Mehrere Zinnsoldaten stehen auf einem Untergrund, der aussieht wie eine Wiese mit einem Feldweg.
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In der Kulmbacher Plassenburg gibt es allerhand Zinnfiguren: Beim Bemalen der Soldaten ist Finesse gefragt.

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Ort der Rekorde: Museum zeigt größte Zinnfiguren-Sammlung

Ort der Rekorde: Museum zeigt größte Zinnfiguren-Sammlung

Die meisten Schaukästen und Figuren: Auf der Kulmbacher Plassenburg zählen sie die Rekorde. Die ganze Weltgeschichte, dazu Fantasy und Science Fiction in Zinn. Doch es ist ein weiter Weg zur fertigen Figur. Ein Blick in die Zinngießerwerkstatt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Doch! Es gibt noch die Fans von Zinnfiguren und überhaupt von Modellfiguren – auch wenn sie heute meist aus Kunststoff sind. Nina Schipkowski wehrt sich auch dagegen, dass das nur alte Leute seien. Die Leiterin des Deutschen Zinnfigurenmuseums auf der Kulmbacher Plassenburg tut viel dafür, dass auch die jüngere Klientel ihr Museum besucht.

Zinnfiguren in Kulmbach: Futter für die Fantasie

"Es gibt nämlich so ziemlich alles im Kleinformat", erzählt sie. Gerade durch die Fantasywelle, Science-Fiction-Filme wie Star Wars oder Rollenspiele würden die jungen Leute angesprochen. Folglich stehen Luke Skywalker und Prinzessin Leia, Orks und andere Wesen aus dem "Herr der Ringe"-Universum sowie Drachen und andere Figuren aus fantastischen Welten in den Vitrinen. Und natürlich auch die bunten, teils erotisch angehauchten Wesen aus den japanischen Mangas.

Freilich ist der Großteil der über 300.000 Figuren in den 150 Dioramen eher historisch einzuordnen. Das Zinnfigurenmuseum wurde 1953 neu gegründet. Da herrschte ein anderer Zeitgeist, trotzdem ziehen die kleinen und großen Schaufiguren die Besucherinnen und Besucher in ihren Bann, weil es soviel zu entdecken gibt. Bei vielen kommen Kindheitserinnerungen hoch. Die Fantasie wird beflügelt.

Vielleicht hat es im alten Ägypten tatsächlich so ausgesehen, wie hier auf der Plassenburg im Schaukasten dargestellt. Vielleicht hatte Hagen tatsächlich einen Helm mit Rabenflügeln, als er das Rheingold versenkte. Eventuell verließen sich die Zinngießer, Bemaler und Dioramengestalter vor 100 Jahren mehr auf ihre Vorstellungskraft als auf die Realität, als sie sich am afrikanischen Dschungel versuchten.

Zinngießen ist nicht immer kinderleicht

Das Publikum nimmt sich nach dem Besuch gerne ein Andenken mit, wie die beliebten Sammlerfiguren – alle zwei Jahre kommt eine neue Serie heraus. Museumsleiterin Nina Schipkowski muss dann selber gießen. Mit großen weißen Sicherheitshandschuhen sitzt sie dann an der Werkbank. Vor sich der Schmelztiegel mit dem 400 Grad heißen Gemisch aus Zinn und Blei. Mit einer Kelle nimmt sie etwas davon und gießt es in die vorbereitete Schieferform. Sie haben das erst lernen müssen, als sie den Posten im Deutschen Zinnfigurenmuseum antrat, erzählt die studierte Kunsthistorikerin.

