Im November 2021 schien der Krypto-Gipfel erreicht – damals stand der Bitcoin-Preis auf seinem damaligen Allzeithoch von etwa 56.000 Euro. Hätte man diesem Zeitpunkt 1.000 Euro in Bitcoin investiert, hätte man dieser Zahl lange nur beim Schrumpfen zugesehen – um den Jahreswechsel 2022/23 wären nur noch rund 250 Euro übriggeblieben. Der Markt für Kryptowährungen schien für viele tot.
Der neue Krypto-Bullenmarkt
Doch seit einiger Zeit nehmen Kryptowährungen wieder Fahrt auf. Vor allem über die letzten Monate stieg der Preis immer weiter. Am Montag war es so weit: Der Bitcoin erreichte sein Euro-Allzeithoch – die vollen 1.000 Euro vom Anfang wären also auch für einen Investor wieder drin, der 2021 zum ungünstigsten möglichen Zeitpunkt eingestiegen wäre. Auch wenn die Inflation dafür sorgt, dass 1.000 Euro heute weniger wert sind als noch 2021.
Und nicht nur Bitcoin ist auf einem Höhenflug. Auch Ether, die Währung hinter der Blockchain Ethereum, ist seit Ende Januar um rund 75 Prozent gestiegen. Sogar "Meme-Coins" wie die Scherzwährung Dogecoin steigen wieder im Wert – wenn auch weniger deutlich als die gefestigteren Währungen Bitcoin, Ether oder Solana.
Woher kommt der Preisanstieg bei Bitcoin?
Die Märkte für Kryptowährungen sind notorisch für ihre Laune und Unberechenbarkeit – auch Branchenexperten zeigen sich überrascht von den starken Anstiegen. Dennoch gibt es einige Faktoren, die für den neuen Hype um Bitcoin & Co wohl maßgeblich verantwortlich sind.
Ein wichtiger Grund ist wohl die Zulassung sogenannter "Spot-Bitcoin-ETFs" in den USA. Die funktionieren ähnlich wie klassische Aktien-Fonds, bilden aber keine Aktienpreise ab, sondern den Preis von Bitcoin oder anderen Kryptowährungen. Das macht es für Privatanleger einfacher, in Bitcoin zu investieren, ohne sich mit Wallets und Kryptobörsen beschäftigen zu müssen. Vor allem aber bedeutet es, dass institutionelle Investoren nun auch in großem Stil in Kryptowährungen investieren können – etwa die in den USA mächtigen Renten-Fonds oder Vermögensverwalter wie Blackrock. So kommt neues Geld in den Krypto-Markt.
Außerdem stehen technische Meilensteine bevor, die den Preis bereits im Voraus nach oben drücken könnten. Dazu gehört etwa das sogenannte "Bitcoin Halving", ein Prozess, bei dem alle vier Jahre die Menge der neu generierten Bitcoins um 50 Prozent reduziert wird. Was vor allem ein technologisches Phänomen ist, hat in der Vergangenheit meist zu einem Ansturm auf Bitcoin-Interesse geführt. Auch für Ethereum werden dieses Jahr neue Anwendungen erwartet, da der sogenannte Merge auf "Ethereum 2.0" mittlerweile größtenteils abgeschlossen ist.
Kommt ein neuer Krypto-Hype?
Auffällig ist: Obwohl die Preise weiter massiv steigen, ist der Krypto-Hype diesmal deutlich leiser als noch Ende 2021. Damals standen Technologien wie NFTs und DAOs, Kryptobörsen wie FTX und ein ständiger Schwall von neuen Meme-Coins im Mittelpunkt. Diesmal interessieren sich vor allem Experten und Insider für das Thema – und weniger die breite Öffentlichkeit.
Das liegt wohl nicht nur daran, dass die Debatte um Künstliche Intelligenz die Blockchain als das spannendste Tech-Thema der Stunde abgelöst hat. Die Krypto-Branche wurde in den letzten Jahren von zahlreichen Skandalen erschüttert – darunter der Kollaps einiger prominenter Kryptobörsen und zahlreiche Betrugsfälle wie der prominente Fall des FTX-Gründers Sam Bankman-Fried.
Krypto-Optimisten hoffen, dass die Krypto-Branche nun gestärkt aus diesen Skandalen hervorgehen kann und in der Zwischenzeit reifer und sicherer geworden sind. Kritiker verweisen darauf, dass die Blockchain-Industrie schon 2021 eine technologische Revolution versprochen hatte – von der aber bisher wenig zu sehen ist. Obwohl nach wie vor zahlreiche Anwendungen für Blockchain ausprobiert werden: Der eine große Wurf, der die digitale Welt revolutioniert, ist nach wie vor nicht dabei.
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