Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sah sich zuletzt massiver Kritik aus der akademischen Theologie ausgesetzt. Der Vorwurf: Voderholzer verschleppe mehrere Berufungsverfahren für Lehrstühle an der Fakultät für katholische Theologie an der Uni Regensburg. Zudem verquicke der Bischof damit seine Forderung nach einer höheren Priesterquote in Forschung und Lehre.
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Wenn der Bischof sein "Go" nicht gibt
Derzeit sind an der Uni Regensburg sechs von 14 Lehrstühlen unbesetzt, bei dreien fehlt teils seit Jahren die Unbedenklichkeitserklärung des Bischofs, das sogenannte "Nihil obstat".
Denn bei der Auswahl von geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten, die sich um einen Lehrstuhl für katholische Theologie bewerben, darf die römisch-katholische Kirche mitreden. Der zuständige Ortsbischof überprüft den Lebenswandel, die bisherigen Veröffentlichungen und die Rechtgläubigkeit des Kandidaten oder der Kandidatin, die die Professur erhalten soll.
"Konkret ist es ja so, dass man auch weiß, warum die so lange dauern, weil nämlich der Bischof von Regensburg einen Verfahrensschritt einfach blockiert", sagt Bernhard Spielberg. Er ist Theologe an der Uni Freiburg und derzeit Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaften für Katholische Theologie. Sein Vorwurf: Der Regensburger Bischof Voderholzer habe mit der Überprüfung der ausgewählten Kandidaten noch gar nicht begonnen.
Spielbergs Interpretation nach will der Regensburger Oberhirte damit die Priesterquote erhöhen. Das sei aber eben gerade nicht Teil der rechtlichen Regelung. "Aus meiner Sicht kann man nicht einfach verschiedene Punkte so zusammen verquirlen, dass man sagt: Wenn ihr euch in dieser Frage nicht bewegt, dann bewege ich mich in der anderen nicht. Das ist eben gerade nicht das, wozu geordnete Verfahren da sind."
Voderholzer will mehr Professoren mit Priesterweihe
Der Vatikan verlangt von den deutschen Hochschulen, dass eine angemessene Zahl der Professoren an den katholisch-theologischen Fakultäten Priester sind. Das lässt allerdings offen, wie viele Lehrstuhlinhaber genau Priester sein sollen. In Regensburg gibt es unter den 14 Professoren an der katholischen Fakultät derzeit nur einen Priester. Für Ortsbischof Voderholzer reicht das nicht, er beharrt auf mehr Priestern in der wissenschaftlichen Lehre.
In einem Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur "CNA Deutsch" erklärte Voderholzer Ende März: "Priester bringen neben ihrer wissenschaftlichen Qualifikation auch noch seelsorgliche Praxiserfahrung mit." Es wirke sich in aller Regel auch positiv auf die Lehrtätigkeit aus, wenn ein Professor an den Sonn- und Feiertagen und auch darüber hinaus in der Verkündigung des Evangeliums tätig ist. Zwar räumte Voderholzer im selben Interview ein, dass 50 Prozent Priester auf theologischen Lehrstühlen unrealistisch seien. "Aber es ist offenkundig, dass ein oder auch zwei Priester zu wenig sind, zumal es geeignete Kandidaten gibt."
Doch genau das ist die Frage. Offenbar gibt es kaum noch wissenschaftlich arbeitende Theologen, die zugleich geweiht sind.
Wissenschaftsminister Blume macht Druck
Wissenschaftsminister Markus Blume von der CSU hält im BR-Interview von einer Priesterquote nichts. Und verweist auf die Kriterien für die Auswahl geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten für einen Lehrstuhl. Das Prinzip der Bestenauslese sei in der Wissenschaft entscheidend. "Wenn wir mehr Priester ermutigen, sich dieser Auswahl zu stellen, dann haben auch mehr die Chance, am Ende zum Zug zu kommen." Dazu brauche aber es zunächst einmal überhaupt Priester, die sich bewerben würden.
Blume hat seine Zurückhaltung im Regensburger Streit um mehr Priester in der Lehre offenbar aufgegeben. Und erhöht nun den Druck auf den Regensburger Bischof Voderholzer. "Ich habe sehr stark auf die Rechtslage hingewiesen, nach der das Nihil-obstat-Verfahren eines ist, bei dem es um die persönliche Lebensführung, die Haltung der Kandidatinnen und Kandidaten geht, die nach meiner Kenntnis bei keinem hier in Zweifel gezogen wird." Das Verfahren an sich sei nicht dazu gedacht, Anliegen der Kirche zu transportieren, beispielsweise die Einhaltung einer Priesterquote.
Es müsse, so der Minister, ein gemeinsames Interesse aller Seiten geben, dass die theologische Fakultät in Regensburg leistungsfähig bleibe und dass auch die Studierenden dort beste Voraussetzungen fänden. Er sei sich sicher, dass Bischof Voderholzer das auch so sehe. Der Wissenschaftsminister rechnet deshalb mit einer raschen Lösung.
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