Die Entwicklerfirma des populären Chatbots ChatGPT, OpenAI, bekommt völlig unerwartet einen neuen Chef. Mitgründer und Firmenlenker Sam Altman verließ sein Unternehmen, weil der Verwaltungsrat ihm das Vertrauen entzogen hat.
In einer ungewöhnlich scharf formulierten Mitteilung war davon die Rede, dass Altman nicht aufrichtig in seiner Kommunikation mit dem Aufsichtsgremium gewesen sei. "Der Verwaltungsrat hat kein Vertrauen mehr in seine Fähigkeit, OpenAI weiterhin zu führen", heißt es weiter.
- Zum Artikel: "Was ist OpenAI? Die Firma hinter dem KI-Hype"
Technologiechefin Mira Murati wird Übergangs-Chefin
Altman war das bekannteste Gesicht von OpenAI. Erst vor wenigen Tagen zeigte er sich mit Microsoft-Chef Satya Nadella bei der ersten Entwicklerkonferenz von OpenAI. Er stand damit auch als öffentliche Person für den Boom bei der Entwicklung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Für Altman soll übergangsweise die bisherige Technologiechefin Mira Murati den Chefposten übernehmen. Zeitgleich mit Altman trat mit Greg Brockman ein weiterer Mitgründer als Vorsitzender des Verwaltungsrats zurück. Er verwies dabei auf "die heutigen Nachrichten". Im Gegensatz zu Altman soll Brockman aber in der Firma verbleiben.
Rätselraten in der Branche
Die Trennung von Altman kam für die Tech-Industrie im Silicon Valley völlig überraschend. Beobachter sprechen von einem Paukenschlag oder einem Branchenbeben. Nachdem bis auf die dürre Mitteilung zunächst nichts Konkretes bekannt wurde, rätselt man, was hinter der plötzlichen Entlassung stehen könnte.
Intern zwei Flügel bei OpenAI
Ein Grund, der Altman zum Verhängnis geworden sein könnte, ist die komplizierte Firmenstruktur von OpenAI bei der zwei grundsätzlich unterschiedlich orientierte Flügel wirken. Ein gewinnorientierter und ein Non-Profit-Flügel. Der Ursprung für diese Doppelstruktur liegt in der Firmengeschichte: 2015 wurde OpenAI als nicht gewinnorientiertes Unternehmen gegründet, das als Ziel hatte, dass künstliche Intelligenz der gesamten Menschheit zugutekomme. Mitgründer damals auch Tech-Milliardär Elon Musk.
Microsoft steigt mit 13 Milliarden Dollar ein
2019 wurde OpenAI zu einem gewinnorientierten Unternehmen umstrukturiert – unter anderem auf Betreiben von Microsoft, das mit dem StartUp eine Kooperation einging und rund 13 Milliarden Dollar investierte. Das führte letztlich zur Trennung von Musk, der inzwischen mit einem eigenen KI-Unternehmen zu den Konkurrenten von Open AI gehört.
OpenAI weiter den "Non-Profit-Zielen verpflichtet"
In der offiziellen Mitteilung kann man zwischen den Zeilen einen Hinweis auf derlei Spannungen erkennen. Darin wird ausdrücklich betont, dass OpenAI bewusst für eine Mission aufgebaut worden sei: "um sicherzustellen, dass allgemeine Künstliche Intelligenz der gesamten Menschheit zugutekommt". Diesem Ziel sei man weiterhin verpflichtet.
Palast-Revolution des Non-Profit-Flügels?
Nach Ansicht der renommierten Technologie-Journalistin Kara Swisher könnte der Auslöser für Altmans Rauswurf die Entwicklerkonferenz von OpenAI gewesen sein. Auf der Konferenz wurde unter anderem die Möglichkeit vorgestellt, spezialisierte Versionen des Chatbots ChatGPT zu entwickeln, um damit Geld zu verdienen. Auf "X", der früheren Online-Plattform Twitter, von Elon Musk schrieb Swisher, das sei der Non-Profit-Fraktion von OpenAI alles viel zu schnell gegangen.
Erst 30 Minuten vorher vom Rausschmiss erfahren
Vertraute Altmans im Unternehmen hätten von einem "Umsturz" gesprochen. Laut Swishers Quellen soll Altman vom Beschluss des Verwaltungsrates erst 30 Minuten vor Veröffentlichung der Mitteilung erfahren haben. Swisher und der ebenfalls gut vernetzten Branchendienstes "The Information" bennenn OpenAI-Chefwissenschaftler Ilya Sutskever als Initiator des Rauswurfs von Altman.
Microsoft unter Druck
Microsoft-Chef Nadella betonte derweil, dass man an der Zusammenarbeit mit OpenAI festhalte. Wir setzen unsere rasante Innovationstätigkeit für diese Äre der KI fort" erklärte er am Freitagabend. Zugleich stellte er unmissverständlich fest, dass die KI-Firma nicht einfach so aus der Kooperation aussteigen könne: Mircrosoft habe eine langfristige Vereinbarung mit OpenAI und Zugang zu allem, was nötig sei, um die Innovations-Agenda umzusetzen. Die Börsen reagierten verunsichert: Der Kurs der Microsoft-Aktie fiel nach Bekanntwerden der Nachricht um mehr als 1,6 Prozent.
Mit Informationen von dpa
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