Der Synodale Weg ist vorbei. Nun bleibt die Frage, was von dem Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland bleibt.
Bildrechte: Picture Alliance/epd-bild/Tim Wegner

Der Synodale Weg ist vorbei. Nun bleibt die Frage, was von dem Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland bleibt.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Reformprojekt Synodaler Weg: Ungewisses Warten auf "Plan B"

Der Synodale Weg sollte Reformen in der katholischen Kirche voranbringen, etwa beim Zölibat, der Rolle der Frau oder der Sexualmoral. Doch dann haben vier Bischöfe die weitere Finanzierung verweigert. Wie geht es nun weiter?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Er war von Anfang an – seit Dezember 2019 – mit dabei beim Synodalen Weg: Konstantin Bischoff von der Münchner Pfarrei Herz Jesu hat die Pastoralreferenten bei den Reform-Gesprächen vertreten. Die Blockadehaltung der vier deutschen Bischöfe, die sich nun gegen den Synodalen Ausschuss und damit implizit auch gegen die diskutierten Reformen stellen, kann der studierte Theologe nicht nachvollziehen.

  • Zum Artikel: Synodaler Weg: Bischöfe verweigern Finanzierung

"Hier will niemand mit Mehrheit Glaubensbekenntnis ändern, hier will niemand mit Mehrheit kirchliche Lehre ändern", beteuert Bischoff. Es gehe vielmehr darum, die "erprobte Zusammenarbeit zwischen Bischöfen und Nicht-Bischöfen" fortzusetzen.

Unter den vier Bischöfen, die einem so genannten Synodalen Ausschuss das Geld verweigert haben, sind auch drei Bischöfe aus Bayern: Passaus Stefan Oster, Regensburgs Rudolf Voderholzer und Eichstätts Gregor Maria Hanke. Deren Sorge, dass eine stärkere Beteiligung von Laien an Entscheidungsprozessen in der Kirche zu einer Schwächung des Bischofsamts führen könnte, weist Pastoralreferent Bischoff zurück: "Ich habe Bischöfe im Ohr, die am Ende des Synodalen Wegs gesagt haben: Durch Mitbestimmung von Nicht-Bischöfen wird mein Amt gestärkt."

ZdK-Präsidentin zu Finanzierungs-Absage: "Warten auf Plan B"

Überzeugungsarbeit leisten bei den Kritikern des Synodalen Wegs – das will auch Irme Stetter-Karp weiterhin. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der Laienvertretung in der katholischen Kirche, hofft, dass der Synodale Weg fortgesetzt werden kann, allerdings: "Wir warten aktuell auf eine Präzisierung eines Plan B zur Finanzierung des Synodalen Ausschusses. Am politischen Willen der 23 Bischöfe haben wir gerade auch ganz aktuell nach jüngsten Gesprächen keinen Zweifeln."

Fest steht: Ohne angemessene finanzielle und personelle Ausstattung des Synodalen Ausschusses ist auch die Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges unmöglich. Laut einer Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) habe deren Vorsitzender, Bischof Georg Bätzing, jedenfalls zugesagt, "mit Nachdruck die Suche nach einem verlässlichen Finanzierungsmodell voranzutreiben".

Demnach wollen DBK und ZdK "sechs Arbeitsgruppen" bilden, die "in überschaubarer Zeit unter Einbezug der bestehenden Strukturen" Vorschläge zur Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges ausarbeiten. Es geht zunächst also in eine neuerliche Arbeits- statt tatsächlicher Reformierungsphase.

Religionssoziologe: Papst gegen Parlamentarismus

Am Geld und am Willen sollen die Reformgespräche der Zukunft jedenfalls nicht scheitern. Doch was ist mit dem Gegenwind aus dem Vatikan? Für Papst Franziskus und die vier deutschen Bischöfe, die sich gegen den Synodalen Ausschuss stellen, ist die Kirche jedenfalls kein Parlament, so der Religionssoziologe Michael Ebertz von der Katholischen Hochschule Freiburg.

"Diese vier Bischöfe sind einer anderen Logik, der Logik der Kirche mit einem Entscheidungszentrum in Rom verpflichtet", sagt Ebertz. Franziskus sehe kritisch, dass man in Deutschland stärker auf parlamentarische Modelle zurückgreife, um Entscheidungen zu treffen. "Und der Papst sagt: Parlamentarismus ist nicht mein Verständnis von Synode", so Ebertz.

Hoffnungen an Weltsynode im Rom

Im Oktober findet die Weltsynode in Rom – nach päpstlichen Verständnis – statt. Dort dürften auch Reform-Themen auf den Tisch kommen, die im Synodalen Weg verhandelt werden. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp hat die Hoffnung jedenfalls nicht verloren: "Wir wissen auf jeden Fall von Verbündeten aus der Amazonas-Synode, von Partnern aus Australien, dass wir hier durchaus nicht alleine stehen."

Das zeige sich etwa beim Thema Diskriminierung von Frauen und deren Zugang zu Weiheämtern. "Das ist ein Thema, das weltweit beraten wurde und das auch Eingang in das Arbeitsdokument zur Weltbischofssynode gefunden hat", betont Stetter-Karp.

Einer der Delegierten, die im Oktober in Rom sein werden, ist Bertram Meier, Bischof im Bistum Augsburg. Er glaubt, dass der deutsche Synodale Weg und die Synodalen Prozesse auf der Weltsynode "keine Gegensätze sein müssen, sondern einander befruchten können".

Ist die Weltsynode im Zentrum der kirchlichen Macht also eine Chance für den Synodalen Weg? Den Reformern hierzulande bleibt diese Hoffnung und ein noch unbekannter Plan B zur Finanzierung des synodalen Ausschusses.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.