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Wissen ist Macht – Daten auch: Wie Verlage Forscher ausspähen

Wer Fachartikel online liest, hinterlässt digitale Spuren - oft ohne es zu wissen. Nun regt sich Widerstand gegen das Tracking durch wissenschaftliche Verlage.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wissenschaftliche Fachliteratur gibt es heute kaum noch auf Papier – sondern vor allem online auf den Websites von Fachverlagen. Björn Brembs, Professor für Neurogenetik an der Universität Regensburg kennt den üblichen Weg gut: "Auf diesen Verlags-Websites landen wir, wenn wir entweder einen Link geschickt bekommen haben oder wenn wir nach einem bestimmten Artikel gesucht haben oder wenn wir Literaturrecherche machen", erklärt er im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk.

Verlage tracken Nutzer

Das Problem: Die Verlage haben quasi ein Monopol auf ihre Inhalte. Wer bestimmte Artikel lesen möchte, muss das deshalb zwangsläufig auf den Seiten der Verlage tun. Aber dort, so sagt Björn Brembs, werden von den Forschern jede Menge Daten getrackt: "Was lesen wir? Wie weit lesen wir? Welche Teile des Artikels lesen wir? Wie kommen wir zu diesen Artikeln? Was suchen wir?", zählt Brembs auf.

Das bedeutet: Schon während der Literaturrecherche könnten die Verlage ein umfassendes Bild darüber bekommen, in welche Richtung die Forscher recherchieren. Diese Datensammlung sei inzwischen Teil des Geschäftsmodells der Verlage, vermutet Brembs. Erste Bemühungen, die Praxis zu ändern, sind gescheitert. Nun hat Brembs gemeinsam mit dem Verein "Gesellschaft für Freiheitsrechte" Beschwerde beim Datenschutzbeauftragten von Baden-Württemberg gegen die drei Verlage Springer, Wiley und Nomos eingereicht.

"Die Hauptproblematik des Trackings sehe ich zum einen in der Verletzung der Datenschutzgrundverordnung", so Brembs. "Aber auch in einer Verletzung des Grundrechts auf die Wissenschaftsfreiheit."

Cookies im Blickpunkt

Im Zentrum der Kritik steht der Umgang mit Cookies. Eigentlich sollten Nutzer durch Cookie-Banner die Möglichkeit haben, Tracking durch Cookies abzulehnen. Aber eine aktuelle Studie der ETH Zürich (externer Link) zeigt, dass dieser Wunsch oft ignoriert wird. Jedes vierte Webportal biete seinen Nutzern demnach einen Widerspruch an, ignoriere diesen aber einfach. Und drei Viertel würden das bloße Schließen der Cookie-Banner schon als Einwilligung zum Tracking betrachten.

Nicht immer muss dahinter böse Absicht stecken. Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks hat etwa der Nomos-Verlag, einer der beklagten Wissenschaftsverlage, angekündigt, seine technischen Einstellungen zu überarbeiten.

Verbraucherzentrale: Die Politik in der Pflicht

Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband sieht die Politik in der Pflicht: "Es sollte hier nicht die Aufgabe der Nutzer sein, um ihre Privatsphäre kämpfen zu müssen", so Glatzner. "Sondern ich sehe das als Aufgabe der Politik."

Die eingereichte Beschwerde könnte ein wichtiger Schritt sein, um Klarheit in die Datenfrage der Wissenschaftsverlage zu bringen.

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