Nvidia ist so etwas wie das Apple der 2020er-Jahre und Konzernchef Jensen Huang erinnert auch ein wenig an Steve Jobs. So wie der sich damals für seine neuen iPhones feiern ließ, wird Huang für die Produkte seines Unternehmens bejubelt. Auf der hauseigenen Nvidia-Messe GTC im kalifornischen San José stand er in Jeans und Lederjacke vor weit über 10.000 Zuschauern, um den neuen Prozessor vorzustellen. Das Video der Show wurde bereits mehrere Millionen mal angeklickt.
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Monster-Chip mit deutlich mehr Power
Huang hielt bei seiner Präsentation zwei Prozessoren in die Höhe: den bisherigen H100 aus einer Produktserie mit dem Namen Hopper, der etwa die Größe einer Bankkarte hatte; daneben zeigte der CEO den Nachfolger, benannt nach dem Mathematiker David Blackwell. Der neue Prozessor trägt die Bezeichnung B100, ist etwa doppelt so groß und soll beim Anlernen von Künstlicher Intelligenz noch einmal deutlich leistungsstärker sein. Huang witzelte und redete dem alten Hopper-Chip auf der Bühne wie einem kleinen Kind aufmunternd zu; der solle sich nichts draus machen, dass er nun überholt sei, er habe gute Arbeit geleistet. Tatsächlich war die Vorgängergeneration bereits ein Riesenerfolg für Nvidia.
Ein Turbo für KI-Prozesse
Hopper lieferte die Hardware-Basis für den Erfolg des Chatbots ChatGPT von OpenAI. Huang zufolge konnte man das gesamte ChatGPT innerhalb von drei Monaten mit 8.000 Hopper-Chips und einem Stromverbrauch von 15 Megawatt trainieren. Mit Blackwell wäre das mit nur 2.000 Chips und rund einem Viertel des Stromverbrauchs möglich. Das sind zwar Herstellerangaben, aber Experten glauben, dass die in der Praxis schon einigermaßen erreicht werden dürften.
Kein Wunder also, dass große KI-Unternehmen wie Microsoft, Amazon oder Google für Blackwell bereits Schlange stehen. Huang preist sein neues Produkt als Antrieb für eine neue industrielle Revolution durch KI an. Durch Blackwell wird es jetzt nicht unbedingt ganz neuartige Anwendungen geben. Allerdings wird künstliche Intelligenz durch die neuen Chips größere Fortschritte machen können. Zumal Nvidia nach dem B100 angeblich schon einen noch stärkeren Nachfolger (B200) in Planung hat.
Blackwell ist eine Plattform
Genau wie der Vorgänger Hopper ist Blackwell nicht ein einzelner Chip, sondern eine ganze Produktfamilie. Nvidia verbaut den Chip B100 in verschiedenen Produkten, bis hin zu ganzen Servern, wie sie in Rechenzentren stehen. Auch hier bietet sich wieder ein Vergleich mit Apple an, das ganze Produkte verkauft, in dem Fall Hardware und Software aus einem Guss. Nvidia geht ähnliche Wege, um nicht einen Teil des Gewinns beispielsweise an die Hersteller von Rechenzentren abgeben zu müssen.
Warum ist Nvidia so erfolgreich?
Lange Zeit war Nvidia vor allem in der Gaming-Branche ein Begriff. Das Unternehmen stellte leistungsfähige Grafikkarten her und brachte rechenintensive 3D-Spiele zum Laufen. Huang war einer von drei Unternehmens-Gründern, wurde aber bald zur zentralen Figur bei Nvidia. Er konnte unter anderem komplexe Technik so erklären, dass sie zum Beispiel auch Investoren an den Börsen verstanden.
Einen Schub bekam das Unternehmen, als während der Corona-Pandemie Computerspiele stark nachgefragt wurden. Richtig abheben konnte das Unternehmen, als sich herausstellte, dass die leistungsfähigen Grafikkarten-Chips nicht nur für Spiele, sondern auch zum Trainieren von KI bestens geeignet sind. Seitdem wächst Nvidias Geschäft rasant und Huang schafft es immer wieder, seine eigenen Prognosen zu übertreffen.
Nvidia-Aktie ist nicht zu bremsen
Für die Anlegerinnen und Anleger an den Börsen gibt es nichts Schöneres, als Vorhersagen, die nicht nur eintreten, sondern auch noch überboten werden. Und da Nvidia seit Jahren bei Gewinn und Umsatz liefert, zeigt der Kurs steil nach oben. Wer Anfang 2019 eine Aktie des Unternehmens erwarb, bekam sie damals noch für rund 30 Dollar. Inzwischen kostet das Papier über 800 Dollar. Aus einem Einsatz von beispielsweise 1.000 Dollar wären also in fünf Jahren fast 27.000 Dollar geworden.
Kein Wunder, dass Nvidia und sein Chef derzeit so gefeiert werden. Jensen Huang selbst zählt mittlerweile mit einem Vermögen von knapp 80 Milliarden Dollar zu den 20 reichsten Menschen der Welt. (externer Link)
Dieser Artikel ist erstmals am 23.03.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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