Laubsauger: Umweltschädlich aber effektiv
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Kommunen setzen oft auf Laubbläser für die Straßenreinigung

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Viel Lärm für nix? Laubbläser und Alternativen

Viel Lärm für nix? Laubbläser und Alternativen

Laubbläser sind im Herbst allgegenwärtig, aber umstritten. Kommunen setzen sie für die Säuberung von Rasen und Wegen ein. Die oft benzinbetriebenen Energiefresser verbreiten jedoch Lärm und Abgase und sie zerstören den Lebensraum von Tieren.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Markus Erlwein vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) ruft dazu auf, weniger Laubbläser einzusetzen: "Meine Tochter ist Grundschülerin, wenn die Kinder morgens über den Schulhof gehen, bläst der Hausmeister das Laub. Trotz Feinstaubbelastung, Abgasen und Lärm wie beim Presslufthammer." Der LBV will städtische Angestellte oder Mitarbeiter von kommunalen Vertragspartnern für einen besseren Gesundheits- und für den Artenschutz sensibilisieren. Erlwein betont: "Wir würden uns wünschen, dass die Kommunen nur noch so wenig wie es geht und Laubbläser einsetzen, auf jeden Fall auf elektrische Motoren umsteigen. Und da, wo es möglich ist, unter Bäumen und Sträuchern, in Büschen bitte überall das Laub liegen lassen, weil da einfach ein Lebensraum durch den Laubbläser zerstört wird."

Laubarbeiten schädigen die Artenvielfalt

Damit Fußgänger oder Radfahrer nicht auf nassem Herbstlaub ausrutschen, sorgen Kommunen für laubfreie Geh- und Verkehrswege. Dabei sparen Laubbläser Zeit und Personal. Sobald sie aber auf Rasen und in Parks eingesetzt werden, zerstören sie mit der Laubschicht auch drin versteckte Käfer, Larven, Falter oder Würmer. Mit dem Laub fehlt auch bedrohten Wildtieren wie Igeln ein Unterschlupf. Der Igel steht seit der UN-Weltnaturkonferenz Ende Oktober erstmals auf der roten Liste. Laubsauger schreddern mit eingesaugten Blättern auch kleine Tiere wie Mäuse oder Igelbabys. Die nach den Laubarbeiten an Straßen oft hoch aufgetürmten Laubberge sammeln Fahrzeuge der Baureferate ein. LBV Experte Erlwein ist wichtig, dass die aufgeschütteten Haufen schnell abtransportiert werden, damit Tiere darin nicht erneut Zuflucht suchen und beim Abtransport Schaden nehmen.

Problembewusstsein steigt vielerorts

Kommunale Bauhöfe, beispielsweise in Gilching, versuchen, die Umweltbelastung zu reduzieren. Hier entfernen städtische Beschäftigte jährlich etwa 150 Kubikmetern Laub. Zwar hat Gilching noch einen Laubsauger und auch Laubbläser, aber in kleineren Anlagen werden Rechen genutzt. Das gesammelte Laub wird kompostiert.

Auch Nürnberg und Bamberg setzen weiter auf Laubbläser, aber sie ersetzen schrittweise die Verbrennermodelle. Die Straßenreinigung der Stadt München hat rund 70 überwiegend elektrisch betriebene Geräte in Betrieb. Ein völliger Verzicht auf Laubblasgeräte würde einen kaum finanzierbaren Personal- und Kosteneinsatz erfordern, so ein Sprecher des Baureferats. Herbstlaub werde sparsam und nur dort entfernt, wo Unfallgefahr besteht, aber auch um Folgeschäden zu vermeiden, wie Pilzbefall auf Rasenflächen oder Verschlammen von Wegen. In München fallen auf den Verkehrswegen jährlich rund 5.000 Tonnen Laub an, das zur Kompostierung gebracht wird. Die bayerische Schlösser- und Seenverwaltung verteilt anfallendes Laub unter den Gehölzen ihrer Parkanlagen.

Engagement für ökologische Laubbeseitigung

Engagierte Stadt- und Gemeindemitglieder können die Kommunen bei einer umweltfreundlichen Laubbeseitigung unterstützen. So harken in Schwarzach im Kulmbacher Land alljährlich rund 20 engagierte Helfer vom örtlichen Gartenbauverein und des LBV das Laub rund um die St.-Johannis-Kirche und am Friedhof. "Hier fallen von den Hecken und der Obstbaumwiese Unmengen an. Vor jedem Volkstrauertag rechen wir in großer Runde Laub. Die Dorfbewohner gemeinsam mit Syrern aus dem Flüchtlingsheim, danach gibt's ein gemeinsames Mittagsessen", erklärt Hans Ulrich Gruber, Umweltbeauftragter der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Und: Nicht überall wird das Laub entfernt.

Laut Bundesumweltministerium können motorisierte Laubentferner aus europa- und wettbewerbsrechtlichen Gründen zwar nicht verboten werden, konkrete Bestimmungen zu Betriebszeiten dürfen die Länder und Kommunen aber festlegen. Grundlage ist das Bundesimmissionsschutzgesetz.

Tipps zum nachhaltigen Einsatz von Herbstlaub

Gottfried Röll betreut das Gartentelefon der Bayerischen Gartenakademie im Auftrag der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG). "Eine dünne Laubschicht kann liegenblieben, das schont die Bodenorganismen und schützt Stauden, Hecken und Beete vor Trockenheit und Frost. Nur wenn Bäume unter Krankheiten leiden, beispielsweise dem Schorfpilz bei Apfelbäumen oder bei Schädlingsbefall wie der Kastanienminiermotte, muss das Laub eingesammelt und zur örtlichen Kompostieranlage gebracht werden", betont Gartenbautechniker Röll.

Herbstlaub kann direkt beim Mähen der Wiese mit Gras geschnitten und verstreut oder kompostiert werden. Auf Rasenflächen empfiehlt er Laubbesen, Rechen und Harken. Für kleinere Flächen und flaches Gelände eignen sich auch unmotorisierte Laubsammler, die an Hand-Rasenmäher erinnern und mit rotierenden Bürsten das Laub in einen Behälter sammeln.

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