehr viel einfacher gewesen, ein Songwriter zu sein als heute.
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