Absperrgitter und Durchgang-Verboten-Schild (Symbolbild)
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Absperrgitter und Durchgang-Verboten-Schild (Symbolbild)

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Möglicher Bombenfund in München: Die wichtigsten Infos

Ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg mitten in München? Der mögliche Bombenfund bei Bauarbeiten zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke könnte am Samstag zu massiven Einschränkungen führen – besonders für Anwohner und Zugreisende. Was Sie wissen müssen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Ein verdächtiger Metallgegenstand in dreieinhalb Metern Tiefe – dieser Fund bei Bauarbeiten zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München beschäftigt die Experten des Kampfmittelräumdiensts. Der Verdacht: Es könnte eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg sein. Sollte sich das am Freitag bestätigen, müssen sich Anwohner und Zugreisende auf ein nervenaufreibendes Wochenende einstellen. Welche Häuser evakuiert würden, wo Straßensperren drohen und wie der Zugverkehr eingeschränkt wäre – die wichtigsten Fragen und Antworten zum möglichen Bombenfund.

Wer muss im Bombenfall Haus oder Wohnung verlassen?

Bereits am Donnerstag hat die Feuerwehr München eine Karte veröffentlicht, die abhängig von der Größe der Bombe drei mögliche Sperrkreise zeigt, mit einem Radius um die Fundstelle von 300, 500 oder 700 Metern. Darüber hinaus gibt es Listen, welche Adressen betroffen wären – ebenfalls für einen Radius von 300, 500 oder 700 Meter (pdf-Dateien, externer Link). Um eine rechtzeitige Information zu gewährleisten, würde die Feuerwehr laut einem Sprecher bereits am Freitagnachmittag in den Briefkästen der betroffenen rund 18.000 Wohnungen Flugblätter verteilen.

Sollte sich am Freitag herausstellen, dass es sich um eine zu entschärfende Fliegerbombe handelt, müssten die Anwohner innerhalb des Sperrkreises am Samstag (8. Juni) bis spätestens 9 Uhr ihr Haus oder ihre Wohnung verlassen. Die Feuerwehr betont: "Im Zweifelsfall sind die Polizeibeamten ermächtigt, Wohnungen unter Einsatz von unmittelbarem Zwang zu räumen." Wer einen Kranken- oder Behindertentransport benötigt, soll sich unter der Telefonnummer 089-19222 melden. Bei einer Entschärfung soll es am Samstag ab 8 Uhr zwei Betreuungsstellen für Anwohner geben: das Wittelsbacher Gymnasium (Marsplatz 1) und das Käthe-Kollwitz-Gymnasium (Nibelungenstraße 51a).

Strom und Gas werden laut Feuerwehr nicht abgestellt. Mit Blick auf Haustiere heißt es in der Mitteilung: "Ihr Haustier kann in dieser Zeit in der Wohnung bleiben, wenn Sie keinen Platz haben, wo Sie mit Ihrem Tier unterkommen können. In den Betreuungsstellen sind keine Haustiere zugelassen (Allergiker, Lärm, Unverträglichkeiten unter den Tieren, Hygiene, etc.)."

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Möglicher Bombenfund an der Donnersbergerbrücke in München – das wären die Sperrkreise

Wie lange dauert die Entschärfung?

Die Bombenentschärfung würde am Samstag um die Mittagszeit beginnen und kann mehrere Stunden dauern. Wann die Anwohner zurückkönnen, wird sich zeigen: "Sobald Feuerwehr und Polizei darüber informieren, dass die Sperrung aufgehoben ist, können Sie zurück in Ihre Wohnung bzw. an Ihren Arbeitsplatz", heißt es in der Mitteilung der Feuerwehr. "Das Ende der Sperrung wird über Rundfunk und in den Sozialen Medien der Feuerwehr München (#Donnersbergerbruecke) bekannt gegeben."

Fern- und Nahverkehr: Was müssen Zugreisende beachten?

Da sich die mutmaßliche Fliegerbombe im Gleisbett westlich der Donnersbergerbrücke befindet, kann es laut Bahn ab 10 Uhr am Samstagvormittag bis zu einer erfolgreichen Entschärfung zu Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr der Deutschen Bahn (DB) in Südbayern kommen. Außerdem müsste die Deutsche Bahn ihre Betriebszentrale räumen. Zwischen Pasing und Hauptbahnhof wäre kein Zugverkehr mehr möglich. Alle Züge, die normalerweise bis oder ab München verkehren, würden laut Bahn im Zeitraum der Entschärfung an verschiedenen Bahnhöfen in München und dem weiteren Umland vorzeitig enden und nicht bis zum Hauptbahnhof fahren. Sollte es sich nicht um eine Fliegerbombe handeln, fahren die Züge im Fern- und Regionalvekehr planmäßig.

Anders sieht es bei der S-Bahn München aus. Es steht jetzt schon fest, dass hier in jedem Fall ein Sonderfahrplan zum Einsatz kommt. Dieser gilt am Samstag von 10 Uhr bis 18 Uhr. Auf der gesamten Stammstrecke sowie ab und bis Moosach, Allach und Siemenswerke fahren dann in diesem Zeitraum laut DB keine S-Bahnen. Auf den westlichen Linienästen verkehren die Bahnen nur alle 20 bis 60 Minuten. Auf den östlichen Linienästen besteht regulärer Verkehr ab und bis zum Ostbahnhof bzw. Giesing. Einzig die S8 fährt zwischen Ostbahnhof und Pasing ohne Zwischenhalt über den Südring. Wegen Bauarbeiten ist dies jedoch nur bis etwa 14 Uhr möglich. Danach endet auch die S8 vorzeitig in Pasing bzw. am Ostbahnhof.

