Brachte knapp sieben Millionen Euro: Kirchners "Tanz im Varieté" von 1911.
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Brachte knapp sieben Millionen Euro: Kirchners "Tanz im Varieté" von 1911. Getanzt wird der "Cakewalk", ein Modetanz der 1920er-Jahre.

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Verschollen, versteigert: Kirchner-Gemälde bringt Millionensumme

Millionenerlös in München: Zwei expressionistische Gemälde wurden bei einer Kunstauktion für Spitzenpreise versteigert. Das lange verschollen geglaubte Ölgemälde "Tanz im Varieté" von Ernst Ludwig Kirchner ging für fast sieben Millionen Euro weg.

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Für genau 6.958.000 Euro kam das Bild "Tanz im Varieté" von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Jahr 1911 unter den Hammer, wie das Münchner Auktionshaus Ketterer mitteilte. Eine Sprecherin nannte das einen "Spitzenpreis". Der Schätzpreis hatte zwischen zwei und drei Millionen Euro gelegen.

Noch mehr Geld brachte ein Gemälde des Expressionisten Alexej von Jawlensky aus der Künstlergruppe Blauer Reiter ein. Die "Spanische Tänzerin" wurde für mehr als 8,3 Millionen Euro versteigert, wie Ketterer mitteilte. Das Bild, das als ein Schlüsselwerk des Malers gilt, war auf mindestens sieben Millionen Euro taxiert worden. Es hatte sich mehr als 90 Jahre lang im Privatbesitz befunden.

Abgebildet: Die schöne Helene

Jawlensky (1864-1941) hat nach Angaben des Auktionshauses auf dem Bild seine Geliebte und spätere Frau Helene gemalt, als sie noch Kindermädchen bei ihm und seiner Lebensgefährtin, der Malerin Marianne von Werefkin, war. Die drei hätten eine nicht immer gemütliche Ménage-à-trois geführt, eine Dreierbeziehung also.

Auf der Rückseite des Bildes findet sich die Studie einer abstrakten Landschaft. Diese verweise auf die "Murnauer Landschaft" von 1909 aus den Beständen der Städtischen Galerie im Münchner Lenbachhaus.

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Jawlenskys "Spanische Tänzerin" wurde für mehr als 8,3 Millionen Euro versteigert

Auch das versteigerte Kirchner-Gemälde war rund 80 Jahre lang Teil einer Privatsammlung in Baden-Württemberg gewesen. Dass das Bild überhaupt den Weg in eine Versteigerung fand, ist eine kleine Kunstsensation, denn sein Verbleib war jahrzehntelang ungeklärt. Bis es wieder auftauchte, war es ausschließlich als Schwarz-Weiß-Abbildung bekannt.

Wo genau kam der Kirchner jetzt her?

Wo genau das Gemälde wann war, wollen Experten derzeit noch herausfinden. Klar ist nach Angaben des renommierten Münchner Auktionshauses nur, dass es kurz nach seiner Entstehung ausgestellt wurde – und dann in den 1920er-Jahren noch einmal. Davon existieren laut Ketterer Bildaufnahmen. Kirchner selbst habe das Bild mehrfach fotografiert. Zum letzten Mal ausgestellt wurde "Tanz im Varieté" Ende 1923 in Berlin. Danach verloren sich die Spuren, und das Bild verschwand aus der Öffentlichkeit.

Das 120 mal 145 Zentimeter große Werk ist "eines der außergewöhnlich großformatigen Bilder im Werk Kirchners", schrieb das Auktionshaus bei der Ankündigung der Versteigerung. Der Expressionist Kirchner habe damit seine Faszination für den Tanz verarbeitet.

Kirchner und Ketterer - das passt

Ketterer in München zählt zu den zehn umsatzstärksten Auktionshäusern der Welt. BR-Kunstmarktexperte Stefan Mekiska bescheinigt dem Unternehmen große Kompetenz vor allem beim deutschen Expressionismus, insbesondere bei Werken der Künstlergruppen "Die Brücke" und "Blauer Reiter". Gerade beim Brücke-Künstler Kirchner sei Ketterer weltweit führend, so Mekiska.

Mit Informationen von dpa

Auktionator Robert Ketterer
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Auktionator Robert Ketterer

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