FCA-Sportchef Marinko Jurendic (links) und FCA-Geschäftsführer Michael Ströll (rechts).
Bildrechte: BR / René Kirsch

FCA-Sportchef Marinko Jurendic (links) und FCA-Geschäftsführer Michael Ströll (rechts).

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

FC Augsburg: Keine Lust mehr auf "graue Maus"

Der FC Augsburg will weg vom Image als "graue Maus" der Bundesliga. Die Bayerischen Schwaben haben vor ihrer 14. Saison in der Bundesliga keine Lust mehr auf Abstiegskampf. Im Umfeld des Vereins herrscht Euphorie.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

16.000 verkaufte Dauerkarten bedeuten Vereinsrekord, auch knapp 20.000 verkaufte Trikots vorm Saisonstart gab es noch nie. In Augsburg herrscht Aufbruchstimmung, die hat auch den sonst eher besonnenen Geschäftsführer Michael Ströll gepackt: "Der Klassenerhalt zählt schon noch. Aber es geht nicht mehr nur darum, drei Mannschaften hinter uns zu lassen. Wir sind letztes Jahr Elfter geworden. Dieses Ergebnis wollen wir bestätigen und idealerweise noch besser abschließen."

Aufbruch ins Mittelfeld als Zäsur

Die neue Zielsetzung ist für den FCA eine zumindest kleine Zäsur. Bislang galt stets das erfolgreiche Mantra von Ex-Sportchef Stefan Reuter: "Wir suchen drei Vereine, die hinter uns bleiben." Doch der Weltmeister von 1990 hat den FCA letzten Sommer verlassen, nach fast elf Jahren in der Verantwortung. Sein Nachfolger heißt Marinko Jurendic. Der Schweizer mit bosnischen Wurzeln hat keine große Karriere als Fußballprofi vorzuweisen, verfügt dafür über ein großes Gespür für Talente und Kenntnis des internationalen Fußballmarkts.

Zwölf Spieler hat Jurendic in diesem Sommer bereits verpflichtet – 13 verabschiedet. Darunter sind zahlreiche Leihspieler und Eigengewächse aus dem Nachwuchsleistungszentrum, auf die der Verein künftig vermehrt setzen möchte. "Das Team muss jetzt zusammenwachsen und zu einem erfolgreichen Gefüge werden. Alles beginnt wieder bei null", so Jurendic.

Uduokhai, Dorsch und Vargas weiter auf Absprung

Doch der Kaderumbau ist längst nicht abgeschlossen. Felix Uduokhai, Niklas Dorsch und der Schweizer EM-Star Ruben Vargas, allesamt Stammspieler und Stars der Mannschaft, stehen noch vor dem Absprung, wenn die Ablöse stimmt. Das ist laut Sportdirektor Jurendic klar besprochen: "Kein Spieler von uns ist unverkäuflich, also werden wir schauen, was für alle Beteiligten die beste Lösung ist."

Die Schwaben wollen zwar sportlich weiter in der Tabelle nach oben, sie müssen aber auch die Finanzen im Blick behalten, das geht allen kleineren Klubs gleich: Verkäufe von Stars sind eine wichtige Einnahmequelle.

Nationalspieler Wolf als Stareinkauf

Umso erstaunlicher, dass der Klub mit Marius Wolf einen Nationalspieler für sich begeistern konnte. Der Rechtsverteidiger kommt ablösefrei aus Dortmund und ist vom Augsburger Ansatz überzeugt: "Die Art und Weise, wie die Mannschaft geführt wird, wie sie letzte Saison gespielt hat, das hat mich überzeugt. Das Gesamtpaket stimmt einfach." Zum Gesamtpaket zählt für den Oberfranken sicher auch das Gehalt, auch da kann der FCA mittlerweile mit vielen anderen Teams mithalten. Geschäftsführer Ströll sieht die Verpflichtung von Wolf daher auch als Signal an die Konkurrenz: "Das dokumentiert die Wahrnehmung über die Grenzen der Stadt hinaus. Deswegen ist dieser Transfer für uns sehr gut."

Weg vom Image der "grauen Maus"

Mit Spielern wie Wolf oder Stürmer Philipp Tietz will der FC Augsburg weg vom über Jahre verfestigten Image als "graue Maus". Trainer Jess Thorup unterstützt dieses Ziel ausdrücklich, der Auftakt gegen Werder Bremen ist dem Dänen jetzt aber erst mal wichtiger: "Für mich hört sich das sehr gut an. Ich bin auch sehr ambitioniert. Aber mein Fokus ist jetzt ein guter Start in die Bundesliga. Wir wollen das erste Spiel gewinnen."

Wie weit es für den FC Augsburg im 14. Jahr in der ersten Bundesliga gehen kann, bleibt abzuwarten, hinter dem Kader stehen noch zahlreiche Fragezeichen. Dass die viele Fans in ihrer Euphorie bereits wieder vom "Kampf um Europa" träumen und den übergroßen Nachbarn FC Bayern in Schlagdistanz wähnen, darüber kann aber selbst der euphorisierte Geschäftsführer Michael Ströll nur schmunzeln: "Wir vergleichen uns nicht mit anderen Vereinen, auch nicht mit Bayern München. Das wäre vermessen. Wir sind der FC Augsburg. Marinko und ich bilden ein sehr gutes Duo. Wir haben noch viel vor mit dem Klub."

Der FCA startet am Samstag mit einem Heimspiel gegen Werder Bremen in die neue Saison. Die Arena ist ausverkauft.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!