Auf einem Smartphone wird das Logo der Plattform TikTok angezeigt.(Archiv- und Symbolbild)
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KI-Hitler auf TikTok: Wenn Propaganda viral geht

KI-Hitler auf TikTok: Wenn Propaganda viral geht

Hitler als friedliebender Maler? Diesen Eindruck versuchen KI-generierte Videos auf TikTok zu vermitteln – und erreichen Millionen Views. Nicht zum ersten Mal wird die chinesische Plattform dafür kritisiert, nicht genug gegen Extremismus zu tun.

Er ist wieder da - doch diesmal als KI-Klon: Reden des Nazi-Diktators Adolf Hitler verbreiten sich aktuell auf der Social-Media-Plattform TikTok. Mithilfe Künstlicher Intelligenz werden die Ansprachen ins Englische übersetzt und von einer computergenerierten Stimme vorgetragen. Das Ergebnis: Millionen Aufrufe und erhebliche Herausforderungen für die Content-Moderation der Plattform.

KI-generierte Hitler-Reden verbreiten sich auf TikTok

Die Hitler-Reden auf TikTok folgen einem Muster, das typisch ist für die Verbreitung viraler Inhalte im Netz. Nutzer laden kurze Audioclips hoch, in denen eine KI-generierte Stimme Ausschnitte aus Hitlers Reden auf Englisch vorträgt - oft unterlegt mit einem langsamen, tiefen Instrumentalbeat. Diese Clips werden dann von anderen Nutzern aufgegriffen und in eigene Videos eingebaut, wodurch sich die Inhalte viral verbreiten. Die KI-Technologie ermöglicht es den Erstellern, in kurzer Zeit zahlreiche Varianten der Videos zu produzieren und hochzuladen.

Millionen Views für NS-Propaganda

Die Reichweite dieser Videos ist beträchtlich. Laut einer Untersuchung (externer Link) des Thinktanks "Media Matters for America" erreichten einige der Clips mehrere hunderttausend oder sogar über eine Million Aufrufe, bevor sie entfernt wurden. In den Kommentarspalten finden sich neben kritischen Stimmen auch zahlreiche Äußerungen, die den Inhalt der Reden befürworten oder Hitler verherrlichen. "AH war ein guter und freundlicher Mann" oder "Jetzt verstehe ich, warum sie das vorher nicht übersetzt haben", lauten einige der Reaktionen.

Tricksen und Täuschen: Wie die Videos die Moderation umgehen

Um die Content-Moderation von TikTok zu umgehen, greifen die Ersteller der Videos auf verschiedene Taktiken zurück. Hitler wird oft nicht namentlich genannt, sondern mit Euphemismen wie "der große Maler" oder "der österreichische Maler" bezeichnet – eine Anspielung auf seine gescheiterte Künstlerkarriere. Zudem werden gezielt Redeausschnitte gewählt, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen und von Kunst oder Frieden handeln. Diese Tricks machen es für automatisierte Filtersysteme schwierig, die problematischen Inhalte zu erkennen.

TikTok nicht zum ersten Mal in der Kritik

Für TikTok ist die Verbreitung der Hitler-Videos eine Herausforderung. Die Plattform verbietet in ihren Richtlinien explizit die Verherrlichung von Massenmördern und die Förderung extremistischer Ideologien. Doch die Durchsetzung dieser Regeln gestaltet sich in der Praxis oft schwierig, insbesondere bei Audio-Inhalten, die als "Sounds" von vielen Nutzern verwendet werden können.

TikTok steht dabei vor ähnlichen Problemen wie bei der kürzlichen Verbreitung eines Briefs von Osama bin Laden. Auch hier musste die Plattform gegen Videos vorgehen, in denen junge Nutzer den Terroristenführer verharmlosten oder gar Verständnis für seine Ansichten äußerten. Die Plattform gibt an, unzulässige Inhalte schnell zu entfernen. Kritiker hingegen werfen der chinesischen Firma seit Langem vor, die Verbreitung kontroverser Inhalte zu dulden oder gezielt zu fördern, um politische Unruhe zu stiften.

Verfassungsschutz warnt vor Anstieg von Antisemitismus

Die Verbreitung von Hitler-Reden auf TikTok fällt in eine Zeit, in der weltweit und auch in Deutschland ein deutlicher Anstieg antisemitischer Straftaten zu verzeichnen ist. Im Mai veröffentlichte das Bundesamt für Verfassungsschutz eine Aktualisierung des "Lagebilds Antisemitismus". Der Bericht zeigt auf, dass in den vergangenen Jahren antisemitisch motivierte Gewalt deutlich zugenommen hat.

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