Um die Sache nicht zu kompliziert zu machen, soll in diesem Artikel vor allem die Situation beim Bitcoin, als ältester Kryptowährung, beleuchtet werden. Wie alle Kryptowährungen funktioniert er über eine Blockchain. Vereinfach ausgedrückt, sind alle Menschen, die Bitcoins nutzen, in einem weltweiten Netzwerk verbunden. Alle Transaktionen werden in diesem Netz festgehalten und verifiziert. Damit ist der Bitcoin unabhängig von staatlichen Stellen wie Zentralbanken.
- Zum Artikel: Bitcoin, Ethereum und Co: Was sind Kryptowährungen?
1 Bitcoin ist 100 Millionen Satoshis
Die Untereinheit von Bitcoin – analog von Euro zu Cent – ist Satoshi, benannt nach dem oder den Erfindern des Bitcoin Satoshi Nakamoto. Bis heute ist unklar, ob sich hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto eine einzelne Person oder eine Gruppe von Menschen versteckt. Ein Bitcoin kann unterteilt werden in 100 Millionen Satoshis.
Voraussetzung: Internetverbindung und digitale Brieftasche
Um mit Bitcoin zu bezahlen, braucht man eine Internetverbindung und eine digitale Geldbörse, ein Wallet. Darin werden kryptografische Schlüssel gespeichert, mit denen Zahlungen autorisiert werden. Die Wallets gibt es in unterschiedlichen Formen: als Programm für den PC, als kommerziellen Onlinedienst oder auch als eigenes Gerät, das über die USB-Schnittstelle mit einem Rechner verbunden wird. In diesem Wallet kann man beliebig viele Konten eröffnen. Es muss zusätzlich, ähnlich einer analogen Brieftasche, gegen digitalen Diebstahl oder Hacking geschützt werden.
Wie funktioniert das Bezahlen
Zunächst muss man Bitcoins erwerben: Das geht entweder an einer Kryptobörse durch Tausch gegen staatliche Währungen wie Euro oder Dollar – Fachleute sprechen von Fiatgeld. Dabei muss man beachten, dass der Bitcoin zum Teil sehr schwankende Umtauschkurse hat. Das ist für Einsteiger die einfachste Art, an Bitcoins zu kommen. Grundsätzlich kann man aber natürlich auch zum Beispiel Dinge gegen Bitcoin verkaufen und so das Wallet füllen. Denn bis heute ist ein gängiger Weg zur Nutzung von Kryptogeld außerhalb des Spekulations-Geschäftes das direkt Bezahlen im Netz zwischen zwei Privatpersonen.
Wo kann man mit Bitcoin einkaufen?
Bei einer digitalen Währung liegt die Nutzung im Online-Umfeld nahe. Vor allem bei Gaming-Portalen wie Steam oder Xbox beziehungsweise Microsoft insgesamt ist das Bezahlen mit Bitcoin inzwischen verbreitet. Beim Essendienst Lieferando kann man schon seit einigen Jahren mit Bitcoin bezahlen. Das liegt in einer gewissen Tradition: Angeblich wurden als erster Kauf im Jahr 2010 zwei Pizzen mit 10.000 Bitcoin bezahlt – nach heutigem Umtauschkurs mehrere hundert Millionen Euro.
Vom Bitcoin zum Gutschein zum Bezahlen
Viele andere große Shops von Amazon bis Zalando aber halten sich noch zurück. Dennoch kann, wer unbedingt will, auch bei vielen Online-Shops, die das selbst nicht anbieten, mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen bezahlen – über einen Umweg: Bestimmte Portale tauschen Bitcoin in Gutscheine der Shops. Man kauft also bei einem Anbieter mit Bitcoin einen Gutschein für den Onlineshop und bezahlt damit im Shop – funktioniert, ist aber möglicherweise etwas umständlich.
Zahlung muss erst verifiziert werden
Beim Bezahlen mit Bitcoin muss man zusätzlich noch weitere Dinge beachten: Die Zahlung muss erst vom weltweiten Netzwerk verifiziert werden. Das kann von einigen Minuten bis mehrere Stunden dauern und hängt zum Teil auch mit den Gebühren zusammen, die für das Bezahlen erhoben werden. Diese Gebühren gehen zu einem Gutteil an denjenigen, der das Bitcoin geschürft hat und soll dessen Kostenaufwand beispielsweise für Geräte und Strom ausgleichen. Dadurch finanziert sich die Kryptowährung selbst.
Keine Rückgabe möglich
Zum anderen können Zahlungen per Bitcoin vom Zahlenden nicht umgehend zurückgefordert oder rückgängig gemacht werden. Das geht nur vergleichsweise umständlich und nur wenn man zum einen den Zahlungsempfänger ausfindig macht – Bitcoinzahlungen sind weitgehend anonym – und dieser dann freiwillig das Kryptogeld wieder zurückzahlt. Deshalb sollte beim Zahlvorgang genau geprüft werden, ob alle Eingaben genau stimmen. Einige Shops bieten QR-Codes an, um mögliche Eingabefehler zu minimieren.
Bezahlen in der Realwelt
Auch bei einigen Geschäften und Lokalen in der Realwelt ist es möglich, mit Bitcoin zu bezahlen. Allerdings ist die Anzahl immer noch vergleichsweise sehr gering. Wer im Netz nach Möglichkeiten sucht, in München mit Bitcoin zu bezahlen, findet zum Beispiel auf der Website "Coinpages", auf der Bezahlmöglichkeiten mit Bitcoin zusammengestellt werden, insgesamt rund 50 Geschäfte und Lokale, in denen das möglich ist. In Nürnberg und Augsburg sind es unter zehn.
Etablierte Zahlungsdienste entdecken das Kryptogeld
Trotz dieser eher ernüchternden Zahlen könnte es künftig durchaus einfacher werden, mit Kryptowährungen in der Realwelt zu bezahlen. So hat die Kreditkartenfirma Mastercard vor wenigen Wochen einen Dienst vorgestellt, mit dem die länderübergreifenden Überweisungen via Kryptowährungen für die Nutzer einfacher und sicherer werden sollen. Und der Bezahldienstleister PayPal bietet in den USA seit Mitte Mai dieses Jahres die Möglichkeit an, Bitcoin zu kaufen und mit Bitcoin zu bezahlen – ohne den Umweg über andere Anbieter.
Künftig Bezahlen mit Bitcoin beim Bäcker?
Diese Entwicklungen zeigen, dass die Finanzwelt Kryptowährungen durchaus attestiert, künftig auch beim Bezahlen eine wachsende Rolle einzunehmen. Dass man allerdings in absehbarer Zeit die Brötchen beim Bäcker um die Ecke mit Bitcoin zahlt, ist wohl eher unwahrscheinlich. Das belegen auch jüngste Zahlen der Bundesbank zum Zahlungsverhalten der Deutschen im vergangenen Jahr: Zum einen wurden rund die Hälfte aller untersuchten Transaktionen bar abgewickelt. Zugleich aber ist der Anteil von bargeldlosen Zahlungen vor allem mit der einfach zu nutzenden Debitkarte oder dem Handy weiter gestiegen. So könnten sich, wenn sich das Verfahren über das Portfolio von etablierten Bezahldiensten oder Kreditkartenfirmen entsprechend vereinfacht, auch Kryptowährungen als Zahlungsmittel langsam etablieren.
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