Auf dem Spielfeld in der Münchner Arena tummelten - wie man es dort gewohnt ist - großartige Offensivfußballer: Harry Kane, Jamal Musiala, Michael Olisé, Serge Gnabry. Die ersten lauten Ovationen beim 1:0-Sieg Spiel über Benfica erhielten allerdings zwei Spieler, die zuletzt häufiger Stöhnen und Ächzen beim Münchner Publikum hervorriefen: Min-jae Kim und Dayot Upamecano.
Null-Tore-Serie: FC Bayern wie zuletzt in der Triple Saison
In der 18. Minute leisteten sich die Münchner einen gefährlichen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung und Benficas Kerem Aktürkoglu wurde mit einem langen Ball hinter die Münchner Verteidigung auf die Reise geschickt. Eine Situation, die in dieser Spielzeit immer wieder zu Gegentoren geführt hatte. Doch diesmal erkannt Kim die Situation früh, schob seinen wuchtigen Körper zwischen Ball und portugiesischen Angreifer und löste die Situation unaufgeregt.
Auch im Verlauf blieb die Münchner Innenverteidigung stabil. Die Portugiesen kamen nach 90 Minuten nur auf einen einzigen Schuss, der nicht auf das Tor von Manuel Neuer ging - und so stand am Ende der Partie die für den knappen Sieg so wichtige 0 in der Torstatistik von Benfica stehen. Damit blieb der FC Bayern nun vier Spiele in Folge ohne Gegentor. Eine Leistung, die den Münchnern zuletzt vor ziemlich genau vier Jahren gelungen war - in der Triple Saison unter Hansi Flick.
Nur 5,5 Schüsse pro Spiel: Abwehr sicherer als unter Tuchel
Doch Träume vom Champions-League-Pokal sind aktuell noch nicht angesagt. Schließlich sind die herben Rückschläge gegen Frankfurt und den FC Barcelona noch nicht allzu lang her - und von den Gegnern der Serie war nicht unbedingt ein Offensivfeuerwerk zu erwarten: VfL Bochum, Mainz 05, Union Berlin und nun ein Benfica Lissabon, das mit Fünfer-Abwehrkette vor allen Dingen Defensiv-Arbeit in München betrieb.
Und doch gibt es einige Anzeichen, dass diese Münchner Defensive tatsächlich stabiler ist, als es in den vergangenen Spielzeiten der Fall war. Besonders was gegnerische Torschüsse angeht, liefert der FC Bayern derzeit Spitzenwerte ab. Nur 5,44 Schüsse lassen die Münchner in der Bundesliga laut dem Statistik-Portal "fbref" pro Bundesligaspiel zu. Unter Tuchel war dieser Wert beinahe doppelt so hoch (10,3).
FC Bayern ist das Bollwerk der Bundesliga
Mit diesem Wert ist das Team von Vincent Kompany deutlich besser als zum Saisonstart, wo der VfL Wolfsburg (9 Schüsse) und der SC Freiburg (8 Schüsse) zu zahlreichen guten Gelegenheiten kamen, und den anderen Bundesligisten deutlich voraus, was das Verhindern von Abschlüssen angeht. Der BVB lässt als zweitbester in dieser Statistik 10,1 Schüsse zu. Auch bei den Schüssen aufs Tor (1,56) liegt der FC Bayern deutlich unter den Werten der Konkurrenz. Und in Champions League lässt nur Paris Saint-Germain weniger gegnerische Schüsse zu als der FC Bayern.
Grund dafür ist das hohe und intensive Pressing des FC Bayern, das den Mannschaften kaum Luft für einen geordneten Spielaufbau gibt. Zudem greifen die Mechanismen nach dem Trainer- und Systemwechsel im Sommer immer besser. Und: Die Mannschaft scheint aus der Niederlage gegen den FC Barcelona gelernt zu haben, gehen deutlich entschiedener in die Zweikämpfe und sichern die Innenverteidiger, die bei Kontersituationen oft herauseilen, um den Gegenangriff im Keim zu unterbinden, besser ab.
Kimmich verteilt Sonderlob an Harry Kane
"Man merkt, dass alle mitarbeiten und hungrig sind, das Tor zu verteidigen", analysierte Kimmich nach dem Spiel und sprach ein Sonderlob an Harry Kane aus, der nicht nur der Toptorschütze und Vorbereiter der Münchner ist, sondern auch erster Verteidiger nach einem Ballverlust: "Wenn wir die Videoanalyse machen und sehen, wie der Harry nach hinten arbeitet, dann ist das schon ein Schlüssel", so Kimmich.
Auch Max Eberl erkannte eine Veränderung in der Verteidigung seit dem Spiel gegen den FC Barcelona. "Wir haben nie gesagt, dass wir nicht aus unseren Fehlern lernen", erklärte Sportvorstand des FC Bayern nach der Partie und ergänzte: "Vinni und sein Trainerstab schauen sich das intensiv an."
Die Defensive des deutschen Rekordmeisters kommt deutlich stabiler her, als zuletzt. Es wirkt so, als hätten die Münchner den Schlüssel, um schwächere Teams zu dominieren, unter Kompany wieder gefunden. Für die Meisterträume ist das ein gutes Zeichen. Ob diese Verteidigung allerdings auch gegen Spitzenteams in der Champions League standhält? Diesen Beweis muss die Mannschaft noch erbringen.
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