Janina Rook und Christian Schiffer stehen vor einer schweren Aufgabe: Schaffen sie es, in nur fünf Tagen ein Krimihörspiel zu schreiben? Die Antwort wird im neuen BR-Podcast "In 5 Tagen Mord" von Anfang bis Ende erzählt. Denn, was nach einer erstmal unmöglichen Herausforderung klingt, wird vielleicht etwas machbarer, wenn man einen nicht-menschlichen Helfer mit ins Spiel bringt: Künstliche Intelligenz.
- Zum Podcast: In 5 Tagen Mord – Die Krimi-Challenge mit KI
Wie KI in der Literatur zum Einsatz kommt
Bereits seit einigen Jahren experimentieren Autorinnen und Schriftsteller mit den Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz. Denn die Technologie, die in Form von ChatGPT die Welt verblüffte, kann beim Schreiben ein wertvoller Helfer sein.
Bereits 2021 veröffentlichte die Schriftstellerin Vauhini Vara die Kurzgeschichte "Ghosts" – eine Abhandlung über ein sehr ernstes Thema: den Tod ihrer Schwester. Dabei ließ sich Vara von GPT-3, einem Vorgänger von ChatGPT unterstützen und wechselte sich beim Schreiben mit der KI ab.
Später schrieb Vara in einer Retrospektive, ihrer Meinung nach sei die KI für einige der besten Stellen in der Geschichte verantwortlich gewesen – etwa für die Sätze, mit der die KI eine von Varas Erinnerungen an einen Ausflug mit ihrer Schwester beschrieb: "Wir fuhren heim vom Strand, und wir hielten an einer roten Ampel, und sie nahm meine Hand und hielt sie. Dies ist die Hand, die sie hielt, die Hand, mit der ich das hier schreibe."
Ein Roman mit ChatGPT-Einfluss
Varas Kurzgeschichte hatte transparent gemacht, welche Sätze von der KI stammten und welche nicht. Bei anderen Projekten sind die Übergänge oft weniger klar – und werden erst im Nachhinein enthüllt.
Mitte Januar 2024 wurde die japanische Schriftstellerin Rie Kudan mit dem prestigeträchtigen Akutagawa-Preis ausgezeichnet, für ihren Roman "Tokyo-to Dojo-to". In ihrer Dankesrede enthüllte Kudan, dass künstliche Intelligenz bei ihrem Schreibprozess eine wichtige Rolle gespielt hatte: "Ungefähr fünf Prozent des ganzen Textes wurde direkt von generativer KI geschrieben", sagte sie.
Die Jury des Akutagawa-Preises hatte ihren Roman, der sich auch inhaltlich mit Themen wie Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt, kurz zuvor als "praktisch perfekt" beschrieben.
Kann KI nur imitieren?
Dass Schriftstellerinnen und Autoren vermehrt künstliche Intelligenz einsetzen, um sich beim Schreiben unterstützen zu lassen, könnte also bald zum Alltag des Autorenjobs gehören – ähnlich wie es irgendwann normal geworden ist, statt mit Schreibmaschine mit dem Computer zu tippen.
Doch könnte eine KI auch einen kompletten Roman ausspucken? Die Schriftstellerin und Hörspielautorin Anne-Marie Keßel beschäftigt sich selbst intensiv mit dem Einfluss von KI auf das Schreiben – und meint: "Fiktionales Schreiben, also das Erzählen in Romanen, Filmen, Serien, Hörspielen, Bühnenstücken, besteht ja zu einem großen Teil aus Handwerk, also Dramaturgie", erklärt sie. "Das kann KI sicherlich lernen."
Allerdings: Ein Roman besteht aus mehr als nur Dramaturgie, nämlich auch aus Charakter, Persönlichkeit und Stil. "'Stil zu lernen' wird für eine KI immer gleichbedeutend sein mit 'Stil zu imitieren'", so Keßel. Schließlich seien KI-Modelle wie GPT-4 mit großen Mengen menschlicher Texte trainiert worden. "Dass eine KI einen eigenständigen, originären, unverwechselbaren Stil entwickelt, kann ich mir Stand heute nicht vorstellen. Und das ist, aus Sicht einer Schreibenden, irgendwie tröstlich."
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