Eine einzige Anfrage an ChatGPT verbraucht schätzungsweise etwa zehnmal so viel Energie wie eine Google-Suche. Was nach wenig klingt, summiert sich schnell: Eine ChatGPT-Anfrage benötigt rund drei Wattstunden Strom – damit könnte eine LED-Lampe sechs Minuten lang leuchten. Bei Millionen von Nutzern täglich kommt so einiges zusammen.
🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem Podcast von BR24 und SWR.
Doch der eigentliche Energiefresser ist das Training neuer KI-Modelle. Meta-Chef Mark Zuckerberg beschrieb dies kürzlich so: "Um ein großes KI-Modell zu trainieren, wird man in Zukunft ein ganzes Kraftwerk brauchen - und zwar kein kleines." Die Internationale Energieagentur prognostiziert, dass sich der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren bis 2026 mehr als verdoppeln könnte.
Von Software zu Atomkraft: Werden Tech-Konzerne zu Energieriesen?
Um diesen Energiehunger zu stillen, schicken sich die großen US-Tech-Firmen gerade an, selbst zu Energieversorgern zu werden. So plant Amazon den Bau mehrerer kleiner Atomreaktoren in den USA. Auch Google arbeitet mit einem Kernkraft-Startup zusammen, um bereits 2030 sogenannte "Small Modular Reactors", also kleine Kernkraftwerke, in Betrieb zu nehmen. Auch Meta hat Pläne für ein eigenes Kernkraftwerk – auch wenn diese gerade durch eine seltene Bienenspezies ins Stocken geraten sind.
Das Three Mile Island Comeback
Noch einen Schritt weiter geht Microsoft. In einem aufsehenerregenden Deal sicherte sich die Softwarefirma die komplette Stromproduktion des Atomkraftwerks Three Mile Island für die nächsten 20 Jahre. Ausgerechnet jener Ort, der 1979 durch den schlimmsten Nuklearunfall in der US-Geschichte bekannt wurde, soll nun KI-Rechenzentren mit Energie versorgen. Das stillgelegte Kraftwerk soll spätestens 2028 wieder ans Netz gehen.
Effizienz vs. Energiehunger
Lange Zeit konnten Effizienzgewinne durch technische Innovationen den steigenden Energiebedarf der Digitalisierung ausgleichen. Zwischen 2010 und 2018 stieg die Rechenleistung von Datenzentren um 550 Prozent – der Stromverbrauch aber nur um 6 Prozent. Mit der KI-Revolution ist diese Ära vorbei. Die Modelle werden immer größer, der Energiehunger wächst exponentiell.
Energie-Dominanz: Der neue Schlüssel zur Weltmacht?
Dieser Energiehunger passt der kommenden Trump-Regierung bestens in ein Konzept: "Energie-Dominanz" lautet das Zauberwort, eine Umformulierung der altbekannten Idee der Energie-Unabhängigkeit. Statt lediglich nicht abhängig zu sein von Energielieferungen aus dem Ausland will die Trump-Regierung die heimische Energieproduktion – Fossil, Kernkraft, aber auch Erneuerbare – massiv hochfahren und den Überschuss als geopolitisches Machtinstrument nutzen.
In der KI-Revolution soll Energie-Dominanz den USA helfen, das globale KI-Wettrüsten zu gewinnen. Der Begriff taucht in fast jeder Nominierung für Schlüsselpositionen auf. Die Logik dahinter: Wer die meiste Energie produziert, kann die größten KI-Modelle trainieren – und wird so zur Technologie-Supermacht.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!