"Jede Form ist anders. Nicht jedes Motiv gelingt auf Anhieb", berichtet sie. Die Plassenburg aus Zinn sei so ein Problemfall: ein großes Werkstück, für das man viel Zinn brauche. Das darf nicht zu schnell und nicht zu langsam in die Form gegossen werden, sonst gibt es in der Form einen Stau oder es erkaltet zu schnell und die Plassenburg kommt nur halbfertig heraus. Sogar den Luftdruck müsse sie bei so einer großen Form beachten, damit die feinen Entlüftungskanäle in dem Schieferblock nicht verstopfen. "Mittlerweile habe ich es ganz gut drauf", lacht sie. Die klassische Zinnfigur oder der Zinnsoldat sei dagegen einfach zu gießen.

Ein neues Hobby gefällig?

Wenn das Zinn ausgekühlt ist, löst Nina Schipkowski die Schraubzwingen und öffnet die Form. Ob alles geklappt hat, sieht man dann. Mann muss sich überraschen lassen. Der Ausschuss wird halt wieder eingeschmolzen. Sechsmal im Jahr heizen sie auf der Plassenburg den Schmelzofen an. Beliebte Motive, die das Publikum gerne kauft, sind beispielsweise der Kulmbacher Biertransport, die Kärwakapelle auf dem Pferdewagen oder das Ruinentheater aus dem Felsengarten in Sanspareil. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Vor allem zur Zinnfigurenbörse, die alle zwei Jahre in Kulmbach stattfindet, erleben sie auf der Plassenburg einen Besucherandrang. Außerdem bieten sie jedes Jahr die sogenannten Hobbywochen an. Dort lernen die Teilnehmenden vor allem das Bemalen der Figuren und Motive.

Eine Frau mit Handschuhen bearbeitet Zinnblöcke
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Das Zinnfigurenmuseum auf der Kulmbacher Plassenburg zeigt Exponate, die so gar nichts mit dem klassischen Zinnsoldaten zu tun haben.

Ruhige Hand und scharfer Blick

Wolfgang Bossenmaier hat vor Jahren bei so einer Hobbywoche seine Leidenschaft für die Zinnfigur entdeckt. Jetzt stehen seine Figuren auch in den Vitrinen des Museums. Bossenmeier sitzt an einem drei Meter langen Holztisch in der Zinnwerkstatt auf der Plassenburg. Vor sich eine Abteilung preußischer Grenadiere, einige schon fertig, bei anderen bemalt er gerade die Gesichter. Mit einem feinen Pinsel bekommen die weiß grundierten Figuren ihre Farbe. Bossenmaier benutzt Acrylfarben, die lassen sich gut mischen, trocknen schneller als Ölfarbe.

Die Augen, ein noch feinerer Pinsel, fast nur ein Haar, mit Iris und Schattierung. Nach kurzer Zeit blickt einen ein kleiner Mensch an. "Das fasziniert mich: die Figuren so lebensecht wie möglich zu bemalen. Mit und ohne Bart, helle oder dunkle Haare. Jeder und jede ist anders", begeistert sich der Ruheständler. Die Details haben es ihm angetan. Eine gute Figur muss auch von einem guten Graveur geschaffen werden. Damit man die Bewegung sieht. Die Körperhaltung. Den Schweif der Pferde. Daran lassen sich die Unterschiede erkennen, meint Bossenmaier.

Alle zwei Jahre Zinnfigurenbörse

Vom 9. bis zum 11. August findet in Kulmbach wieder Internationale Zinnfigurenbörse statt. Nach dem Ende des Bierfestes wird das Bierzelt, der Stadel, zu einer Fläche für Fans der Welt im Kleinen. Zum 29. mal – alle zwei Jahre.

Auf der Plassenburg, im Deutschen Zinnfigurenmuseum, läuft dazu die Sonderausstellung "100 Jahre Kieler Zinnfiguren". Sie zeigt eine der größten privaten Sammlungen. Und natürlich den größten Schaukasten, das größte Diorama, der Plassenburg: die Zerstörung der Stadt am Konraditag 1553, mit über 19.000 Figuren. Es ist, nebenbei bemerkt, auch das größte Flachfiguren-Diorama der Welt.

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