Was ist mit dem FC Bayern los? Seit Wochen fehlt es dem Rekordmeister an Spielfreude und Leichtigkeit. Wenig ist zu sehen vom Angriffsfußball, mit dem die Münchner bei vielen Spielen in der Hinrunde überzeugten. Vor allem Rekordtransfer Harry Kane und Leroy Sané blieben in den letzten Partien blass.
Thomas Tuchel hat mit taktischen und personellen Experimenten viel probiert, um die Bayern wieder zu alter Stärke zu bringen - doch die Taktikkniffe des Trainers blieben ohne Erfolg. Zu Beginn seiner Amtszeit war Tuchel noch "schockverliebt" in seine Mannschaft - jetzt wirkt der 50-Jährige zunehmend ratloser.
Tuchel scheint an seinen Stars zu verzweifeln
Er scheint an seinen Stars zu verzweifeln. TV-Bilder zeigten ihn, wie er auf der Bank sitzend nach einem Ballverlust fassungslos das Gesicht in den Händen vergrub. Er war geschockt vom "krassen Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit". Nach Abpfiff gratulierte Tuchel pflichtschuldig Trainerkollege Maurizio Sarri und ließ seine erneut schwer geschlagene Bayern-Mannschaft allein auf dem Rasen zurück.
Die 0:1-Niederlage bei Lazio Rom war nach dem blamablen 0:3 im Topspiel bei Bayer Leverkusen der nächste Tiefschlag für die erfolgsverwöhnten Münchner. Es droht die erste titellose Saison seit zwölf Jahren.
Hat Tuchel "die Kabine" noch?
Und irgendwie erinnert die Situation an vergangenes Jahr, als sich der FC Bayern im März nach der Niederlagen gegen Leverkusen von Julian Nagelsmann trennte - Hauptargument damals für die Entlassung des heutigen Bundestrainers: Er habe "die Kabine verloren".
Hat Tuchel die Kabine noch? Ur-Bayer Thomas Müller analysierte nach dem Rom-Spiel, das Team sei "das Gegenteil von einer gefestigten Einheit". Sportdirektor Christoph Freund sagte: "Thomas kämpft auch mit der Situation, weil er die Mannschaft anders Fußball spielen lassen will." Tuchel hatte schon im Sommer auf die Kaderprobleme hingewiesen - aber das allein kann nicht der Grund für den Leistungsabfall seines Teams sein.
Wenn es um die Trainerfrage geht, stellen sich die Spieler wie Müller demonstrativ hinter ihren Trainer. Und auch die Bayern-Bosse rücken öffentlich nicht von ihrem Coach ab. Eine Kurzschlussreaktion - wie damals bei Nagelsmann - wird es wohl erstmal nicht geben.
Kehrt Hansi Flick zum FC Bayern zurück?
Trotzdem kursieren in den Medien schon verschieden Namen, wer denn auf Tuchel folgen könnte - vor allem Hansi Flick wird immer wieder genannt. Der Triple-Trainer verließ 2021 die Bayern. Entscheidend für seinen Abgang damals war auch das problematische Verhältnis mit dem damaligen Sport-Vorstand Hasan Salihamidžić. Doch der ist nicht mehr in Amt und Würden. Und auch mit Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat sich der frühere Bundestrainer laut "Sport Bild" wieder versöhnt. Der Bayern-Patron war damals über Flicks Abgang nicht erfreut.
Der 58-Jährige war schon nach dem Kovac-Aus Feuerwehrmann und brachte die Bayern wieder auf Erfolgskurs. 2020 holte er zusammen mit den Bayern das Triple. Doch wäre Flick auch der Heilsbringer? Der FC Bayern von 2019, als er die Mannschaft übernahm, ist mit dem Team von 2024 nicht mehr vergleichbar.
Als Bundestrainer ist er kläglich gescheitert, weil er einfach kein Mittel fand, die sportlich am Boden liegende Nationalmannschaft wieder zu einem Team zu formen. Und zu oft wechselte er die Taktik - in seinen insgesamt 25 Spielen als Bundestrainer hatte Flick nie in zwei aufeinanderfolgenden Partien der gleichen Aufstellung vertraut.
Mourinho lernt Deutsch
Auch Startrainer José Mourinho geistert als potenzieller Tuchel-Nachfolger in den Gazetten. Laut "Bild" habe der Portugiese sogar schon Deutsch-Stunden genommen und "Bock auf Bayern". Mourinho hatte sich einst als "the special one" beim FC Chelsea einen Namen gemacht. Doch zuletzt schien der Mann, der den FC Porto 2004 sensationell zum Triumph in der Champions League geführt hatte, nur mehr ein Auslaufmodell zu sein.
Sein Vertrag in Rom wäre im Sommer ausgelaufen, bei Tottenham Hotspur zuvor hatte Mourinho, der auch schon die Weltklubs Real Madrid, Manchester United oder Inter Mailand trainierte und stolze 26 Titel gewann, auch nur 17 Monate durchgehalten. Zudem gilt der 61-Jährige als exzentrisch.
Sieg gegen Bochum Pflicht
Bislang sind Flick und Mourinho reine Spekulation. Am Sonntag wird Tuchel beim VfL Bochum (17.30 Uhr/live in der Radioreportage) auf der Bank sitzen. "Die Verunsicherung in der Mannschaft ist da. Ich glaube nicht, dass das von Anfang an der Fall war, aber wir brauchen jetzt ein positives Erfolgserlebnis in Bochum. Wir brauchen positive Emotionen und wir brauchen einen Sieg und vielleicht kommt dann auch diese Selbstverständlichkeit wieder zurück." Mit einem Dreier im Gepäck aus Bochum würde auch wieder mehr Ruhe an die Säbener Straße zurückkehren.
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