Antiquar Klaus Willbrand (Archivbild)
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TikTok-Star und Antiquar Klaus Willbrand gestorben

TikTok-Star und Antiquar Klaus Willbrand gestorben

Mit über 80 Jahren wurde er im vergangenen März noch zu einem bei Schülerinnen und Schülern beliebten TikTok- und Instagramstar. Am Mittwoch ist der Kölner Antiquar Klaus Willbrand nun verstorben, wie seine Digitalberaterin mitteilt.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Kulturleben am .

Schulterlange weiße Haare, eine leicht brüchige Stimme und im Hintergrund jede Menge Bücher - das waren die Markenzeichen, mit denen Klaus Willbrand zum Social-Media-Star wurde. In kurzen Videos auf Instagram und TikTok sprach er über die Großen der Literatur: Franz Kafka, Thomas Mann, James Joyce.

Der durch und durch analoge Antiquar aus Köln genoss besonders bei Schülerinnen und Schülern Kultstatus. Jetzt ist er, weniger als ein Jahr nach Beginn seiner digitalen Karriere, im Alter von 83 Jahren gestorben.

Späte digitale Karriere Willbrands

Willbrand sei in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Köln "friedlich eingeschlafen", teilte seine Digitalberaterin Daria Razumovych der Deutschen Presse-Agentur mit. Es sei ihm schon längere Zeit gesundheitlich nicht mehr so gut gegangen. Zuvor hatte die "Tagesschau" berichtet.

Noch im März vergangenen Jahres startete der Antiquar seine digitale Karriere. Hintergrund seiner Videos bildete ein Antiquariat im bürgerlichen Stadtteil Sülz. Bücher stapelten sich darin vom Boden bis zur Decke. In der Luft lag ein süßlich-erdiger Geruch, wie er mitunter von vergilbtem Papier verströmt wird. Als zukunftsfähig gelten solche Geschäfte im Allgemeinen nicht mehr. Und so stand auch Willbrand Anfang vergangenen Jahres kurz davor, seinen Laden schweren Herzens zu schließen.

100.000 Follower auf Instagram, 40.000 auf TikTok

Es kam "nahezu niemand mehr", gestand der betagte Bücherliebhaber ein. Dann aber half Razumovych, als befreundete Lektorin. Sie hatte Willbrand einige Jahre zuvor kennengelernt und war beeindruckt von seinem enormen literarischen Wissen. Das dürfe nicht verloren gehen, fand sie.

Lange hatte Willbrand Bedenken, doch nun, da es nichts mehr zu verlieren gab, stimmte er zu. An Karfreitag wurde das erste Video aufgenommen. Das Echo übertraf alle Erwartungen. Willbrand wurde binnen kürzester Zeit zum Social-Media-Star. Nach wenigen Monaten hatte er 100.000 Follower auf Instagram und mehr als 40.000 auf TikTok. "Der alte Mann, der über Literatur spricht? Kenn’ ich! Der ist so süß!" Das war in etwa die gängige Reaktion, wenn er irgendwo zur Sprache kam.

Was wird aus dem Lebenswerk?

Klare Botschaften waren sein Erfolgsrezept. Welcher Schriftsteller wird überschätzt? Antwort: Hermann Hesse. Welche drei Bücher sollte man gelesen haben? - "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" von Proust, "Ulysses" von Joyce und "Der Prozess" von Kafka.

Er erkenne die Qualität eines Buches sehr schnell, sagte Willbrand im August der Deutschen Presse-Agentur. "Je mehr man gelesen hat, desto mehr Vergleichsmöglichkeiten hat man."

Was wird nun aus seinem Lebenswerk, dem geliebten Antiquariat? Razumovych wird es weiterführen. "Wenn alles klappt", sagt sie. "Das war sein größter Wunsch."

Mit Material von dpa

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