Fabian (13) mit Stute Lischka. Zusammen sind sie Ross und Reiter beim Martinsumzug.
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Fabian (13) mit Stute Lischka. Zusammen sind sie Ross und Reiter beim Martinsumzug.

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Ohne geht es nicht: Das Pferd von Sankt Martin

Ohne geht es nicht: Das Pferd von Sankt Martin

Das Pferd zügeln, den Mantel teilen und die Hälfte herabreichen. So geht die Martinsgeschichte, wie sie heute bei zahlreichen Umzügen nachgespielt wird. Was dabei nicht fehlen darf: ein Pferd. Aber was macht ein echtes Martinspferd eigentlich aus?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Der rote Mantel liegt schon gebügelt bereit. Später soll Fabian ihn teilen und eine Hälfte dem frierenden Bettler reichen. Schon zum vierten Mal verkörpert der 13-Jährige den Heiligen Martin beim Umzug der evangelischen Christuskirche in München-Neuhausen. Immer dabei: seine Stute Lischka.

Am 11. November wird das Martins-Fest mit verschiedenen Bräuchen gefeiert. Jedes Jahr laden Gemeinden, Kindergärten und Schulen in Bayern zum "Laternegehen" oder zum Sankt-Martinsumzug ein. Wie Fabian und Lischka führen dabei oft Ross und Reiter den Umzug an. Doch was macht ein Pferd zu einem guten Martinspferd?

Talent und Training

"Ich muss schauen, dass ich die Rolle gut spiele – und auch mein Pferd. Wichtig ist, dass es sich nicht aufregt und keine Angst hat", sagt Fabian. Lischka sei zwar ein ruhiges Pferd, trotzdem hat Fabian sie extra für den Umzug trainiert. "Ich habe komische Geräusche gemacht, von denen ich denke, dass sie Angst davor hat. Das habe ich paar Mal gemacht, bis sich Lischka daran gewöhnt hat", sagt der 13-Jährige. Das Wichtigste sei, dass das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter gestärkt wird.

Beim Umzug selbst achtet er darauf, dass seine Stute nicht bedrängt wird. Pferde seien Fluchttiere und ruhiger, wenn sie einen möglichen Fluchtweg sehen. Außerdem hält er genug Abstand vom Feuer.

Das Pferd: Mehr als nur Reittier

In der Ikonografie – also der Deutung von Motiven in der Kunstgeschichte – ist das Pferd eng mit Helden verknüpft. Schon in der Ilias von Homer treten Helden oft im Zusammenhang mit Pferden auf, so wie der "Pferdebezwinger" Hektor. Später ließen sich römische Herrscher in Reiterstandbildern abbilden.

Reiten blieb im Mittelalter und der Frühen Neuzeit der sozialen Elite und hohen Soldaten vorenthalten. Von Darstellungen des Heiligen Georgs, über den Bamberger Reiter bis zu Napoleon: Ein Pferd als Attribut zeugt von hohem Status.

Während im Ersten Weltkrieg mehr Pferde als Menschen starben, verloren Pferde im Zweiten Weltkrieg ihre militärische Relevanz. Damit einher ging eine zunehmende Vermenschlichung: vom Reittier zum Begleiter. In der Kunst wurden Pferde nun häufiger als leidende Tiere statt als heroisches, muskelbepacktes Ross gezeigt.

Sankt Martin: Warum mit Pferd?

In der ersten bekannten Martinsdarstellung aus dem 10. Jahrhundert tritt der Heilige noch ohne Pferd auf. Seit dem Hochmittelalter wird der Heilige Martin aber fast immer auf einem Pferd reitend – meistens einem Schimmel – dargestellt. Das Pferd steht in der Tradition der Ikonografie auch hier für Stärke. Außerdem symbolisiert es die christliche Nächstenliebe Martins, die sogar Klassenunterschiede und Ständegrenzen überwindet.

Der Höhenunterschied zwischen Martin, oben auf dem Pferderücken und dem Bettler, unten auf dem Boden sitzend, spiegelt Martins höheren sozialen Status wider. Diese Grenze überwindet der Heilige der Legende nach. Er beugt sich herab, teilt den purpurroten Mantel – ebenfalls ein Statussymbol des höhergestellten Offiziers, handelte es sich doch bei dem aus Purpurschnecken hergestellten Farbstoff in der damaligen Zeit um eines der wertvollsten Pigmente.

Pferderitt zu Sankt Martin ist heute Brauch

Bei den Martinsumzügen heute ist das echte Pferd das Highlight vieler Kinder. Und darum ist Lischka auch nicht wegzudenken, findet Fabians Mutter: "Fabian und Lischka bringen den Kindern und den Eltern die Geschichte näher." Auch sie hat schon den Heiligen Martin gespielt – natürlich auf einem Pferd reitend.

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