Schauspielerin Liv Stapelfeldt liegt auf einer weißen Daunendecke und starrt an die Decke
Bildrechte: Gabriela Neeb / Volkstheater München
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An Schlaf ist nur zu denken: Liv Stapelfeldt in der Inszenierung von “Mein Jahr der Ruhe und Entspannung” am Volkstheater München

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Volkstheater München inszeniert Ottessa Moshfegh

Volkstheater München inszeniert Ottessa Moshfegh

Mit "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" schrieb Ottessa Moshfegh einen Kultroman, der den Nerv der Generation TikTok traf. Die Inszenierung am Volkstheater München löst sich in einigen Punkten von der Vorlage – und somit von der fesselnden Kraft.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

"Süßer Schlaf, nichts bereitet mir so viel Freude, schenkt mir so viel Freiheit und gibt mir die Macht, geschützt vor dem Elend meines Bewusstseins, zu denken, zu fühlen, zu träumen." Mit dieser düster-poetischen Liebeserklärung an den Schlaf beginnt die namenlose Hauptfigur, gespielt von Liv Stapelfeldt, die Vorstellung von "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" am Volkstheater München. Dargestellt ist sie dabei nicht schlafend, sondern in einem aufs Wesentliche reduzierten, cleanen Raum, kriechend, in Zeitlupe, krampfhaft, wie in einer Art mühsamem Kampf. Ein Bild, das sich später wiederholen wird.

Komm, süßer Schlaf

Vielleicht steht es für ihr Ziel, von dem sie immer wieder abgebracht wird: Sie will ein Jahr lang durchschlafen. Aber da ist ihr Job in einer New Yorker Kunstgalerie. Oder Reva, ihre vermeintlich beste Freundin, zu der sie eine Art Hassliebe pflegt, die geprägt ist von unterschiedlichen Milieu-Erfahrungen, gegenseitigem Unverständnis und Eifersucht.

Immer wieder besucht Reva ihre Freundin. Die beiden sind in ihren Zwanzigern, haben Probleme, mentale wie familiäre, leiden unter ihren Affären zu älteren Männern, doch sie dringen nie wirklich zueinander durch. Reva will mehr vom Leben, als sie sich leisten kann. Die Namenlose hat das alles, will sich aber einfach nur betäuben.

Ihre letzte Hilfe? Schlafmittel. Doch das, was ihr die dubiose Dr. Tuttle verschreibt, bringt statt Schlaf wilde Strobo-Trips, in denen die Protagonistin wild über die Bühne zuckt. Neben solchen Schlafwandel-Trips gibt es auch Szenen, in denen sie von Erinnerungen an ihre verstorbenen Eltern wachgehalten wird. An die Oberfläche dringen Themen wie Tabletten-Sucht, fehlende Zuneigung, Tod oder Trauer.

Hin und Her zwischen Wach- und Traumzustand

Die Inszenierung von Regisseurin Katharina Stoll, die mit "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" ihre erste Arbeit am Münchner Volkstheater zeigt, ergründet in diesem Hin und Her zwischen Wach- und Traumzustand immer wieder die Psyche und Traumata der Protagonistin, die als Studentin erst ihren Vater und zwei Wochen später ihre Mutter verloren hat.

Der große Unterschied zur Romanvorlage , die in den Jahren 2000 und 2001 spielt, ist die Protagonistin selbst. In Ottessa Moshfeghs Hype-Buch ist die Ich-Erzählerin unsympathisch und unzuverlässig, ihre Handlungen sind oft total banal und wenig nachvollziehbar. In der Inszenierung wirkt die Protagonistin romantischer, schwelgt viel in Gedanken übers Schlafen. Schlaf kommt aber – so komisch es klingt – fast zu kurz. Im Fokus steht dafür, ja was eigentlich?

Auf der Suche nach der Kraftlosigkeit

Vielleicht Reva, die Freundin der Protagonistin, großartig dargestellt von Ruth Bohsung. Ist sie des Pudels wahrer Kern – keine Floskel, sondern wirklich so auf der Bühne zu sehen - weil sie eine Art Naivität der frühen Nullerjahre verkörpert, die mit 9/11 einstürzt? Oder ist es doch der Kampf um Schlaf, der auch das ist, was die Vorlage so zeitlos macht? Ottessa Moshfegh ist mit ihrem Roman vieles gelungen: eine Satire auf den Kunstbetrieb, die Darstellung gesellschaftlicher Abgründe in der vermeintlichen Unbeschwertheit um die Jahrtausendwende. Schlaf als Revolte gegen den Kapitalismus, aber aus Versehen.

Es mag logisch erscheinen, dass eine Bühnenversion nicht alles darstellen kann, was auf 320 Romanseiten steht. Die Inszenierung von "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" ergründet die namenlose Protagonistin anders als im Buch, tiefschürfender. Doch den Roman im Hinterkopf bleibt die Frage, ob die Geschichte so ihre Kraft oder besser Kraftlosigkeit wirklich entfaltet.

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