Es ist unmöglich, nicht zu fluchen – sagt Rolf-Bernhard Essig, Fluch-Fachmann aus Franken und Kurator der Schau in Nürnberg. Und hat damit verdammt noch mal recht.
"In der Ausstellung geht es in einer Abteilung genau darum: Dass man das immer wieder versuchte zu verhindern, vor allem religiöse Kräfte standen dahinter – aber es hat nie funktioniert", sagt Essig. "Und das kann man in der Ausstellung auch lernen, vielleicht tröstend: Das Hirn hat da eine ganz, ganz wichtige Funktion, die uns das eben nicht ermöglicht."
Sacklzement! Oder: Schimpfen hilft
Wir Menschen brauchen die Schimpfwörter eben, um Schmerz zu bewältigen, Stress abzubauen, Schwierigkeiten zu meistern. Der Begriff "Kraftausdruck" ist ja kein Zufall, sagt Essig – oder im Englischen: strong language, starke Sprache.
Und außerdem ist es ja so, sagt Essig: Wer das Fluchen verbietet, macht es dadurch ja noch viel interessanter: "Es wird in der Regel der Kraftausdruck in seiner Kraft gekräftigt, wenn man sich darüber echauffiert. Das ist das Verzweifelte daran: Je mehr man verbietet, desto größer wird der Reiz – und deswegen ist so ein Verbot immer ein großes Problem."
Fluchende Schulkinder – muss das sein?
Was also sollen zum Beispiel Eltern tun, deren Kinder aus dem Kindergarten oder der Grundschule die übelsten Begriffe mit nach Hause bringen? "Es nur zu übergehen, das ist auch nicht die Lösung – es gibt eigentlich keine richtig gute Lösung", sagt Essig.
"Vielleicht die, dass man darüber spricht, dass es ja Kraftausdrücke gibt, die sehr positiv eingesetzt werden können, unterhaltsam beispielsweise, oder um einer Sache Nachdruck zu verleihen. Und solche, die schrecklich kränkend sind. Und diese Differenzierung einem Kind im Laufe der Jahre klarzumachen – das sollte Erfolg versprechen."
Um die Kraft des Fluchens geht es also in dieser Nürnberger Ausstellung, und um die schönsten Verwünschungen aus Franken, Deutschland, Europa. An einer Mitmachstation lässt sich erraten, welcher Fluch in welchem Land populär ist. "Möge die Elster von deinem Gehirn trinken" – na?
Mit dem Ausstellungstitel wiederum hat es seine ganz eigene Bewandtnis, sagt Essig. "Potz! Blitz!", das ist die Kurzform einer alten Verwünschung: "Gottes Blitz soll dich treffen!"
"Potz! Blitz! Vom Fluch des Pharao bis zur Hate Speech" heißt diese Schau – denn auch die verletzenden, beleidigenden Aggro-Attacken im Netz werden thematisiert. Zu sehen im Museum für Kommunikation in Nürnberg - ab dem 22. Februar und noch bis zum 12. Januar 2025.
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