Skifahren ist ein beliebter Sport. Tausende wedeln an den Wochenenden in den Skigebieten - doch der mangelnde Schnee und die warmen Temperaturen machen den Skiliftbetreibern und den Tourismusverantwortlichen zu schaffen. Das Skifahren im Jahr 2024 ist mit dem vor 50 Jahren nicht mehr vergleichbar.
- "Felix Neureuther · Spiel mit den Alpen" - die neue BR-Dokumentation in der ARD Mediathek
Neureuther: "Meine Kinder werden noch Skifahren können - aber anders"
Felix Neureuther sieht die Problematiken und die Veränderungen, die in letzter Zeit mit dem Skisport einhergehen. Im Interview mit "Hart aber fair"-Moderator Louis Klamroth erklärt der ehemalige Skirennfahrer, dass sich die Gesellschaft schon Gedanken machen muss: "Ist es noch zeitgemäß?" Der Garmisch-Partenkirchener fordert in Deutschland ein Umdenken: "Wieso investieren wir in Deutschland nicht in die Infrastruktur, dass die Menschen besser von A nach B kommen?" Und auch wenn Skifahren sehr teuer geworden sei, "es fahren so viele Menschen wie noch nie Ski. Noch können sie sich das Skifahren leisten."
Die Zukunft betrachtet Neureuther kritisch: "Meine Kinder werden in Zukunft noch Skifahren können - aber anders. Der Wintertourismus ist nicht mehr so planbar: Alles, was unter 1.200 Meter ist, wird in den nächsten 30 Jahren schwierig werden - trotz Beschneiung." Und den dreifachen Familienvater treibt auch eine Sorge um: "Ich habe Angst, dass mir die Kinder vorwerfen: Warum hast du nicht mehr gemacht?"
Stern: "Bedingungen werden immer schwieriger"
In der anschließenden Diskussion stand vor allem das Thema Beschneiung im Mittelpunkt. Diese sichert größtenteils den Wintertourismus, verbraucht aber auch viel Wasser: Drei Millionen Liter pro Hektar Kunstschnee in einer Saison. Der Stromverbrauch ist so hoch wie der Stromverbrauch der Stadt Nürnberg pro Jahr.
Florian Stern vom SC Oberstdorf und Veranstalter der Vierschanzentournee bestätigt die Einschätzung Neureuthers: "Die Bedingungen werden immer schwieriger, vor allem in den mittleren Lagen der Alpen." Für ihn sind Schneekanonen notwendig: "Wir brauchen technische Maßnahmen wie die Beschneiung - sie muss nicht so verteufelt werden, wie es oft getan wird. Der Skitag ist nur für einen kleinen Teil der Emissionen verantwortlich. Ein Verzicht auf Schneekanonen ist natürlich gut für das Klima. Jeder Energieverbrauch ist zu überdenken. Wir müssen so ressourcenschonend wir möglich handeln."
Tourismusexpertin: "Der Ressourcenverbrauch steigt"
Martina von Münchhausen, Expertin für nachhaltigen Tourismus beim World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland, verweist auf die "hochsensible Region Alpen". Zu oft würden noch Wälder gerodet und Straßen für den Tourismus gebaut werden: "Der Alpenraum wird industrialisiert."
Ihre Prognose für die nächsten 50 Jahre: "Die Gebiete werden sich zusammenrotten, Skigebiete in tiefen Lagen müssen aufgeben. Der Aufwand der Beschneiung wird immer größer, der Ressourcenverbrauch steigt, die Gletscher gehen zurück. Das führt vermehrt zu Murenabgängen. Deshalb muss dann auch mehr Geld für die Sicherheit der Sportler ausgegeben werden."
Kaniber setzt auf "sanften Tourismus"
Auch Bayerns Tourismusministerin Michaela Kaniber findet: "Wir müssen uns auf schwierige Zeiten vorbereiten". Die CSU-Ministerin setzt dabei auf sanften Tourismus wie bei den Bergsteigerdörfern. "Es darf keine Überforderung der Regionen stattfinden", fordert sie.
Video: Wie nachhaltig werden die Olympischen Winterspiele 2026?
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!