In Restaurants gibt es schon lange den Buffetwahnsinn "All you can eat". Ähnliches gibt es nun auch für Kinos: Filme schauen bis zum Abwinken, All you can see, wenn man so will.
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Ermöglicht wird das durch bundesweite Kinoflatrates. Bereits letzte Woche gestartet ist "Cineville": ein Jahres-Kinoabo für rund 20 Euro pro Monat. Angeboten wird es bisher in fünf Städten – Berlin, Hamburg, Köln, Freiburg und Nürnberg, der bisher einzigen bayerischen Metropole.
Fünf Nürnberger Kinos beteiligt
Mit dabei ist Matthias Damm vom Casablanca, dem "Kino mit Courage". Ihm und seinen Mitstreitern geht es freilich nicht um visuelle Völlerei, sondern um ein entspannteres Verhältnis zum Kinobesuch. Ein Abo, so hofft er, animiere Menschen, auch in Filme zu gehen, die sie sich sonst vielleicht nicht angesehen hätten: "Wir spielen ja auch die sperrigen und komplizierten Filme. Und es gibt tatsächlich die Erkenntnis, dass solche Filme profitieren und die Leute experimentierfreudiger werden, vielleicht bei einer Reihe einen weiteren Film anschauen. Für uns lohnt sich das also."
Kinoflatrate gibt es bereits in anderen Ländern
Neu ist die Kinoflatrate nicht. Es gibt sie bei großen Mainstream-Kinoketten – und im Arthaus-Bereich in den Niederlanden seit rund 15 Jahren. Von dort ist jetzt das Cineville-Modell nach Deutschland importiert worden. Zum Start nehmen bundesweit 30 Kinos teil – in Nürnberg neben dem Casablanca noch die Meisengeige, das KommKino, das Filmhaus und das Metropolis. Nach und nach sollen weitere deutsche Städte folgen. In den Niederlanden besitzen inzwischen 85.000 Karten-Inhaber die Flatrate. Ein Erfolgsmodell.
Weiteres Abo-Modell "Cinfinity" soll im Oktober starten
Das erhoffen sich auch die Betreiber von Cinfinity, eines weiteren bundesweiten Abo-Modells, das im Oktober starten soll. Im Moment können sich Kinos noch bewerben – der geplante Flatrate-Preis erscheint sensationell niedrig: für 12,50 Euro pro Monat so oft ins Kino gehen, wie man will. Kann das gutgehen? Die Frage beantwortet Co-Initiator Ralf Thomsen vom schleswig-holsteinischen Kino Lichtblick in Heide: "Wir wollen breiter in die Masse gehen, wollen das für alle Kinoarten und -formen anbieten. Wir möchten also was Übergreifendes haben, wo Leute in Mainstreamkinos, in Crossover oder in Arthauskino gehen können."
Cineville oder Cinfinity? Man wird sehen, welches Modell sich auf Dauer durchsetzt und zu welchem Preis. Ralf Thomsen und seine Mitstreiter haben zwei Jahre lang verschiedene finanzielle Modelle durchgerechnet – funktionieren kann das ihre bei 12,50 Euro natürlich nur, wenn die Abonnenten im Schnitt pro Monat nicht öfter als anderthalbmal einen Film sehen.
Lokales Abo-Modell auch in München
Für Christian Pfeil, der in München fünf Kinos besitzt und eine eigene lokale Flatrate anbietet, erscheint der Cinfinity-Tarif zu niedrig. Er selbst liegt etwa bei den Cineville-Preisen mit gut 20 Euro pro Monat. Prinzipiell meint er: Es wäre schön, wenn sich alle Modelle rechnen würden, wichtig sei es vor allem, eine neue Haltung zum Kinobesuch durchzusetzen: "Die Leute, die ein Abo haben, probieren auch mal was aus. Und das ist natürlich auch was, das wir wollen: Wir wollen, dass Leute Dinge ausprobieren und neue Erfahrungen im Kino machen."
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