Sogar Feuer speien kann er, dieser neue Konzertsaal. Als die Jazzrausch Bigband - das Resident Orchestra des Bergson Kunstkraftwerks, auf gut Deutsch: die Hauskapelle – das Elektra Tonquartier betritt, schießen Lichtfunkenfontänen aus dem Bühnenboden. Noch wichtiger als das, was es hier zu sehen gibt, ist aber das, was für die Ohren geboten ist. Die perfekte Akustik nämlich.
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Laut Roman Sladek, dem Kopf der Jazzrausch Bigband und Artistic Director im Bergson, gibt es keine gute oder schlechte Akustik, sondern nur eine, die sich für die Nutzung eignet. Die Akustik in ihrem neuen Konzertsaal sei spezialisiert darauf, technoakustisch verstärkte Formate perfekt darzustellen. Damit könne man von Techno, Jazz, Metal, Rock, bis hin zu Pop alles professionell anbieten.
Wie ein Sechser im Lotto
Technoider Jazz, wie ihn die Jazzrausch Bigband mitreißend performt, braucht eine möglichst trockene Akustik. Also keinen Hall, anders als Kammer- oder Sinfonieorchester, auf die aber Konzertsäle in der Regel ausgelegt sind.
Dass die Brüder Michael und Christian Amberger einen Teil ihres mit der Tankstellenkette Allguth erwirtschafteten Vermögens in einen für die Erfordernisse elektronisch verstärkter Musik optimierten Konzertsaal investiert habe – für Roman Sladek ist das so etwas wie ein Sechser im Lotto. Oder wie er es in der Moderation des Eröffnungskonzerts ausdrückt: "Es ist ein bisschen wie an Weihnachten. Wir haben heute dieses Instrument geschenkt bekommen und fangen jetzt an darauf zu üben."
Kölner Dom auf Knopfdruck
Dazu gehört auch, dass an diesem Abend vorexerziert wird, was das neue Elektra Tonquartier noch alles kann. Es ist zwar eben von der Grundausrichtung kein klassischer Konzertsaal, kann sich aber dank eines Hightech-Raumakustik-Systems in einen solchen verwandeln, wie Bergson-Programmdirektor Maximilian Maier erklärt.
Dafür wurden ungefähr 70 "unsichtbare" Mikrophone verbaut, sowie ein Hochleistungscomputerprozessor im Hintergrund. Das biete die Möglichkeit, so Maier, auf Knopfdruck die Akustik zu ändern. So könne man es wie im Kölner Dom, aber auch wie im Musikverein klingen lassen.
Tanzen erlaubt
Beste Bedingungen nicht nur für die Jazzrausch Bigband, sondern auch für das zweite Resident Orchestra, die frisch gegründet Bergson Phil. Ein gut zwei Duzend frau- und mannstarkes klassisches Orchester, das sich am Mittwoch ebenfalls erstmals präsentierte. Als Zuhörer kann man eigentlich gar nicht anders, als hellauf begeistert zu sein angesichts dieses sich chamäleonartig an verschiedenste Bedürfnisse anpassenden Konzertsaals.
Man fragt sich unweigerlich: Gibt es eigentlich etwas, was das Elektra Tonquartier nicht kann? Nun, wenn die Jazzrausch Bigband spielt, will man eigentlich tanzen. Kann man also die Sitzreihen einfach Mal rausräumen? Eher nicht. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: Aufstehen, rät Roman Sladek.
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