Statue für Ramon Llull auf Mallorca: Franziskanermönch und Urvater der KI-Revolution
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Statue für Ramon Llull auf Mallorca: Franziskanermönch und Urvater der KI-Revolution

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Wie ein Playboy aus dem Mittelalter die KI-Revolution vorwegnahm

Wie ein Playboy aus dem Mittelalter die KI-Revolution vorwegnahm

Lange bevor Computer erfunden wurden, entwickelte ein Franziskanermönch auf Mallorca eine Art mechanisches Denksystem. Seine Ideen beeinflussten später die Entwicklung von Computern - und damit auch die heutige KI-Revolution.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Im Jahr 1232 wird auf Mallorca ein Kind in eine reiche Familie geboren, das später die Grundlagen für die heutige Computertechnologie legen sollte: Ramon Llull. Als junger Mann ist er jedoch zunächst ein regelrechter Playboy – trotz Ehefrau umgarnt er ständig andere Frauen. Doch als er eines Tages an einem Liebesgedicht für seine neueste Eroberung schreibt, erscheint ihm fünfmal hintereinander eine Vision von Jesus am Kreuz – eine Erfahrung, die sein Leben grundlegend verändert.

Von der Vision zur Mission

Nach dieser spirituellen Erfahrung verkauft Llull seinen gesamten Besitz und wird Franziskanermönch. Er setzt sich drei Ziele: Die "Ungläubigen" zum Christentum zu bekehren, das beste Buch der Welt zu schreiben und Klöster zu gründen, in denen verschiedene Sprachen gelehrt werden. Jahrelang zieht er durch Europa und gründet Klöster – doch der erhoffte Erfolg bei der Bekehrung bleibt aus.

🎧 Die Geschichte von Ramon Llull ist eine von drei "KI-Weihnachtsgeschichten", die Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub in der aktuellen Folge von Der KI-Podcast erzählen – dem Podcast von BR24 und SWR.

Die erste Denkmaschine der Welt

Schließlich kommt Llull zu einer revolutionären Erkenntnis: Missionare als Menschen haben viele Nachteile – sie brauchen Essen, Schlaf und skalieren schlecht, wie man heute im Silicon Valley sagen würde. Also entwickelt er etwas völlig Neues: Ein mechanisches Denksystem aus mehreren, sich drehenden Scheiben mit aufgedruckten Begriffen wie "Güte", "Größe" oder "Ewigkeit". Durch Drehen der Scheiben sollen damit automatisch theologische Streitfragen gelöst werden können.

Von der Drehscheibe zum Computer

Was zunächst bizarr klingt, war in Wahrheit wegweisend: Llull entwickelte damit ein frühes Beispiel für einen Algorithmus – also eine mechanische Abfolge von Schritten, um zu einer Lösung zu kommen. Sein System inspirierte später den Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz bei der Entwicklung des binären Zahlensystems, das heute die Grundlage moderner Computer bildet.

Das Erbe des Mönchs

Ob Ramon Llull geahnt hat, dass seine Erfindung einmal die Grundlage für Smartphones und Künstliche Intelligenz legen würde? Der Mönch starb 1316 auf der Rückreise von einer seiner Missionen. Sein Denksystem konnte zwar keine theologischen Streitfragen lösen – doch seine Idee, menschliches Denken zu mechanisieren, wirkt bis heute nach. Nicht schlecht für einen ehemaligen Playboy von Mallorca.

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