17.07.2024, USA, Milwaukee: Der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance spricht während der Republican National Convention. Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Wahlkampf in den USA - Parteitag der Republikaner

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Ullstein nimmt "Hillbilly Elegy" von J.D. Vance aus dem Programm

Ullstein nimmt "Hillbilly Elegy" von J.D. Vance aus dem Programm

Einst galt J.D. Vance als Erklärer des Trump-Milieus und lautstarker Kritiker. Nun sei er Trumps Vize-Kandidat und vertrete eine "aggressiv-demagogische, ausgrenzende Politik", so Ullstein. Deswegen werde der Lizenzvertrag mit Vance nicht verlängert.

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Der Ullstein-Verlag hat "Hillbilly Elegy", das autobiografische Sachbuch des republikanischen Vize-Präsidentschaftskandidaten J.D. Vance, aus dem Programm genommen. Der Verlag habe sich in der vergangenen Woche entschieden, den Lizenzvertrag mit Vance nicht zu verlängern und keinen Nachdruck zu liefern, berichtet der Spiegel [externer Inhalt].

"Zum Zeitpunkt des Erscheinens" habe das Buch "einen wertvollen Beitrag zum Verständnis des Auseinanderdriftens der US-Gesellschaft" geliefert, so der Verlag dem Spiegel zufolge. Inzwischen agiere er offiziell an der Seite von Donald Trump vertrete eine "aggressiv-demagogische, ausgrenzende Politik", teilte der Verlag dem Spiegel zufolge mit.

Die deutsche Übersetzung war zuletzt vergriffen - jetzt erscheint eine Neuauflage beim Münchner Verlag Yes Publishing. "Wir haben 20.000 Exemplare gedruckt und gehen davon aus, dass wir sie alle sofort verkaufen werden", sagte ein Sprecher des Verlags der dpa.

2016 veröffentlichte Vance das Buch über sein Aufwachsen in der weißen Unterschicht in Ohio – also genau jenem Milieu, aus dem besonders viele Trump-Wähler stammen. Viele sahen in "Hillbilly Elegy" eine aufschlussreiche Lektüre zur Erklärung des Trump-Erfolgs und treffende Milieu-Studie. Aber ist es das wirklich?

"Bewegende Familiengeschichte"

Gregor Hens, der Übersetzer des Buches, hat selbst lange in Ohio gelebt – auch er hält das Buch für gelungen: "Es ist eine sehr bewegende Geschichte. Die Familie ist umgesiedelt nach Ohio. Er wird von seiner Großmutter erzogen, weil seine Mutter heroinabhängig ist und die ganze Familie eigentlich immer am Rande der Katastrophe lebt. Die lebt praktisch von der Hand in den Mund, von einem Tag auf den anderen. Eine sehr bewegende Familiengeschichte aus dieser Unterschicht."

Vance sähe sich in seinem Buch "praktisch als Erklärer dieser Schicht", sagt Hens, "und er sagt ganz deutlich: Das ist eine identifizierbare Kultur der 'Hillbillies' oder 'Hill People', wo auch der Staat gar nicht viel helfen kann. Das ist etwas, was von Generation zu Generation weitergeleitet wird. Es gibt dieses Gefühl, eigentlich immer in der Armut zu stecken und auch gar nichts dagegen unternehmen zu können. Leute, die sich einfach von der Gesellschaft vergessen fühlen. Das erklärt er sehr gut und sehr deutlich."

Nominierung als Trumps Vize: "Habe fast damit gerechnet"

Den Wandel von J.D. Vance hat wohl auch Hens nicht kommen sehen. Dass er als Vize-Kandidat in Frage kommt, sei ihm aber schon seit längerem bekannt gewesen: "Ich habe eigentlich fast damit gerechnet. In den letzten Wochen und Monaten hat sich das schon angedeutet, angekündigt, dass Vance das Rennen machen könnte, weil er einfach unglaublich telegen ist, gut sprechen kann und ein sehr, sehr kluger Mann ist. Insofern hat mich das dann nicht mehr überrascht. Allerdings, wenn man ein paar Jahre zurückblickt, dann schon. Es ist eine erstaunliche Wandlung, die er durchgemacht hat."

Mit seinem Buch habe er sich damals an die "politischen Eliten" gewandt. Ganz so überraschend ist sein Wandel also vielleicht bereits aus damaliger Perspektive nicht: In dem Buch scheint bereits eine Haltung durch, die den "Hillbillies" eine Schuld an ihrem eigenen Schicksal zuweist: "Man gibt nicht zu, dass man faul ist oder keine vernünftige Ausbildung hat. Es liegt nie an einem selbst, es liegt immer an den anderen." Der Staat sei hier machtlos.

Gegensätze in Inszenierung und politischem Handeln

In der Person J.D. Vance zeigt sich also eine Gegensätzlichkeit, die sich auch bei Trump findet: Einerseits die Inszenierung als "Anwalt der kleinen Menschen", andererseits eine Haltung und Politik, welche diese Menschen nicht weniger im Stich lässt und staatliche Hilfen ablehnt: "Trump selbst sagt ja auch, dass er ein Anwalt dieser Leute ist und bekommt Wählerstimmen dadurch. Aber das, was Trump in seiner ersten Amtszeit gemacht hat, hat ja genau den gegenteiligen Effekt. Das hat diesen Leuten, den ärmeren Leuten und diesen Schichten nicht wirklich geholfen. Und man muss leider davon ausgehen, dass das bei Vance nicht anders ist."

Den Wandel von Vance sieht Hens in dessen Zeit im Silicon Valley begründet, wo er für den rechtslibertären Unternehmer Peter Thiel arbeitete: "Da gibt es Leute, rechte, libertäre Leute in Kalifornien, zu denen Elon Musk im Prinzip auch gehört, die was ganz anderes vorhaben. Das ist wirklich eine sehr zerstörerische Kraft. Da geht es darum, den Staat und alle staatlichen Institutionen mehr oder weniger zu zerstören, den sogenannten 'Verwaltungsstaat' – und dann erst zu gucken, was man dann Neues macht. Ich befürchte, dass Vance sich davon hat überzeugen lassen."

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