Der 1. FC Nürnberg und die Abstiegsangst: Das ist eine Geschichte mit vielen Kapiteln. Nicht umsonst ist der Club in ganz Fußball-Deutschland als Fahrstuhlmannschaft bekannt, die in regelmäßigen Abständen immer wieder für ein bisschen Drama gut ist. Unvergessen und fest in das kollektive Gedächtnis der FCN-Fans eingebrannt: der Abstieg aus der ersten 1. Fußball-Bundesliga in der Saison 1998/99. Von einem vermeintlich sicheren Platz zwölf ging es nach einer 1:2-Niederlage gegen den SC Freiburg auf direktem Wege in Liga zwei. "Wir melden uns vom Abgrund", resümierte damals BR-Reporter Günther Koch aus dem Frankenstadion. Ein solches Szenario: Eine Horrorvorstellung für jeden, der es gut meint mit dem ruhmreichen Club.
Der FCN: Drama-Queen im Abstiegskampf
Auch in der jüngsten Vergangenheit bescherte der 1. FC Nürnberg seinen Anhängern zahlreiche graue Haare. Besonders spektakulär: In der Relegation im Jahr 2020 stand der Club im Rückspiel gegen den FC Ingolstadt bereits mit eineinhalb Beinen in Liga drei, ehe Stürmer Fabian Schleusener in Minute 90+6 seinen großen Zeh ausstreckte, den FCN vor dem unmittelbar bevorstehenden Absturz rettete und sich mit seinem Treffer zum 1:3 aus Nürnberger Sicht zur ewigen Legende im Frankenland spitzelte.
Gegner KSC kommt ohne Druck nach Nürnberg
Mittlerweile spielt Schleusener beim Karlsruher SC, dem Gegner des 1. FC Nürnberg am Sonntag im Max-Morlock-Stadion (Anpfiff 13.30 Uhr), und kann sich über eine wesentlich komfortablere Ausgangslage freuen als sein Ex-Klub. Denn während der FCN zuletzt immer wieder mit sich und zum Teil durchaus schwachen Vorstellungen haderte, kann sich der KSC auf einem bequemen 46-Punkte-Polster ausruhen.
Bereits im Hinspiel hatten die Karlsruher die Nase vorn und machten nach einem zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich durch Nürnbergs Top-Talent Can Uzun kurzen Prozess mit dem Club. Am Ende stand es 4:1 für die Hausherren, die sich vor dem 31. Spieltag auf einem beachtlichen fünften Tabellenplatz festgesetzt haben und die Nürnberger am Sonntag sicherlich vor Herausforderungen stellen werden.
Alte Tugenden wiederbeleben
Für die Fiél-Truppe wird es wichtig sein, jene Tugenden wieder aufleben zu lassen, die der Club zuletzt vermissen ließ: Kampf- und Laufbereitschaft, unbedingter Wille und Kreativität im Spiel nach vorne. Zuletzt wies die Abwehr besorgniserregende Schwächen auf, leichte Gegentore ärgerten sowohl den Trainer als auch Schlussmann Carl Klaus. Und vorne: Da agierte der FCN zuletzt gleichermaßen glück- wie ideenlos. Drei aberkannte Tore im vergangenen Heimspiel gegen den FC Paderborn können nicht darüber hinwegtäuschen, wie schwer sich die Franken derzeit immer wieder tun, Lösungen zu finden, wenn es in Richtung des gegnerischen Strafraums geht.
Vorsatz: Vorne effizienter, hinten sicherer
"Wenn du keine Tore schießt und keine Punkte holst, interessiert es niemanden, dass du ins letzte Drittel gekommen bist. Aber die letzten Duelle müssen wir einfach für uns entscheiden", sagte Cristian Fiél bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Sonntag.
Außerdem sei es wichtig, den Gegner gut vom eigenen Tor wegzuhalten. "Wenn du gegen den KSC den Ball verlierst, können sie dir große Schmerzen bereiten", so der Club-Trainer. "Uns muss bewusst sein, dass wenn wir im Ballbesitz nicht gut positioniert sind, es sehr gefährlich werden kann." In der Abwehr könnte Fiél diesmal mit einer Fünferkette agieren, diese Option wolle er sich offen halten.
Ebenso offen ist, ob der 17 Jahre alte Innenverteidiger Finn Jeltsch wieder von Anfang an Teil der Abwehrreihe sein wird. Der Trainer lobte die Trainingsleistung des FCN-Talents, das zuletzt bei Gegentreffern zum Teil unglücklich wirkte, und nahm seinen jungen Spieler in Schutz: "Wenn ein 17-Jähriger diese Fehler jetzt nicht macht, wann soll er sie sonst machen? (...) Er hat Freude an dem, was er tut und will ständig lernen."
Club will den Dreier - Castrop fehlt
Mit einem Heimsieg gegen den KSC würde der 1. FC Nürnberg die Saison zumindest noch rechtzeitig in sichere Fahrwasser lenken, ehe sich doch nochmal die Konkurrenz aus dem Tabellenkeller auf gefährliche Art und Weise nähern könnte. Nicht helfen kann dabei Jens Castrop. Der aggressive Mittelfeldspieler fehlt dem Club gelbgesperrt.
Club-Trainer Cristian Fiél betonte in den vergangenen Wochen immer wieder, wie wichtig für ihn das Erreichen der rettenden 40-Punkte-Marke sei. Es wäre auch Balsam für die geschundene Cluberer-Seele, die zuletzt nur wenige Highlights im Max-Morlock-Stadion erleben durfte.
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