In Erding wurde Weltmeisterin Franziska Preuß an diesem Dienstag ein herzlicher Empfang bereitet. Insgesamt vier WM-Medaillen hat die 30-Jährige bei den Titelkämpfen im schweizerischen Lenzerheide gewonnen. Damit ging ein riesiger Traum in Erfüllung.
"Am meisten freut mich, dass ich es mir selbst bewiesen habe, das nochmal zu schaffen. In den letzten Jahren hatte ich bei großen Titelkämpfen so oft Plätze zwischen vier und zehn, da hat immer so ein My gefehlt. Jetzt so heimzufahren, tut wirklich gut für die Seele", sagte sie im Interview mit BR24Sport.
Saison ohne Ausfall: "Die Operation war ein Riesenschlüssel"
Gerade mit Blick auf die letzten Jahre, als Preuß zwar immer wieder ihr Potenzial andeutete, aber auch immer wieder Rückschläge - besonders gesundheitlich - einstecken musste, war die WM eine Befreiung für sie. "Es war eine echte Herausforderung, jedes Jahr mit voller Motivation wieder ranzugehen. Jedes Jahr sagt man sich, 'dieses Jahr schaff ich's, ein Podium zu holen', aber jedes Mal scheitert man wieder dran. Die Hürde wird dann jedes Jahr immer höher. Umso schöner, dass ich's jetzt geschafft habe."
Zwischenzeitlich hatte Preuß den Glauben verloren, es noch ganz nach vorne schaffen zu können. Aber sie gab nie auf, unterzog sich vergangenes Jahr einer Nasennebenhöhlen-OP, die ihr in diesem Winter endlich eine Saison ohne längere Ausfallzeit bescherte: "Die Operation war ein Riesenschlüssel. Vorher hatte ich immer diesen Entzündungsherd, und der ist einfach weg. Ich habe das ganze Jahr gemerkt, dass ich viel belastbarer war, hatte mehr Vertrauen in meinen Körper".
Franzi Preuß mit viel Lockerheit am "Traumtag"
In dieser Saison läuft es nun einfach: Preuß führt im Gesamtweltcup, räumte bei der WM Medaillen ab. Sie sagt: "Dass es 'einfach läuft' würde ich jetzt nicht sagen. Da steckt viel Arbeit dahinter. Aber ich konnte peu-à-peu Selbstvertrauen sammeln und hatte mit jedem Rennen mehr Lockerheit."
Bei der WM spielte ihr in die Karten, dass sie gleich in den ersten Wettbewerben erfolgreich war. "Da startet man mit etwas mehr Gelassenheit ins Rennen." In ihrem Goldrennen habe sie sich dann voll auf sich und ihre Leistung fokussieren können: "Es war schon ein Traumtag. Es ist mir dann einfach gut gelungen, bei mir zu bleiben. Nicht einmal im Rennen habe ich dran gedacht, ich kann Weltmeisterin werden. Und dann mit der Deutschlandfahne ins Ziel zu laufen, war echt schön. Das war sehr emotional."
Gesamtweltcupsieg ist "ganz großer Traum"
Und nun? Stehen noch drei Weltcuprennen an, und der Sieg im Gesamtweltcup ist für Preuß zum Greifen nahe: "Meine Motivation, das Gelbe Trikot zu verteidigen, ist zu 110 Prozent da. Ich weiß aber auch: Selbst wenn ich Zweite werden würde, war es für mich eine wahnsinnig gute Saison."
Der Gesamtweltcupsieg sei ihr "ganz großer Traum". Ihre größte Konkurrentin ist die Französin Lou Jeanmonnot, auch die "hätte es verdient, zu gewinnen", so Preuß. Aber eins ist auch klar: "Ich werde so kämpfen wie noch nie, dass ich es schaffe." Allerspätestens dann dürfte Franzi Preuß in einem Atemzug mit Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier genannt werden, die diesen Titel schon gewonnen haben.