Übermalter Fotodruck einer vierköpfigen Familie hängt in Ausstellung "Glitch. Die Kunst der Störung"
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Von einem technischen Mitarbeiter der Pinakothek der Moderne selbst angebrachtes Bild

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Mitarbeiter-Bild in Pinakothek: Doch eine Kunstaktion?

Mitarbeiter-Bild in Pinakothek: Doch eine Kunstaktion?

Der Fall ging weltweit durch die Medien. Ein Mitarbeiter hängte ein eigenes Gemälde in die Pinakothek der Moderne und wurde daraufhin freigestellt. Neue Details werfen nun die Frage auf: Handelte es sich doch um eine künstlerische Intervention?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Normalerweise ist die Freude bei den Verantwortlichen groß, wenn ein bayerisches Museum weltweit mediale Aufmerksamkeit erfährt. Doch den Vorfall von Ende Februar hätten die Entscheidungsträger in der Pinakothek der Moderne wohl lieber ohne große Öffentlichkeit abgewickelt. Denn die Geschichte vom Münchner Museumsmitarbeiter, der einmal neben den ganz Großen der Modernen Kunst hängen wollte, ging schnell um die ganze Welt. Sie war im britischen Guardian, in New Yorker Kunstblogs und indischen Nachrichtenportalen zu lesen. Ein Münchner Privatradio [externer Link] versprach dem unbekannten Mitarbeiter Ausstellungsmöglichkeiten, wenn er sich melde und seine Identität preisgebe.

Münchner Museums-Skandal: Whoopi Goldberg rätselt mit

Sogar die Schauspielerin Whoopi Goldberg fragte sich in ihrer Talk-Show "The View" [externer Link], ob man die Aktion dieses Münchner Museumsmitarbeiters nicht sympathisch finden müsse. Schnell stellte sich das seriöse Feuilleton die Frage, ob es sich dabei nicht um eine ernst zu nehmende Kunstaktion handeln könnte. Vorbilder gebe es ja genug. So sei etwa der Street-Art-Künstler Banksy in seiner Anfangszeit durch ähnliche Aktionen in Erscheinung getreten. Und in Bonn habe kürzlich eine Künstlerin in politischem Kontext in der Bundeskunsthalle ein eigenes Werk versteckt, das erst beim Abbau der Schau bemerkt worden war.

Wollte Mitarbeiter lediglich Aufmerksamkeit?

Die medialen Spekulationen wurden auch von der dürftigen Informationslage befeuert. Denn Details, was genau am 23. Februar in der Pinakothek passiert war, drangen zunächst kaum nach außen. Wo genau hatte das Bild sich befunden, neben welchem großen Werk hatte sich der Möchtegern-Künstler platziert? Die Staatsgemäldesammlungen gaben sich wortkarg, weiterführende Pressefragen wurden nicht beantwortet, man verneinte aber kategorisch einen Kunstcharakter der Aktion. Schnell verfestigte sich medial das Bild eines Aufmerksamkeit suchenden Amateurmalers, der einmal in einer Reihe neben Picasso und Warhol hatte stehen wollen und stattdessen lediglich seinen Job verlor.

Was war genau passiert?

Ein 51-jähriger technischer Mitarbeiter des TU-Architekturmuseums, das ebenfalls unter dem Dach der Pinakothek der Moderne firmiert, hängte am Morgen des 23. Februar vor Öffnung ein etwa 120 mal 60 Zentimeter großes Gemälde, befestigt mit zwei Schrauben, an eine Wand in der Pinakothek der Moderne. Noch am selben Tag wurde das zusätzliche Bild vom Aufsichtspersonal bemerkt und gemeldet. Der Schaden an der Wand war geringfügig, eine Anzeige bei der Polizei wurde später zurückgezogen, nachdem sich der Mitarbeiter, der gleichzeitig auch freischaffender Künstler ist, bei seinen Vorgesetzten gemeldet hatte.

