Mann mit einer roten Baseball-Kappe mit der Aufschrift "Make America Pray Again"
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Religion im US-Wahlkampf: Wer überzeugt die Gläubigen?

Religion im US-Wahlkampf: Wer überzeugt die Gläubigen?

Mit "Make America Pray Again" hat Donald Trump im Wahlkampf neue religiöse Töne angeschlagen. Er zählt auf die Stimmen der konservativen Christen und bedient ihre Themen. Kamala Harris vertritt Positionen, die eher liberale Christen ansprechen.

Ein Atheist als US-Präsident? Undenkbar. Obwohl die Zahl der Gläubigen weniger wird, spielt die Religion in weiten Teilen der amerikanischen Gesellschaft eine größere Rolle als in Deutschland. Das wissen Präsidentschaftskandidaten seit jeher für sich zu nutzen. Auch Donald Trump, der in diesem Jahr seine eigene Bibel auf den Markt gebracht hat.

"Make America Pray Again"

Es sei sein Lieblingsbuch, beteuert der Kandidat der Republikaner. Ob das glaubwürdig ist, spielt offenbar weder für ihn noch für seine Wähler eine Rolle. Die konservativen Gläubigen wüssten, was sie an Trump haben, so Jesuitenpater Godehard Brüntrup von der Hochschule für Philosophie in München im Interview mit BR24.

"Wenn man Evangelikale oder sehr konservative Katholiken fragt: Wie könnt ihr so jemanden wählen", erzählt Brüntrup aus eigener Erfahrung, "jemand der in vielfacher Hinsicht keine christliche Lebensführung gezeigt hat, dem es hauptsächlich um Macht und Geld geht und der mehrfach beim Lügen erwischt wurde? Dann ist die Antwort der Gläubigen: Wir finden das schrecklich - aber er wird unsere Ziele durchsetzen."

Trump gegen Abtreibung und Transgender

Ganz oben auf die Liste der politischen Ziele steht das Verbot von Abtreibungen. Aber es geht etwa auch um Regelungen, Transgender-Personen vom Frauensport ausschließen. Der noch amtierende US-Präsident Joe Biden hat zu diesen Themen eine zu liberale Haltung für viele konservative Christen und wäre deshalb für sie nicht wählbar gewesen. Dass Biden gläubiger Katholik ist, ändert daran nichts.

Gegen Biden, der nach John F. Kennedy der zweite Katholik im Weißen Haus ist, hat Trump seinen Vizekandidaten J. D. Vance in Stellung gebracht. Vance ist 2019 der katholischen Kirche beigetreten und interpretiert diese ganz anders als Biden, der in einer katholischen Familie aufgewachsen ist. Kein Wunder, denn der früher in den USA dominierende liberale Katholizismus gehe zurück, sagt Massimo Faggioli, Theologe an der Villanova University in Pennsylvania.

Darum sei für Konvertiten wie Vance die katholische Kirche ein "guter Ort", um sich gegen liberale Werte zu positionieren. "J. D. Vance sagt, die echten, christlichen Amerikaner wurden verraten in den letzten 70 Jahren", sagt Faggioli im Gespräch mit BR24. Die Schuld dafür schiebt der republikanische Vize-Präsidentschaftskandidat den Eliten und Katholiken wie Joe Biden und der früheren Sprecherin des Repräsentantenhauses, der Demokratin Nancy Pelosi zu, wie Faggioli erklärt.

Kampf der Katholiken abgesagt

Dass jetzt aller Voraussicht nach Kamala Harris, eine Baptistin mit hinduistischen Wurzeln, statt Biden antritt, verändert einiges. "Harris ist in vielerlei Hinsicht ein stärkerer Gegner", sagt Massimo Faggioli. Das liege nicht unbedingt an ihrer Religion. Genauso wie Trumps Vizekandidat Vance lebe Harris durch ihren Erfolg den "amerikanischen Traum", interpretiere diesen aber im Gegensatz zum Republikaner auf eine positive Weise. Während J. D. Vance das Land im Niedergang begreife und sich vergangene Zeiten zurückwünsche, stehe Harris für das "neue Amerika", für die Rechte von Frauen, Minderheiten und queeren Menschen.

Punkten könnte sie unter anderem damit, dass sie sich entschiedener für ein Recht auf Abtreibung einsetzt als der Katholik Joe Biden, sagt Michael Hochgeschwender, Nordamerika-Experte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. "Jetzt hofft sie natürlich, junge Frauen aus dem suburbanen konservativen Milieu anzusprechen, die nicht notwendig auf der Parteilinie der Republikaner sind, wenn es um diese Frage geht." Seit der Abschaffung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch hatten sich diese Stimmen für "Pro Choice", also einer liberaleren Haltung, in vielen Bundesstaaten durchgesetzt.

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