Macht uns KI denkfaul?
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Faulheitsfalle KI: Wie ChatGPT & Co. unser Denken beeinflussen

Faulheitsfalle KI: Wie ChatGPT & Co. unser Denken beeinflussen

Unser Gehirn ist wie ein Muskel – wer nicht trainiert, wird schwächer. Doch seit ChatGPT & Co. setzen immer mehr Menschen bei Alltagsaufgaben auf die bequeme KI-Abkürzung. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass das ein Problem sein könnte.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Marie Kilg, Host bei "Der KI-Podcast", nimmt beim Treppensteigen immer zwei Stufen auf einmal. Warum? Weil sie verhindern will, dass ihre Beinmuskulatur verkümmert – denn unser moderner Alltag kann mit dem unserer Vorfahren kaum mithalten, was körperliche Betätigung angeht. Und bei Muskulatur gilt schließlich: trainieren oder verlieren.

Dasselbe Motto gilt aber auch für unser Gehirn. Denn auch für dieses haben wir im Laufe der Zeit immer mehr Hilfsmittel und praktische "Rolltreppen" erfunden, unsere Denkleistung an beispielsweise Taschenrechner oder Smarthone-Navis ausgelagert. Das neueste und vielleicht mächtigste Hilfsmittel in diesem Werkzeugkasten: künstliche Intelligenz.

Microsoft-Studie: KI-Nutzung kann auf Kosten des kritischen Denkens gehen

Eine von Microsoft in Auftrag gegebene Studie (externer Link) liefert neue Erkenntnisse zum Einfluss von KI auf unser Denken. Mehr als 300 Wissensarbeiter wurden befragt, wie sie generative KI-Tools wie ChatGPT nutzen. Das Ergebnis: Je mehr sich die Befragten auf KI verließen, desto weniger neigten sie dazu, kritisch zu denken. Die Bereitschaft, die von KI gelieferten Antworten zu hinterfragen, nahm mit erhöhtem Vertrauen in die Technologie ab.

In der Technologiebranche zeigt sich dieser Trend besonders deutlich: Entwickler berichten, dass durch die zunehmende Nutzung von KI-Coding-Tools das tiefere Verständnis für Programmierkonzepte bei manchen Kollegen abnimmt.

Besonders Schüler sollten aufpassen

Das Phänomen ist aus der Technologiegeschichte bekannt: Neue Hilfsmittel und Automatisierung können dazu führen, dass bestimmte kognitive Fähigkeiten weniger trainiert werden – eben wie ein Muskel, der durch mangelndes Training an Kraft verliert.

Besondere Bedeutung hat diese Frage für Kinder und Jugendliche: In jungen Jahren befindet sich das Gehirn noch in einer Phase hoher Neuroplastizität – die kognitiven Fähigkeiten entwickeln sich durch aktives Training. Schulisches Lernen vermittelt dabei nicht nur Wissen, sondern auch fundamentale Denkfähigkeiten, die später wichtig sind, um KI-Outputs überhaupt kritisch einschätzen zu können.

🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem Podcast von BR24 und SWR.

Eine zu frühe, unkritische KI-Nutzung könnte diese wichtige Entwicklungsphase beeinträchtigen. Die Situation erinnert an die Erfahrungen mit sozialen Medien: Nach über einem Jahrzehnt Forschung wissen wir heute um die Risiken früher, unbegleiteter Nutzung für die mentale Entwicklung junger Menschen. Bei KI steht die Forschung noch am Anfang.

Wie wir unsere "kognitiven Muskeln" trainieren können

Doch wie bei der Beinmuskulatur gibt es auch für unser Denkvermögen Lösungen. Die Podcast-Hosts haben drei praktische Tipps, wie wir im KI-Zeitalter unsere kognitiven Fähigkeiten fit halten können:

  • Entwicklung eines bewussten Workflows: Ein strukturierter Ansatz bei der KI-Nutzung kann helfen, eigene Denkprozesse zu erhalten. Die Formulierung von Ideen und Gedanken auf Papier, bevor KI-Systeme konsultiert werden, kann die geistige Aktivität fördern.
  • KI als Herausforderer nutzen: Anstatt KI-Systeme nur passiv zu befragen, können sie so eingesetzt werden, dass sie zum kritischen Denken anregen. Eine Strategie besteht darin, KI-Systeme darum zu bitten, herausfordernde Fragen zu stellen und neue Perspektiven zu eröffnen.
  • Bewusste KI-freie Zeiträume: Ähnlich wie beim gezielten Muskeltraining kann es sinnvoll sein, regelmäßig Aufgaben vollständig ohne KI-Unterstützung zu bewältigen. Dies hilft, eigenständige Denkfähigkeiten zu erhalten und zu stärken.

Vielleicht ist es mit dem kritischen Denken wie mit Marie Kilgs Treppensteigen: Mit etwas bewusster Anstrengung können wir aktiv gegensteuern und unsere geistigen Fähigkeiten erhalten oder sogar ausbauen – trotz der bequemen "Aufzüge", die uns die KI bietet.

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