So weit, so bekannt. Neu ist nun nach BR-Recherchen der genaue Ort der Hängung, nämlich der Eingangsbereich der Ausstellung "Glitch – Die Kunst der Störung". Die von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen verantwortete Ausstellung thematisierte einen relativ jungen Abschnitt der Kunstgeschichte: Als Glitches werden Fehlereffekte bezeichnet, die in der analogen und digitalen Medienproduktion entstehen. Kuratorin Franziska Kunze erklärte zur Eröffnung der Schau: "Es ist eine Ausstellung, die sich mit Fehlern beschäftigt, mit Glitches, also mit ungeplanten Störungen."

Ein Störbild in Ausstellung über Störungen?!

Nun hing also plötzlich eine zusätzliche Arbeit in der Ausstellung. Da war sie, die ungeplante Störung! Ein Bildfehler. In doppeltem Sinne. Denn nach BR-Recherchen handelte es sich beim Ausgangsmaterial des Gemäldes wiederum um einen - Achtung: Fehldruck! Dieser war wohl ursprünglich für eine andere Ausstellung in der Pinakothek gefertigt worden. Der Druck zeigt ein Familienporträt. Gesichter und Hintergrund wurden mutmaßlich vom 51-Jährigen mit weißer Farbe übermalt, sodass nur noch die Kleidungsstücke der vierköpfigen Familie zu sehen sind.

Eine Bildstörung mittels weißer Farbe. Ein Glitch. Fühlte sich der Mitarbeiter bei seiner Aktion also vom Titel der Ausstellung inspiriert, kreierte gar eine kommentierende "Kunst der Störung"? Wollte er mit dieser Provokation womöglich herausfinden, wie der Museumsbetrieb in der Praxis auf einen Fehler im System reagieren würde und wie ernst man die hoch gehaltene künstlerische Botschaft einer eigenen Ausstellung nehmen würde?

Künstlerische Provokation oder Vertrauensbruch?

Auf weniger drastische Konsequenzen als den sofortigen Jobverlust hatten den 51-Jährigen möglicherweise Statements von Kuratorin Franziska Kunze hoffen lassen. Sie sagte BR24 - lange vor der Aktion - über ihre Glitch-Ausstellung: "Der Fehler ist sehr häufig produktiv. Ich würde sogar sagen, er ist immer produktiv, weil wir immer etwas von ihm lernen, weil wir versuchen, eine Lösung zu finden, wenn der Fehler in einem Moment stattfindet, wo er vielleicht wirklich nichts zu suchen hat. In anderen Fällen ist er in jedem Fall etwas, das die Kreativität anregt."

Die offizielle Reaktion der Staatsgemäldesammlungen beziehungsweise des Architekturmuseums als Arbeitgeber des 51-Jährigen war dann wenig fehlerfreundlich: In beiderseitigem Einvernehmen wurde der Arbeitsvertrag umgehend aufgelöst und gegen den Mitarbeiter ein dreijähriges Hausverbot in sämtlichen Häusern der Staatsgemäldesammlungen verhängt.

Museum sieht weiterhin keine Kunstaktion

In der Frage, ob es sich aufgrund dieser neuen Details nicht doch um eine künstlerische Intervention handeln könnte, die den Museumsbetrieb von innen heraus hinterfragt, vertreten die Staatsgemäldesammlungen eine klare Position. Auf die genaueren Umstände der illegalen Hängung angesprochen (Ausstellung "Glitch", übermalter Fehldruck) verweisen die Staatsgemäldesammlungen weiter auf ein Statement von Mitte April: "Wir sagen Nein. Eine künstlerische Intervention lebt davon, Hürden zu überwinden, um die eigene Kunst in Fremdräumen zu platzieren, so wie es des Öfteren in Museen zu beobachten ist." Im vorliegenden Fall handle es sich lediglich um einen Vertrauensbruch.

Redaktioneller Hinweis: Nach BR-Informationen hat der 51-jährige Mitarbeiter eine künstlerische Ausbildung an einer staatlichen Kunstakademie abgeschlossen und ist in der Vergangenheit bereits als Künstler in Erscheinung getreten.

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So sah das vom Mitarbeiter selbst aufgehängte Bild im Detail aus

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