Vor dem Start WNBA-Halbfinales brachte die Cheftrainerin der Las Vegas Aces eine Tafel mit auf die Pressekonferenz, um zu demonstrieren, mit was für einem Monster-Team sie es zu tun hatte. Auf der Tafel stand der Name Leonie Fiebich. Die 24-jährige Landsbergerin ist in der besten Frauenbasketballliga der Welt angekommen - und einer der Gründe, warum dieses Team so schwer zu schlagen ist.
"Wie ein NBA-Kader": Fiebich ist der X-Faktor in New York
Fiebichs Name war einer von vieren, die auf dieser Tafel standen. Allesamt die Big Women der New York Liberty, hinter jedem Namen waren Größe und Spannweite der Spielerinnen aufgelistet. Hinter Fiebich stand 6'4 und 6'4 - 1,93 Meter Größe, 1,93 Meter Spannweite. Mit den 2,08 Metern Spannweite von Jonquel Jones - und vor allen Dingen den 2,15 Metern von Superstar Breanna Stewart (trotz einer Größe von 1,93 Metern) ist das ein ziemlich großes Hindernis für den Ball auf seinem Weg zum Korb. Zum Vergleich: LeBron James hat eine Spannweite von 2,14 Metern und verliert somit den direkten Vergleich mit Stewart.
"Das schaut aus, wie ein NBA-Kader", sagte Las-Vegas-Coach Becky Hammon mit Blick auf die Tafel. "Es zeigt, wie groß und beweglich die da alle sind." Es ist schon ein außergewöhnliches Team, das New York Liberty da zusammengestellt hat. Angeführt von den Superstars Sabrina Ionescu und Stewart marschierte das Team durch die Play-offs und erreichte nach einer recht einseitigen Serie gegen LA (3:1) das Finale.
Von Landsberg in die WNBA
Fiebich ist der X-Faktor in der Mannschaft. Es ist ihr erstes Jahr in der WNBA. Dass sie dort gleich so einschlägt, hatte man zwar gehofft, doch nicht erwarten können. Bei der DJK Landsberg lernte Fiebich das Basketballspielen, debütierte mit 14 bei der ersten Mannschaft und wechselte bald darauf in die zweite Bundesliga zum TS Jahn München, dem sie schnell entwuchs. Als sie beim Bundesligisten TSV 1880 Wasserburg anheuerte, wurden auch Scouts aus der WNBA auf sie aufmerksam - und so sicherten 2020 sich die LA Sparks die Rechte an Fiebich, ohne sie jedoch in die USA zu holen.
Während Fiebich in Europa weiter Karriere machte, erst nach Frankreich wechselte und schließlich bei Casademont Zaragoza anheuerte, wechselten ihre Rechte in den USA munter den Besitzer. Zunächst an Chicago Sky und schließlich, 2023, an New York Liberty. Zweimal wurde Fiebich zur Spielerin der Saison in Spanien gewählt - anscheinend endlich genug Bestätigung ihres Könnens, damit New York Liberty die Landsbergerin zur Saisonvorbereitung in die USA einlud, um sie persönlich einschätzen zu können. Relativ schnell war klar: Fiebich wird bleiben.
Schröder lobt Fiebich: "Eine smarte Spielerin"
Seither ist sie ein wichtiger Bestandteil des Teams, hat sich im Laufe der Saison in die Startformation gekämpft und wird hochgeschätzt. "Wie sie wirft, das brauchst du immer und in jedem Team. Sie ist einfach eine smarte Spielerin. In der Defensive auch sehr smart, sie geht für Steals, sie hilft einer guten Mannschaft", sagte zuletzt der NBA-Profi Dennis Schröder.
So wurde sie in das Rookie-Team der Saison gewählt und zählt somit zu den besten Newcomern der WNBA. Für diese Newcomerinnen sind die Play-offs traditionell der Gradmesser. Dort brechen die Neulinge häufig ein. Fiebich aber dreht auf. Die Landsbergerin steht in den wichtigen Phasen immer auf dem Parkett, konnte ihre Punkteausbeute im Vergleich zur regulären Saison (6,4/Spiel) deutlich steigern (10,5).
"Was für ein Luxus": Fiebich als Schlüsselspielerin für den Titel
Ihre größte Fähigkeit stellte sie im Halbfinale gegen Las Vegasunter Beweis. Zu Beginn kümmerte sie sich in der Defensive um Aces-Superstar Kelsey Plum und schaffte es dennoch zur Not auch Center-Spielerinnen zu übernehmen. Courtney Vandersloot, die an Fiebich ihren Startplatz verlor, war im Anschluss voll des Lobes: "Was für ein Luxus, sie zu haben, die die kleinste Spielerin verteidigen kann und unmittelbar problemlos jede andere Spielerin übernehmen."
Nun wartet auf die Landsbergerin der ultimative Test: die WNBA-Finals, die sie gemeinsam mit ihrer Mitspielerin Nyara Sabally als erste Bayerin überhaupt erreicht hat. In der Finalserie (Best of five) warten die Minnesota Lynx, ausgerechnet das Team, dessen Offensive New York Liberty während der Saison gar nicht unter Kontrolle bekommen konnte.
Experten in den USA sehen dennoch New York in der Serie im Vorteil - auch wegen Fiebich: "Dass Leonie Fiebich jetzt in der Startformation steht, dürfte das Blatt zu Gunsten von New York wenden", sagte etwa Sabreena Merchant gegenüber "The Athletic". Und auch DBB-Kapitän Schröder ist sich sicher, dass New York siegt. Dieses Vertrauen muss Fiebich in der Nacht zum Freitag, beim ersten Spiel der Serie unter Beweis stellen.
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