Früher hat Max Abstreiter als Programmierer und Game Director in München gearbeitet. Jetzt versucht es der Niederbayer daheim bei sich in Arnstorf. Seit über drei Jahren arbeitet der 31-Jährige an seinem dritten Videospiel "The Murder Hotel". Mit seiner Firma "Wegenbartho Games" ist er ein sogenannter Indie-Developer – also ein von großen Konzernen und Geldgebern unabhängiger Entwickler.
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Spieleschmieden auch auf dem Land
Über zehn Leute haben bis jetzt an Design, Musik und Story mitgewirkt und programmiert. In ein paar Monaten soll das Spiel veröffentlicht werden. Darin muss man, um eine Reihe von Mordfällen im Spiel zu lösen, die Hotelgäste befragen: "The Murder Hotel" ist eine "Murder Mystery Story" mit Charakteren im Anime-Stil und sehr viel Text.
Geldrisiko trotz Förderung
Anfangs hat Abstreiter nebenbei noch woanders gearbeitet, mittlerweile konzentriert er sich voll auf das Spiel. Etwa 65.000 Euro Fördergeld vom FilmFernsehFonds (FFF) Bayern steckt für Konzept und Prototyp schon im Projekt. Das Geld hat viel geholfen, sagt Abstreiter, ist nach über drei Jahren Entwickeln jedoch weg. Und man könne eben auch noch nicht absehen, wie gut sich das Spiel später verkauft.
Game-Verkaufszahlen nicht richtig vorhersehbar
Immerhin konnte man auf Messen wie der Gamescom oder der Anime- und Japan-Expo DoKomi schon mal vorfühlen, wie das Spiel so ankommt: Die Spieler, die es dort jeweils getestet hätten, seien sehr lange dran geblieben – das sei schon bemerkenswert, "ein gutes Zeichen", sagt der Niederbayer.
Im besten Fall schlägt sich dieses persönliche Interesse bei Events und Messen auch in Zahlen nieder: Auf der Spieleplattform Steam etwa lassen sich unveröffentlichte Spiele auf eine Wunschliste setzen. Interessenten erhalten dann eine Info, wann das Spiel veröffentlicht wird und gekauft werden kann. "The Murder Hotel" steht da im Moment bei knapp 4.000 Spielern auf dem Wunschzettel.
Im Notfall zurück nach München
Kein guter Stand, findet Spieleentwickler Abstreiter. Indie-Entwickler wie er wären eher auf 7.000 oder 8.000 Interessenten bis zum Release aus. Als Spieleentwickler unterschätze man gern die Mittel für die nötige Vermarktung – die meisten Indie-Developer gingen im Schnitt finanziell unter.
Sollte sich sein neues Spiel nicht gut verkaufen, muss er sich eben wieder als Programmierer, Game Director oder Game Designer bewerben und - "im Worst Case" - zurück nach München ziehen.
"Die Gamerei" als Zentrum für Games-Branche
Im Münchner Osten entstand im Sommer 2024 ein neues Zuhause für Bayerns Games-Szene, "Die Gamerei". Das dreistöckige Büroprojekt ist ein Projekt der Initiative "Games/Bavaria", wird gefördert vom Bayerischen Digitalministerium und bietet 1.000 Quadratmeter Fläche zum Arbeiten und Netzwerken.
Einer der ersten Mieter in der Gamerei war "Leyline", ein neu gegründetes Münchner Games-Studio. Die fünf Vollzeitkräfte haben gerade eine Förderung vom FFF Bayern für ihr erstes Spiel erhalten und mit dem Prototyp begonnen. Es trägt den Arbeitstitel "Homunculus" und dreht sich um eine Alchemistin, die zu Zeiten der europäischen Renaissance eine künstliche Intelligenz erschafft.
Frühzeitige Tests und immer wieder anpassen
Über eineinhalb Jahre will das Team jetzt in die Entwicklung des Spiels stecken und 2026 damit an den Start gehen, sagt Leyline-Mitgründer Jonathan Hager. Auch er macht sich schon jetzt Gedanken, wie gut sich das Spiel später verkaufen wird. Um das Risiko zu minimieren will Leyline frühzeitig Testversionen herausgeben und je nach Feedback immer wieder Spielmechaniken anpassen.
Bayerische Games-Szene steht insgesamt gut da
Zusammengenommen steht Bayern mit über 350 Studios, die Games entwickeln, im bundesweiten Vergleich gut da, sagt Games/Bavaria-Leiterin Lina Timm. Eine so starke Indie-Szene wie in Bayern gebe es zudem nirgendwo sonst und die profitiere wiederum von den drei Förderrunden, mit denen der FFF Bayern jährlich Konzepte und Prototypen bezuschusst.
Im Video: Spieleentwicklung in Bayern
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