Die Bahn begründet den auf jeden Fall geltenden Sonderfahrplan der Münchner S-Bahn mit den sehr aufwendigen Planungen. So müsse der Personal- und Fahrzeugeinsatz der täglich rund 1.000 S-Bahnfahrten im Stammstreckengebiet komplett umgearbeitet werden. Sollte es doch zu keiner Entschärfung kommen, wird die DB nach eigenen Angaben versuchen, zusätzliche S-Bahnfahrten auf der Stammstrecke möglich zu machen.

Was ist mit U-Bahn, Bussen und Tram?

Inwiefern Busse und Tram-Linien betroffen sind, hinge vom letztlichen Sperrkreis ab. Sollte es zu einer Entschärfung kommen, müssten laut einem Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) einige Buslinien umgeleitet sowie die Tramlinien 18 und 19 unterbrochen werden. Die U-Bahn dürfte laut dem MVG-Sprecher nicht betroffen sein.

Welche Straßen sind betroffen?

Das hängt ebenfalls davon ab, für welchen Sperrkreis sich die Einsatzkräfte im Fall einer Entschärfung entscheiden. In jedem Fall wäre die Donnersbergerbrücke selbst nicht passierbar, zudem höchstwahrscheinlich Teile der Arnulfstraße und der Landsberger Straße.

Bei einer Entschärfung würden auch Teile des Mittleren Rings gesperrt. Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte bei einem Bombenfund daher im Zweifel am Samstag das betroffene Gebiet in der Münchner Innenstadt weiträumig meiden.

Wo gibt es weitere Informationen?

Zum einen im Presseportal der Feuerwehr München, zum anderen auf der Homepage der Stadt München (jeweils externer Link). Auch ein Bürgertelefon ist bis einschließlich Samstag eingerichtet: 089/2353-55555.

Warum ist der Fundort besonders unglücklich?

Die Donnersbergerbrücke ist eine der wichtigsten Brücken in der Münchner Innenstadt und ein zentraler Verkehrsknotenpunkt. Entsprechend größer sind die Einschränkungen im Fall eines Bombenfunds im Vergleich zu einer Entschärfung auf einem unbewohnten Baugebiet außerhalb der Stadt.

Bereits vor zweieinhalb Jahren stießen Bauarbeiter auf der Baustelle für die zweite Stammstrecke an der Donnersbergerbrücke auf einen Blindgänger. Damals detonierte die Fliegerbombe, es gab mehrere Verletzte. Die Explosion richtete laut der Polizei rund fünf Millionen Euro Sachschaden an.

Warum dauert es einige Tage bis Gewissheit herrscht?

Die Sondierung ist aufwändig, es müssen mehrere Löcher gebohrt werden. Experten werten dann die Ergebnisse der vorgenommenen Messungen aus. Am Freitag sollen Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes das Fundstück ausgraben und begutachten. Auch das braucht Zeit.

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Möglicher Bombenfund an der Donnersbergerbrücke in München – um dieses Gebiet geht es

Wann wird generell entschärft, wann gesprengt?

Das hängt bei Bombenfunden davon ab, ob die Experten vom Kampfmittelräumdienst den Zünder ausbauen können oder nicht. Häufig ist das möglich, dann wird die Bombe erst entschärft und der Sprengstoff wird später an anderer Stelle vernichtet. In Einzelfällen klappt es auch nicht, den Zünder auszubauen. Dann kommt es vor Ort zu einer kontrollierten Sprengung. Beispiel München: In Schwabing sorgte eine solche Sprengung im August 2012 für massive Schäden.

Dass Blindgänger gefunden werden, passiert häufig. Bis heute liegen auch in Bayern im Boden Bomben, Granaten, Panzerfäuste und Patronenmunition aus dem Zweiten Weltkrieg. Bundesweit sind es laut Schätzungen noch rund 100.000 bis 300.000 Tonnen Blindgänger. Jährlich müssen Spezialisten in Deutschland rund 5.000 Bomben entsorgen.

Gefährlich sind die Blindgänger auch nach Jahrzehnten noch. "Auch wenn Fliegerbomben und Munition seit Jahrzehnten unentdeckt im Erdreich ruhen, haben sie ihre Sprengkraft nicht verloren", heißt es etwa auf der Webseite der Stadt Nürnberg. "Im Gegenteil: Blindgänger sind heute sogar gefährlicher, da sie jahrelanger Erosion und Bodenfeuchtigkeit ausgesetzt waren. Sprengstoffe, Metallhüllen und Zünder wurden dadurch instabiler und verhalten sich unberechenbar."

Wer bezahlt die Kampfmittelräumung?

Wer die Kosten für die Kampfmittelräumung übernimmt, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Bayern gilt: In öffentlichen Bereichen zahlt der Freistaat, Grundstücksbesitzer müssen die Kosten im Regelfall selbst tragen.

Auch wenn sich der Bombenverdacht bestätigen und rund um die Donnersbergerbrücke am Samstag eine Ausnahmesituation herrschen sollte, zeigt sich die Feuerwehr München vorab optimistisch: "Wir gehen fest davon aus, dass die Bombe planmäßig entschärft wird."

Mit Informationen von dpa

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