Was würde eine US-Präsidentin Kamala Harris für Deutschland bedeuten?
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Was würde eine US-Präsidentin Kamala Harris für Deutschland bedeuten?

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Was würde eine US-Präsidentin Harris für Deutschland bedeuten?

Der Kampf um die USA geht in die nächste Runde: Harris vs. Trump. Wofür steht die bisherige Vizepräsidentin, was würde mit den US-Soldaten in Bayern passieren und sind die USA überhaupt bereit für die erste Präsidentin? Ein Expertengespräch.

Über dieses Thema berichtet: Possoch klärt am .

Joe Biden hat dreieinhalb Monate vor der US-Wahl die Reißleine gezogen – jetzt steht sie im Fokus: Kamala Harris, 59, derzeitige Vizepräsidentin und – aller Voraussicht nach – die neue Kandidatin der Demokraten fürs Weiße Haus. Für den Parteitag der Demokraten ab 19. August in Chicago scheint sie bereits die nötige Mehrheit der Delegierten auf ihrer Seite zu haben.

Welche Auswirkungen hätte eine US-Präsidentin Harris für Deutschland und Bayern? Und: Schafft sie es überhaupt, Trump zu schlagen? Antworten von Laura von Daniels, USA-Expertin und Leiterin der Forschungsgruppe Amerika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik.

BR24: Trump hatte sich auf Biden und sein Alter eingeschossen. Wird das jetzt für ihn zum Problem?

Von Daniels: Es ist auf jeden Fall ein großes Problem. Ich denke schon, dass auch die Strategen um Trump herum das haben kommen sehen. Sonst hätte man vielleicht nicht J.D. Vance, den 39 Jahre alten Hoffnungsträger der Partei, so früh in so eine Position gesetzt als Vize-Präsidentschaftskandidat. Es wirkt wie der Versuch, diese Situation aufzufangen. Die Demokraten haben jetzt die Möglichkeit, mit einer relativ jungen und dynamischen Präsidentschaftskandidatin und dann noch einem "running mate" an ihrer Seite noch viel mehr Variation reinzubringen und den Wählern wirklich Angebote zu machen. Trump hat sich schon festgelegt, da kommt er jetzt nicht mehr raus.

"Harris steht für ein gutes transatlantisches Verhältnis"

BR24: Wofür steht Harris eigentlich?

Von Daniels: Aus europäischer Sicht ist die gute Nachricht, dass sie definitiv für ein gutes transatlantisches Verhältnis steht. Sie steht für Kooperation mit Verbündeten und engen ökonomischen und sicherheitspolitischen Partnern. Das ist auch für den asiatischen Raum ein wichtiges Signal. Sie steht für eine eher traditionelle kooperative US-Außenpolitik, die in zentralen, globalen Fragen wie Klimapolitik oder Rüstungskontrolle durchaus bereit ist, Kompromisse einzugehen und mit anderen Ländern zu verhandeln.

Innenpolitisch ist auch klar, dass sie ein ziemliches Gegenangebot zu Donald Trump ist. Sie setzt sich immer wieder für Frauenrechte ein, für das Recht auf Abtreibung und auch in der Migrationspolitik vertritt sie eindeutig andere Positionen als Donald Trump.

Im Video: Donald Trump vs. Kamala Harris – Kann sie ihn schlagen?

Bleiben die US-Soldaten in Grafenwöhr?

BR24: Was gäbe es für Konsequenzen für die in Deutschland, vor allem in Grafenwöhr stationierten US-Soldatinnen und Soldaten?

Von Daniels: Harris steht generell für eine Kontinuität im transatlantischen Verhältnis. Sie sieht eine wertvolle Beziehung zwischen der US-Außenpolitik und den europäischen Partnern in der Nato. Sie hat das immer klargemacht, auch in Grundsatzreden bei der Münchner Sicherheitskonferenz, zum Beispiel vor Kriegsausbruch in der Ukraine, wie wichtig dieses transatlantische Verhältnis auch im Sicherheitsbereich ist.

Kontinuität wäre dann eben auch, dass sie zu den Ankündigungen steht, die Biden beim Nato-Gipfel in Washington gemacht hat, wenn es um die Langstreckenraketen geht. Es mag sein, dass Truppenverschiebungen aus Deutschland heraus strategisch irgendwann sinnvoll erscheinen. Natürlich haben die Amerikaner einen Schwerpunkt im Indopazifik, was die Sicherheitspolitik angeht, aber ein Vollabzug, so wie Trump das immer wieder angedroht hat, damit muss man unter Harris nicht rechnen.

"Harris könnte Feindseligkeit in der amerikanischen Politik ein Stück weit beenden"

BR24: Sind die USA bereit für eine Mrs. President?

Von Daniels: Ich sehe die Chancen gar nicht so schlecht. Vor allen Dingen, weil Harris ein deutliches politisches Gegenangebot zu Donald Trump ist und zur MAGA-Bewegung in der republikanischen Partei. Das könnte am Ende den Ausschlag geben, dass die Leute in ihr die Hoffnung darauf sehen, dass die Feindseligkeit und Aggressivität in der amerikanischen Politik damit ein Stück weit beendet wird.

BR24: Danke für das Gespräch.

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