Oliver Kahn möchte die Vorwürfe, er habe den FC Bayern in eine finanziell prekäre Situation gebracht, nicht auf sich sitzen lassen. "Die Gehälter wurden stets mit dem Finanzvorstand und dem Aufsichtsrat abgestimmt und freigegeben. Alle waren sich einig", sagte er dem Kicker.
Zuvor war es zu Diskussionen gekommen, Kahn habe in seiner Zeit als FCB-Vorstandsvorsitzender mit dem damaligen Sportvorstand Hasan Salihamidzic zu hohe Gehälter bewilligt. Das wiederum würde nun die Arbeit vom jetzigen Sportvorstand Max Eberl erschweren.
Teure Vertragsverlängerungen wie die von Leon Goretzka, Serge Gnabry und Kingsley Coman fielen allesamt in die Ära Kahn/Salihamidzic.
Kosten Müller, Kimmich & Co mehr als andere Top-Mannschaften?
Doch der 55-Jährige weist die Anschuldigungen klar von sich: "Die Quote der Gehaltskosten für den Spielerkader im Verhältnis zum Umsatz lag wie in der Vergangenheit unter 50 Prozent. Diese Größe ist im Vergleich zu anderen europäischen Klubs, bei denen sie teilweise bei 80 Prozent und mehr liegt, ein Top-Wert."
Für Kahn halten sich die Gehälter im Rahmen – vor allem im internationalen Vergleich. "Jeder Verein, der in den letzten Jahren die Champions League gewonnen hat, hat weit höhere Gehaltskosten als der FC Bayern."
Doch stimmt das wirklich? Wie viel gibt der FCB verglichen mit den internationalen Top-Klubs aus?
Diese Gehälter zahlen Europas Topklubs
Blickt man auf den Bericht "The European Club Finance and Investment Landscape" der UEFA für das Jahr 2023, so lässt sich Kahns These bestätigen. Der deutsche Rekordmeister zahlte an seine Spieler im Jahr 2023 insgesamt 416 Millionen Euro.
Die größeren Spendierhosen haben andere Klubs an: Der FC Barcelona steht auf Platz eins mit 639 Millionen Euro Gehaltskosten im Jahr 2023. Paris Saint Germain folgt mit 617 Millionen Euro.
Mit 554 Millionen Euro reihte sich Manchester City auf Rang drei ein. Aber auch der spanische Rekordmeister Real Madrid (453 Millionen) und der englische FC Liverpool (429 Millionen) griffen tiefer in die Taschen als die Münchner.
In der Bundesliga gibt niemand so viel aus wie der FC Bayern
Zu den Top-Klubs, die hinter dem FCB liegen, zählen etwa der FC Chelsea, Manchester United, Juventus Turin und Arsenal. Beim FC Chelsea führt die UEFA mit 397 Millionen Euro allerdings die Zahl des Jahres 2022 an. Gut möglich, dass die Engländer 2023 vor dem FC Bayern lagen.
In der Bundesliga hingegen war der deutsche Rekordmeister mit seinen 416 Millionen zuletzt der großzügigste Verein, wenn es um die Gehälter geht. Dortmund ließ sich seine Spieler im Jahr 236 Millionen kosten, RB Leipzig 192 Millionen.
Im UEFA-Report sind die 20 Top-Klubs Europas aus dem Jahr 2023 erfasst. Der aktuelle deutsche Meister Bayer Leverkusen taucht deshalb noch nicht in der Liste auf.
Gehalts-Ausgaben vs. Umsätze
Oliver Kahn setzt in seiner Verteidigung die Gehaltsausgaben in Verhältnis zu den Umsätzen der Vereine. 2023 gaben Europas Top-Klubs durchschnittlich 65 Prozent der Umsätze für Gehälter aus.
Die deutschen Top-Klubs liegen darunter: In München und Dortmund entfallen 56 Prozent des Gesamtumsatzes auf die Gehälter, in Leipzig 54 Prozent.
Spitzenreiter im Ranking sind die englischen Premier-League-Klubs Aston Villa (92 Prozent), FC Everton (90 Prozent) und Leicester City (85 Prozent). Der FC Bayern verzeichnete im Jahr 2023 laut UEFA einen Gesamtumsatz von 744 Millionen Euro.
Real Madrid mit unterdurchschnittlichen Gehaltskosten
Spannend: Real Madrid, eines der erfolgreichsten europäischen Teams der vergangenen Jahre, gibt gerade einmal 54 Prozent für Gehälter aus. Manchester City, der Champions-League-Gewinner 2023, kommt auf 66 Prozent.
Die international zuletzt wenig erfolgreichen Klubs Paris St. Germain (76 Prozent) und FC Barcelona (78 Prozent) stecken dagegen über drei Viertel ihres Umsatzes in die Spielergehälter.
Ausgaben steigen im Verhältnis nicht an – Erfolge auch nicht
Kahns Rechnung geht also auf: In absoluten Zahlen, aber auch im Verhältnis zum Umsatz, halten sich die Ausgaben für Gehälter beim FC Bayern im Rahmen. Die Ausgaben für Spieler-Gehälter stiegen zwar beim FC Bayern an, doch auch die Umsätze wuchsen, allein von 2022 zu 2023 um 14 Prozent.
Im Rahmen hielten sich aber in derselben Zeit auch die Erfolge: Klubs wie Real (fünf der vergangenen zehn Champions-League-Spielzeiten gewonnen) oder Manchester City (sechs Mal Premier-League-Meister in sieben Jahren) zahlen zwar mehr für ihre Spieler, die Ausgaben spiegeln sich aber auch in den Leistungen wider.
Bei den Münchnern hingegen fällt die Leistungskurve ab. Im Frühjahr 2024 ging der FCB titellos aus der Saison.
Klar ist: Mittlerweile soll der FC Bayern Geld einsparen, vor allem an den Gehältern. Der Aufsichtsrat hat dem neuen Sportvorstand Eberl einen Sparkurs von 20 Prozent verordnet.
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