AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl Maximilian Krah
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Wie die AfD auf TikTok junge Männer umgarnt

Wie die AfD auf TikTok junge Männer umgarnt

"Echte Männer sind rechts", behauptet AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah. Die AfD setzt in ihrem Wahlkampf voll auf TikTok und umgarnt vor allem junge Männer. Mit Erfolg?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

"Du bist ein Junge! Du bist nichts anderes! Du bist kein non-binäres Einhorn", sagt Maximilian Krah zu einem jungen Mann an einem AfD-Infostand. Dann fügt AfD-Spitzenkandidat noch ein "Du bist Deutscher, mach was draus!" hinzu und hebt seine rechte Hand zu einem kumpeligen "High Five". Doch dann passiert das, wovor sich jeder, der abklatschen will, fürchtet: Das "High Five" wird nicht erwidert. Und so steht Krahs Hand gut eine Sekunde verloren in der Luft.

Diese Szene wurde in den letzten Tagen durch das Internet gereicht. Für viele AfD-Kritiker symbolisiert sie den Niedergang der Partei in der Wählergunst, der auch mit Maximilian Krah selbst zu tun hat. Der AfD-Politiker steht seit Wochen unter Druck wegen dubioser Kontakte ehemaliger Mitarbeiter nach Russland und China. Das Video steht aber auch für die Art, wie und für wen die AfD Wahlkampf macht. Denn die Partei umgarnt vor allem junge Wähler und hierbei vor allem junge Männer. Und sie tut das nicht nur an Infoständen, sondern auch und vor allem auf TikTok.

Krah: "Echte Männer sind rechts - dann klappt’s auch mit der Freundin"

Bereits vor fast einem Jahr fragte Maximilian Krah auf der chinesischen Kurzvideoplattform: "Jeder dritte Mann hatte noch nie eine Freundin. Du gehörst dazu?" und lieferte auch gleich eine Lösung für das Problem: "Echte Männer sind rechts - dann klappt’s auch mit der Freundin", so der damalige Flirt-Tipp des AfD-Manns. Das Video ging viral - vermutlich, weil das Video ein reales Problem adressiert.

Einsame junge Männer

In den USA kann man bereits seit Längerem beobachten, dass der Anteil an jungen Männern, die ungewollt Single sind, steigt. Ähnlich in Großbritannien: Die britische Rundfunkanstalt BBC veröffentlichte 2021 eine Studie über Einsamkeit. Das Ergebnis: Es waren gar nicht die alten Menschen, wie es das Klischee nahelegen würde, die sich einsam fühlten, sondern junge Männer. Als Gründe für diese Entwicklungen werden unter anderem Dating-Apps, Internet-Pornos, Social Media und gesellschaftliche Veränderungen genannt. Dazu passt, dass nach dem Hype um ChatGPT, die Suchanfragen nach "AI Girlfriend" um 2.400 Prozent stiegen. Künstliche Intelligenz soll für junge Männer die Sehnsucht nach Intimität und Partnerschaft lindern.

Politisch driften die Geschlechter auseinander

All das korreliert mit einer zweiten Beobachtung: Junge Frauen und junge Männer driften politisch auseinander. Bei der Wahl zum hessischen Landtag wählten unter den 18- bis 24-jährigen Männer deutlich häufiger die AfD, Frauen hingegen deutlich häufiger die Grünen. Dieser "Political Gender Gap" ist ein globales Phänomen.

Trump ist jetzt auch auf TikTok

Weltweit buhlen Rechte um junge Männer - und das mit Erfolg. Und sie tun das dort, wie viele junge Menschen ihre Freizeit verbringen, allen voran bei TikTok. Gerade erst hat sich Ex-US-Präsident Donald Trump auf der chinesischen Kurzvideo-Plattform angemeldet, die er während seiner Präsidentschaft noch verbieten wollte. In Deutschland ist keine Partei auf TikTok präsenter als die AfD.

Auf TikTok ist Krah ein Superstar

TikTok selbst wird immer wieder kritisiert, weil dort Propaganda, Verschwörungstheorien und Desinformation sprießen, etwa zum Krieg Israels gegen die Hamas. Die kurzen Clips würden sich eben besonders gut eignen, um simple Parolen zu transportieren. In gewisser Weise gälte das auch für die AfD. Die AfD setzt zudem traditionell stark auf social Media.

Früher war die Partei auf Facebook besonders erfolgreich, nun hängt sie auf TikTok die anderen Parteien ab. Das zeigt sich auch in den Zahlen: Allein Maximilian Krah hat auf TikTok 47.500 Follower. Zum Vergleich: Die FDP-Spitzenfrau Marie-Agnes Strack-Zimmermann kommt auf 24.000 Follower, die SPD-Spitzenkandidatin Katharina Barley sogar nur rund 7.000. Und die Unions-Spitzenleute Ursula von der Leyen und Manfred Weber? Die betreiben nicht einmal einen TikTok-Account.

Handys für eifrige Krah-Unterstützer

Vermutlich wäre Maximilian Krah auf TikTok noch erfolgreicher. Allerdings wurde seine Reichweite ab März gedrosselt. Die Plattform warf ihm nicht näher benannte, wiederholte Verstöße gegen die Community-Richtlinien vor. Doch dagegen hat sich längst eine der Telegramm-Kanal "TikTok-Guerilla" gegründet. Die Gruppe fordert Nutzer dazu auf, Krah-Videos auf TikTok hochzuladen und lobt jede Woche ein Smartphone für die Person aus, die das Krah-Video mit den meisten Views gepostet hat. Der erste Sieger hatte mit seinem Krah-Video fast 200.000 Views eingeheimst.

Zum Audio (31.5.): Europawahl - Wie gefährlich ist TikTok

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